Für tiefe Einblicke ins Gehirn

26.07.2004 -  

Herzstück des Sieben-Tesla-Kernspintomographen „schwebte" in Magdeburg ein

Mit dem supraleitenden Ganzkörper-Magneten ist Mitte Juni 2004 das Herzstück des ersten Sieben-Tesla-Ultrahochfeld-Kernspintomographen Europas nach Magdeburg geliefert worden. Die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Neurobiologie (IfN) und unserer Universität können nach der Installation dieses einmaligen Forschungsgroßgerätes vor Ort durch den Hersteller Siemens AG Medical Solution mit dem Forschungsprojekt "Ultrahochfeld-Kernspintomographie am Menschen" beginnen. Dieses bildet einen Schwerpunkt der nicht-invasiven Bildgebung im Rahmen des Magdeburger "Center of Advanced Imaging CAI", einem der fünf staatlich geförderten Bildgebungszentren in Deutschland. Die Investitionskosten in einer Gesamthöhe von ca. 10 Millionen Euro werden zur Hälfte aus Europamitteln und zur anderen Hälfte jeweils durch den Bund und das Land Sachsen-Anhalt getragen.

Kooperationsnetzwerke

Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz begrüßte in einer Medieninformation die erweiterten Forschungsmöglichkeiten für die international anerkannten Magdeburger Hirnforscher als "entscheidenden Schritt zum Aufbau von Zentren wissenschaftlicher Exzellenz". Mit der Entwicklung hochleistungsfähiger Standortprofile und klaren Schwerpunktsetzungen in der Kooperation zwischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen gelinge es, wissenschaftliche Spitzenforschung in Sachsen-Anhalt zu etablieren und auszubauen. Die Ansiedlung von Investitionen dieser Größenordnung geschehe nicht zufällig, sondern stets im Zentrum hochleistungsfähiger Kooperationsnetzwerke.

Die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) ist eine nicht mehr wegzudenkende Methode der klinischen Diagnostik und neurologischen Forschung. Die auf Supraleitung beruhende Bildgebungstechnologie der funktionellen Kernspintomographie ermöglicht es, die Arbeit von Nervenzellen und ihre Störungen an jedem Ort innerhalb des Gehirns berührungslos und ohne schädliche Nebenwirkungen zu beobachten. Diese Technik beginnt, die Kenntnisse der menschlichen Hirnmechanismen in revolutionärer Art und Weise zu erweitern. Daran haben die Magdeburger Forscher des CAI mit ihren Ergebnissen bereits einen bedeutenden Anteil, wobei ihre bisherigen Forschungen an Kernspintomographen mit einer Feldstärke von 1,5 und drei Tesla durchgeführt werden.

Die Verwendung ultrastarker Magnetfelder von der Größe der 140000-fachen Stärke des Erdmagnetfeldes, die mit dem Sieben-Tesla-Gerät erzeugt werden, erlaubt es, auch sehr schwache Signale des Gehirns und der damit verbundenen subtilen Verarbeitungsschritte innerhalb der Hirnstrukturen zu erfassen und zu untersuchen. Damit kann es möglich werden, bisher nicht erfassbare Störungen normaler Hirnaktivität zu diagnostizieren.

Ein weiterer Vorteil besteht in der verbesserten Erfassung des Hirnstoffwechsels mittels der so genannten Spektroskopie. Ein Feld von sieben Tesla erlaubt die gleichzeitige Unterscheidung einer größeren Vielzahl von chemischen Substanzen, so dass der Hirnstoffwechsel im Detail verfolgt werden kann. Hierdurch eröffnen sich neue Wege zur Diagnostik und Therapie für eine Vielzahl neurologischer Störungen und Erkrankungen, wie z.B. Alzheimer, Epilepsie, Schizophrenie sowie Störungen nach erlittenem Schlaganfall.

In technischer Zusammenarbeit mit der Firma Siemens Medical Solutions soll das Magdeburger Hirnforschungszentrum durch den Aufbau des Ultrahochfeld-Kernspintomographen die Erforschung des menschlichen Gehirns weiter vorantreiben. Für den Hersteller und Betreiber stellt der Sieben-Tesla-Ultrahochfeld-Kernspintomograph eine technologische und wissenschaftliche Herausforderung dar.

Letzte Änderung: 26.07.2004 - Ansprechpartner: Webmaster