Neurowissenschaften lockten
Prof. Jochen Braun Ph.D., Kognitionsbiologie
Das Vordiplom erwarb Jochen Braun in der Fachrichtung Chemie/Biochemie 1979 an der Universität Tübingen. In Berkeley, California, erhielt er 1985 den Ph.D. in Biophysik. Vor allem mit der Lenkung des axonalen Wachstums während der Entwicklung des Nervensystems sowie der statistischen Mechanik von Zellmembranen beschäftigte er sich während dieser Zeit.
Am Weizmann Institute of Science in Israel war er bis 1990 als Gastwissenschaftler tätig. Dort entdeckte er die visuelle Psychophysik für sich als Forschungsthema. Am Caltech in Pasadena, California, setzte er bis 1998 als Senior Research Fellow seine Arbeit am visuellen System fort. Dabei widmete er sich in seinen Untersuchungen neben der Psychophysik auch der Physiologie an Primaten, der funktionalen Bildgebung und neuronalen Modellen.
Wahrnehmung von Mensch und künstlichem System
1999 ging Professor Braun als Gastdozent in die Schweiz an das Institut für Neuroinformatik der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Im Jahr 2000 nahm Jochen Braun den Ruf als Professor of Cognitive and Theoretical Neurobiology an die Universität Plymouth in Devon, Großbritannien, an. Dort untersuchte der Wissenschaftler insbesondere auch Überschneidungen zwischen der menschlichen Wahrnehmung und der Wahrnehmung von künstlichen oder technischen Systemen. Seit April 2004 ist Jochen Braun nun C4-Professor für Kognitionsbiologie am hiesigen in Gründung befindlichen Institut für Biologie an der Fakultät für Naturwissenschaften.
"Der Hauptgrund, nach 25 Jahren im Ausland wieder nach Deutschland zurückzukehren war das verlockende Angebot, in Magdeburg am entstehende Forschungsschwerpunkt Neurowissenschaften arbeiten zu können", erläutert Professor Jochen Braun seine Entscheidung für unsere Universität. Zu diesem Schwerpunktkomplex gehört der in Magdeburg angebotene Hauptstudiengang Neurowissenschaften ebenso wie das Zentrum für funktionale Bildgebung, das Center of Advanced Imaging CAI, an dem dieser Tage die Installation des ersten Sieben-Tesla-Ultrahochfled-Kernspintomographen in Europa begonnen hat, wie auch die enge Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg. "Zudem habe ich hier in der Stadt an der Elbe die Möglichkeit, eine europaweit vorbildhafte Lehre und Forschung in systemischer Neurobiologie mit aufzubauen", ergänzt Jochen Braun. Ihm liegt eine rasche Internationalisierung des Studiengangs Neurowissenschaften am Herzen.
Hier in Magdeburg wird der neuberufene Professor drei Forschungsrichtungen verfolgen. Zum einen schenkt er seine Aufmerksamkeit der Untersuchung der Integration eines aktuellen visuellen Reizes mit Vorkenntnissen, die im visuellen Kortex ,fest verdrahtet' sind und im Laufe der Evolution erworben wurden, sowie der Integration mit dem visuellen Gedächtnis. Zum Zweiten wird die funktionale Anatomie von visueller Aufmerksamkeit und Bewusstsein in seinen Forschungen eine wichtige Rolle spielen. In einem dritten Schwerpunkt seiner Arbeit wird sich Jochen Braun mit der technischen Realisierung spikender Neuronennetze auf der Grundlage analoger VLSI-Technologie beschäftigen.
Begeisterter Europäer
Der in Schwaben geborene und aufgewachsene Jochen Braun ist mit einer Pianistin verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von zehn und sieben Jahren. In der Familie wird hauptsächlich englisch gesprochen, neben deutsch und russisch. Vor kurzem ist er mit seiner Familie in Potsdam ansässig geworden. Die Familie kennt Deutschland von zahlreichen Besuchen und fühlt sich ausgesprochen wohl. "Ich bin über die Jahre zum begeisterten Europäer geworden und angesichts des gegenwärtigen Umbruchs und Aufbruchs ist Europa für mich der spannendste Platz der Welt", meint Jochen Braun.