Eine zweite Rose für Königin Luise
Mit Unterstützung der Universität soll Magdeburg ein kleines Stück Identität wiedererlangen
Ein Glanzstück der Ausstellung Guerickes Erben – 50 Jahre Hochschulstandort Magdeburg – 10 Jahre Otto-von-Guericke-Universität, welche anlässlich des Universitätsjubiläums von Juni bis Oktober letzten Jahres im Kulturhistorischen Museum der Stadt Magdeburg zu sehen war, stellte die Präsentation des beschädigten Kopfes der verloren geglaubten Statue der Königin Luise dar.
Irrweg auf dem Campus
Dieses Denkmal stand von 1901 bis 1963 am Eingang des heutigen Geschwister-Scholl-Parks. In jenem Jahr, als die Zeiten der sozialistischen Bilderstürmerei eigentlich bereits vorbei waren, hatten Repräsentanten Magdeburger Hochschulen die Beseitigung der Figur aus ideologischen Gründen eingefordert und letztendlich auch praktiziert. Achtlos wurde die Skulptur auf dem Hochschulgelände in der Nähe des heutigen Hochhauses am Universitätsplatz abgelegt, musste ständig der Baufreiheit weichen und gelangte innerhalb von vier Jahren, mittlerweile in drei Teile zersplittert, an den Ostrand des heutigen Campus.
Hier konnte zumindest der Kopf der Statue von der Magdeburger Familie Felgenträger geborgen und aufbewahrt werden. Anfang Juni 2004 wurde das Fragment nun offiziell durch Christian Felgenträger dem Kulturhistorischen Museum übergeben. Gleichzeitig verkündeten Dr. Hans P. H. Schuster, Vorsitzender der Magdeburgischen Gesellschaft, und Prof. Dr. Mathias Tullner vom Institut für Geschichte unserer Universität, der sich bereits mit seinen Recherchen zum Verbleib der Skulptur verdient gemacht hatte, dass sich beide Einrichtungen dafür einsetzen werden, das Denkmal der Königin wieder entstehen zu lassen.
Zunächst soll eine Nachbildung der Statue in Originalgröße durch Prof. Bernd Göbel von der Kunsthochschule Burg Giebichenstein entstehen, ebenso wie eine Kopie in Kleinformat. Diese Mininachbildung der Kopie soll dann von Mitarbeitern des Institutes für Fertigungstechnik und Qualitätssicherung mit Rapid-Prototyping-Methoden vervielfältigt werden und in größerer Stückzahl der Sponsorengewinnung dienen. Das wird auch notwendig sein, denn die Gesamtkosten für ein neues Denkmal werden sich in der Größenordnung von 100 000 Euro belaufen.
Visualisierung der Statue
Auch die Computervisualisten unsrer Universität haben ihre Hilfe bei der Visualisierung der Statue zugesagt.
Wie Prof. Dr. Tullner im Auftrag des Rektors, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, verkündete, will die Universität daran mitwirken, der Stadt Magdeburg ein Stück Identität in der Kontinuität von Geschichte zurückzugeben. Gehörte doch die Königin Luise und ihr Eintreten für die Geschicke Magdeburgs bei dem Tilsiter Monarchentreffen mit Napoleon Bonaparte am 6. Juli 1807 zu den herausragenden Frauengestalten in der Magdeburger Überlieferung.
Der Legende nach soll sie die Annahme einer Rose aus den Händen des Franzosenkaisers von der Bedingung abhängig gemacht haben, dass Magdeburg bei Preußen verbleibe. Nun, die Geschichte verlief anders. Aber bei der Einweihung des Denkmals 1901 gehörte Magdeburg zu Preußen und so hielt die Statue folgerichtig eine Rose in der Hand.
Wie Christian Felgenträger ausführte soll mit der Wiedererschaffung des Denkmals der Königin Luise durch die Magdeburger eine zweite Rose übergeben werden.