Den Vater der Dieseldirekteinspritzung geehrt
Ehrendoktorwürde für Richard van Basshuysen
Er gilt als Vater und durchsetzungsstarker Pionier des modernen, schnelllaufenden Diselmotors mit Direkteinspritzung – Richard van Basshuysen. Während seiner 35-jährigen Industrietätigkeit, u.a. 25 Jahre bei der Audi AG, hat er die Verbrennungsmotorenentwicklung in außergewöhnlichem Maße befruchtet und beeinflusst. Mehr als 90 Prozent der heute produzierten Dieselmotoren arbeiten nach dem Prinzip der Direkteinspritzung, das inzwischen die jahrzehntelang dominierenden Kammermotoren für den Pkw völlig abgelöst hat. Seine herausragenden ingenieurwissenschaftlichen Leistungen um die Entwicklung und Serieneinführung des Pkw-Dieselmotors mit direkter Kraftsotffeinspritzung würdigte die Fakultät für Maschinenbau Anfang Juni 2004 mit der Verleihung des Doktoringenieurs Ehren halber an Richard van Basshuysen.
Der Rektor begrüßte den Ehrengast in der einstigen Stadt des Schwermaschinenbaus, in der Stadt von Hermann Gruson, Rudolf Wolf und Eugen Polte. Er verwies darauf, dass die Fakultät für Maschinenbau eine wichtige Rolle im Profil der Otto-von-Guericke-Universität spiele.
Dakan Prof. Dr. Dietrich Ziems zeigte in seiner Ansprache den dynamischen Wandel des Lehr- und Forschungsgebietes der Kolbenmaschinen auf – eine 40-jährige Entwicklung von der ursprünglichen Orientierung auf den Schwermaschinenbau hin zu einer deutlichen Ausrichtung auf das Applikationsfeld des Automobilbaus – und stellte die Aktualität der Forschung an der Fakultät für Maschinenbau vor.
Vollelektronisch
Richard van Basshuysen habe mit dem Fünf-Zylinder-Turbodiesel den weltweit ersten Dieselmotor mit direkter Einspritzung der so genannten zweiten Generation begründet und in Serie eingeführt, hob Prof. Dr. Helmut Tschöke, Leiter des Instituts für Maschinenmesstechnik und Kolbenmaschinen, in seiner Laudatio hervor. Soweit bekannt, habe es vor van Basshuysens Einspritzer bereits zwei Pkw-Motoren mit Direkteinspritzung gegeben, die jedoch mit anderen Verbrennungsverfahren und vor allem nur mit mechanischer Regelung betrieben. In der zweiten Generation wurde erstmals eine Fünf-Loch-Düse mit Hochdruckeinspritzung über 700bar mit einem Zwei-Federhalter und einer vollelektronischen Dieselregelung inklusive elektronischem Gaspedal eingesetzt.
Seit vielen Jahre stellt Richard van Basshuysen sein Wissen als Herausgeber der weltweit verbreiteten Fachmagazine "Motortechnische Zeitschrift" und "Automobiltechnische Zeitschrift" sowie mehrerer Stadardwerke oder dem Shell-Lexikon "Verbrennungsmotor" der Fachwelt und der Ingenieurausbildung zur Verfügung.
In seinem Festvortrag Potenzial des Dieselmotors für den Pkw – Strategien, Visionen, Ausblick stellte Dr. E.h. Richard van Basshuysen einige zu erwartende Weiterentwicklungen vor. Sie wird es vor allem bei der Einbringung der Verbrennungsluft in den Brennraum und bei der Kraftstoffeinspritzung geben. Aber auch die Suche nach neuen Verbrennungsverfahren zur Reduzierung des Ruß- und Stickoxidausstoßes, wie kalte Verbrennungsverfahren, wird intensiviert werden. Ein großes Potenzial zur Senkung des Kraftsoffverbrauches sieht der Ehrendoktor in der Absenkung der Reibleistung und der Entwicklung neuer synthetischer Dieselkraftstoffe. Die Kehrseite dieser umfangreichen Weiterentwicklungen auch der vergangenen Jahre sei, dass aus einem einfachen mechanischen Aggregat ein High-Tech-Motor mit hohen Herstellungskosten entstanden ist. Dennoch meinte Richard van Basshuysen sei den Kolben- und Dieselmotoren noch ein langes und erfolgreiches Leben beschieden.
Den musikalischen Rahmen des Festaktes, der im Kaiser-Otto-Saal des Kulturhistorischen Museums stattfand, gestalteten die Mezzosopranistin Prof. Monika Köhler vom Institut für Musik, und Hagen Schwarzrock am Klavier.