Internet und Menschenrechte
Seminarergebnisse in Volksstimme online
Was Mitte der 60er Jahre mit der Verbindung zwischen zwei Computern begann, ist heute ein weltumspannendes Informationsmedium: das Internet. Es sprenngt inzwischen alle Grenzen, birgt schier unerschöpfliche Ressourcen, zugleich aber auch unzählige Gefahren. Das Internet stellt für Milliarden von Nutzern eine wichtige Informations- und Kommunikationsbasis dar, anderseits ist es aber auch Plattform für Rassisten, Fundamentalisten, Kriminelle.
In dem soeben erschienenen Buch "Menschenrechte" (UTB 2437) berichtet Prof. Dr. Karl Peter Fritzsche, Institut für Politikwissenschaft, auch über das Internet als eine wesentliche Quelle, sich über Menschenrechte und Menschenrechtsverletzungen zu informieren. "Ob Wissenschaftler, Studenten oder Aktivisten, für alle, die sich informieren möchten, ist das Internet unverzichtbar", unterstreicht Professor Fritzsche, der an unserer Universität den UNESCO-Lehrstuhl für Menschenrechtserziehung, den ersten in Deutschland, inne hat. Inzwischen vermittelt das Internet sogar klassische Bildungsangebote zur Menschenrechtserziehung. Ganz besonders weist Professor Fritzsche auf den UNESCO-Bildungsserver zu diesem Thema hin.
Deshalb bot er im vergangenen Semester ein Seminar "Menschenrechte und Internet" an. Das besondere daran, es war eine fakultätsübergreifende Offerte, besucht von Studenten der Politikwissenschaft und der Computervisualistik gleichermaßen. Eine sehr spannende Kombination meint auch Christian Warnke, der im Magisterstudiengang Politikwissenschaft und Geschichte studiert. Er habe zum einem viel über die technischen Hintergründe dieses sich so rasant entwickelnden Mediums gelernt und viele Compwuterfachbegriffe mal erläutert bekommen. Zum anderen sind auch die Menschenrechte ein politikwissenschaftlich spannendes Thema. Seit über 50 Jahren gibt es die Europäische Menschenrechtskonvention. Bekannt jedoch ist sie kaum. Das Medium Internet kann dazu genutzt werden, über Menschenrechte und deren Schutz aufzuklären und auch deren Verletzung aufzuzeigen, um damit eine Weltöffentlichkeit zu erreichen.
Der Politologe Fritzsche hatte in seinem Seminar Aufgaben an die Studenten verteilt. Sie sollten das Informationsangebot vor allem von Regierungsseiten und NGO's (Non-Governmental-Organisations) untersuchen. Christian Warnke wandte sich den Rechten von Kindern zu. Dabei stieß er auf den Konflikt zwischen dem Schutzrecht und dem Recht auf freie Meinungsbildung. In Kindersuchmaschinen und Kindermininetzen fand er kaum Informationen zu Rechten von Kindern und Menschenrechten. Die Seiten dieser speziell für Kinder angelegten Internetdienste sind stark gefiltert und selektiert. Dem gegenüber steht der freie Zugang für Kinder zum Internet und damit auch der freie Zugriff auf gewaltverherrlichende Seiten oder Hass- und Propagandaseiten von Fundamentalisten oder Rassisten. Der freie Zugang zum Internet und Möglichkeiten, die erforderlichen Kompetenzen zu erlernen gehören zum Recht auf Bildung, einem Menschenrecht. Kinder – und Bürger überhaupt – müssten lernen, mit diesen Seiten verantwortungsvoll umzugehen, meinen die Verfechter des freien Zugangs. Doch wer soll sie dies lehren, wer ihnen Medienkompetenz beibringen?
Bei ihren Recherchen sind die Studierenden auf ein interessantes Spannungsfeld zwischen dem Recht auf freie Meinungsbildung und dem Unterlaufen von Zensur- und Schutzmaßnahmen durch Extremisten und Kriminelle, zwischen demokratischem Potenzial und politischem Instrument gestoßen, das auf jeden Fall in einem neuen Semiarblock weiter verfolgt werden soll. Das Internet selbst ist für die Menschenrechtsbildung eine unverzichtbare Ressource geworden.
Die Ergebnisse der Seminararbeiten sind in Zusammenarbeit mit der Regionalzeitung Volksstimme ins Netz gestellt worden. Sie enthalten auch eine umfangreiche Linksammlung zu Menschenrechten und Menschenrechtserziehung.