Die Bibliothek als Organismus

25.06.2004 -  

Mitgliederversammlung der Freunde und Förderer

Der Rektor, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, hatte die Mitglieder der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg eingeladen, ihre jährliche Mitgliederversammlung in der neuen Universitätsbibliothek abzuhalten, um ihnen das neue Bauwerk, das die Universität im vergangenen Jahr in Besitz genommen hat, zu zeigen.

Der Vorsitzende der Gesellschaft, Reinhard Darius, Bundesbankdirektor der Landeszentralbank, Erster Direktor der Filiale Magdeburg, gab einen kurzen Bericht über die Aktivitäten des Vereins im zurückliegenden Jahr. Das Universitätsjubiläum unterstützten die Freunde und Förderer mit einer Summe von 15000 Euro. Gefördert wurden weiterhin der Universitätschor, Gastaufenthalte ausländischer Wissenschaftler an unserer Universität und die Veranstaltung "Uni am Markt". Für die Dissertationspreise und den Forschungspreis, die auf dem akademischen Festakt vergeben wurden, stellte die Commerzbank-Stiftung Mittel zur Verfügung. Die Commerzbank-Stiftung und die deutsche Bundesbank seien die beiden bedeutendsten Spender, hob der Vorsitzende hervor. Noch nicht zufrieden zeigte sich der Vorstand der Gesellschaft mit der Entwicklung der Mitgliederzahlen. Im Berichtszeitraum kam nur ein neues Mitglied hinzu.

Den Festvortrag der diesjährigne Mitgliederversammlung hielt Prof. Dr. Wolfgang Adam vom hiesigen Institut für Germanistik, Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur. Er hatte ihn, passend zum Ort der Versammlung, unter das Thema Bibliothek als Organismus. Die Killy-Bibliothek und die Stiftung Neumann in der Universitätsbibliothek Magdeburg gestellt. Eine Büchersammlung, die den Namen Bibliothek verdient, sei mehr als nur eine zufällige Anhäufung von Büchern, so Professor Adam, sie entstünde in der Regel über einen langen Zeitraum. Wie eine Büchersammlung angelegt ist, wie ihre Schwerpunkte gewählt wurden, die Ordnung, nach der die Bände aufgestellt wurden erlauben Rückschlüsse auf das Wissen vergangener Epochen. Bibliotheken werden zu Seismographen für kulturhistorische Entwicklungen und Teil der kulturellen Gedächtnisse einer Gesellschaft. Die Universität mit Literatur für Forschung und Lehre zu versorgen, diese Aufgabe haben Hochschulbibliotheken. Ihre Bestandserweiterung erreichen sie u.a. durch Ankäufe von Büchernachlässen oder Einwerben von Stiftungen. Die junge Universitätsbibliothek Magdeburg besitzt eien Reihe herausragender Spezialsammlungen – die Sammlungen von Walther Killy, des Ehepaares Herbert Göpfert und Renate von Heydebrandt oder die Ute und Wolfram Neumann-Stiftung.

Walther Killy gehört zu den bedeutendsten Germanisten der Nachkriegszeit. Seine Sammlung umfasst 6085 Titel. Es sei sehr aufschlussreich, wie die vielfältigen Aktivitäten von Killy ihre Spuren in der Bibliothek hinterlassen haben, u.a. im Mikroorganismus – wie Professor Adam handschriftliche Anstreichungen, in die Bücher eingelegte Briefe sowie Zeitungsausschnitte, Kommentare zu Gelesenem oder Widmungsexemplare bezeichnete. Killy nutzte seine Bibliothek als Arbeitsinstrument.

Eher gekennzeichnet durch bibliophile Sammelleidenschaft ist die Ute und Wolfram Neumann-Stiftung, die der Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik und seine Gattin der Universitätsbibliothek überließen. In den Büchern kristallisiert sich das kulturelle Gedächtnis des 20. Jahrhunderts. Das Glanzstück der Sammlung ist die Insel-Bücherei. Zudem verwies Professor Adam auch auf die anderen gesammelten Reihen, wie die Bücherei des Schocken-Verlages, einem bedeutenden Dokument jüdischer Kultur in Deutschland, die Reihen Pieper, Weberschiffchen, Seemanns Bibliothek der Kunstgeschichte oder Eiserner Hammer.

Die Spezialsammlungen der Magdeburger Universitätsbibliothek böten für Studierende und Lehrende für die nächsten Jahrzehnte interdisziplinäre Forschungsaufgaben in Hülle und Fülle an.

Letzte Änderung: 25.06.2004 - Ansprechpartner: Webmaster