Weibliche Ärzte
Ausstellung im Foyer der Unibibliothek ging zu Ende
Aus Anlass des 250-jährigen Doktorjubiläums von Dorothea Christiane Erxleben wurden von Prof. Dr. Eva Labouvie, Institut für Geschichte, und von Dr. Eva Brinkschulte, Geschichte, Ethik und Theorie der Medizin, die Tagung Pionierinnen, Wissenschaftlerinnen, Kämpferinnen: Dorothea Christiane Erxleben und die weibliche Seite der (Natur-)Wissenschaft sowie die Präsentation der gerade zu Ende gegangenen Ausstellung "Weibliche Ärzte" initiiert. Ergänzt wird die Veranstaltungsreihe durch eine Podiumsdiskussion (siehe nebenstehende Ankündigung).
Die ursprüngliche Ausstellung "Weibliche Ärzte – Die Durchsetzung des Berufsbildes in Deutschland 1876-1945" wurde um die Bereiche "Frauen in den Naturwissenschaften" (16. bis 18. Jahrhundert) und um einen biographischen Teil zu Dorothea Erxleben erweitert. Ebenso wurde der Entwicklung in der Nachkriegszeit in beiden deutschen Staaten durch einen Vergleich BRD – DDR Rechnung getragen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stand die Geschichte der Berufspraxis der Ärztinnen in Deutschland. Den Beginn markiert die sogenannte "erste und zweite Generation" von Ärztinnen, die noch keine deutsche Approbation besaßen, sondern im Ausland, vornehmlich in der Schweiz, studiert hatten. Im Rückblick auf 100 Jahre Frauenmedizinstudium wurde der mühsame Weg der Zulassung von Frauen an deutschen Universitäten deutlich. Im Spannungsfeld zwischen sozialem Engagement und dem Ringen um Professionalität konstituierte sich über vielfältige Aktivitäten und Initiativen die Berufspraxis der Ärztinnen.
Über die Forderung nach "weiblichen Ärzten für weibliche Patienten" etablierten sich – neben der Privatpraxis – die ersten Berufsfelder als Ärztin bei der Krankenkasse für weibliche Angestellte, bei der Sittenpolizei sowie als Schulärztin. Daneben gründeten die Ärztinnen eine Poliklinik für unbemittelte Patientinnen, der eine chirurgische Belegklinik angeschlossen wurde.
Aufklärung über Körperfunktionen, Ratschläge zur Körperhygiene im weitesten Sinne (Kinderpflege, Kleidung, Ernährung etc.) und Aufklärung über Verhütungsmittel im Sinne einer Familienplanung waren Themenbereiche, die die Ärztinnen besetzten. Die Umsetzung in eine berufliche Praxis realisierte sich in den Ehe- und Sexualberatungsstellen der Weimarer Zeit, in denen viele Ärztinnen mitarbeiteten. In diesem zeitlichen Kontext wird ein weiteres Thema – die "immerwährende Debatte um den §218" – aufgegriffen. Als zeitlich folgender Bereich wurde der Komplex "Frauen und medizinische Wissenschaft" beleuchtet. Erst ab 1920 konnten Medizinerinnen laut Gesetz im Berufsbild der Hochschullehrerin eine berufliche Perspektive erblicken, denn erst zu diesem Zeitpunkt wurden Frauen zur Habilitation zugelassen.
Schließlich wurde noch die standesmäßige Organisierung der Ärztinnen thematisiert. Der 1924 erfolgte Zusammenschluß zum "Bund Deutscher Ärztinnen" markiert den Übergang von der Profession zu Professionalität von Frauen im ärztlichen Beruf. Bereits im April 1933 hat dieser Bund den Ausschluss aller jüdischen Ärztinnen vollzogen. Das Mitwirken der Ärztinnen in den Einrichtungen des NS-Gesundheitssystem war erwünscht und entsprach durchaus den Erwartungen – zumindest eines Teils der Ärztinnen. Die in dieser Zeit eingeleitete Umschichtung der Berufstätigkeit, von der Ärztin in eigener Praxis zur angestellten Ärztin, fand in der Nachkriegsgeschichte ein Kontinuum.
Zur Ausstellung ist in der "Edition Hentrich" ein Begleitbuch (Hrsg. Eva Brinkschulte) mit gleichnamigem Titel erschienen.