Besorgnis über die Arbeitsmarktpolitik

01.10.2004 -  

Die Wirtschaftswissenschaftler Ronnie Schöb und Joachim Weimann zu Hartz IV

Nicht zuletzt unter dem Eindruck der jüngsten Arbeitsmarktzahlen haben sich Ronnie Schöb und Joachim Weimann, Professoren an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft und Autoren des Buches Arbeit ist machbar, in dem das Modell der "Magdeburger Alternative" ausführlich erläutert wird, im September 2004 besorgt über die Entwicklung im Zusammenhang mit den Hartz-IV-Gesetzen geäußert:

"Die Reaktionen auf die anhaltenden Proteste gegen Hartz IV lassen immer deutlicher erkennen, dass die Politik das Ziel, Arbeitsplätze im ersten Arbeitsmarkt für die Langzeitarbeitslosen zu schaffen, vollständig aufgegeben hat. Beschäftigungsmöglichkeiten werden nahezu ausschließlich in Minijobs und Ein-Euro-Jobs gesehen. Dies ist eine katastrophale Entwicklung, die auf eine dauerhafte staatliche Arbeitsbeschaffung hinausläuft. Sie ist mit erheblichen fiskalischen Belastungen verbunden und gibt den betroffenen Menschen keine Chance, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Sie werden dauerhaft auf staatliche Almosen angewiesen sein, denn eine Wertschöpfung, aus der ihr Lebensunterhalt bestritten werden kann, findet nicht statt.

Dabei gibt es Alternativen, die massenhaft Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt produzieren können. Bei einem Ein-Euro-Job zahlt der Staat neben dem Arbeitslosengeld II sämtliche Sozialabgaben und den Zuverdienst von einem Euro, ohne dass eine Wertschöpfung entsteht. Folgt man dem Plan der "Magdeburger Alternative", übernimmt der Staat die gesamten Sozialabgaben eines zusätzlich beschäftigten ALG-II-Empfängers und macht damit dessen Arbeit um ein Drittel billiger. Die Folge wäre eine massive Nachfrage nach dieser Arbeit und etwa 1,8 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze, auf denen die Beschäftigten den Tariflohn verdienen und Einkommenssteuer zahlen. Die Staatskasse würde dabei um mehr als 4 Mrd. Euro jährlich entlastet, Eingriffe in die Tarifautonomie sind nicht notwendig und der soziale Frieden, der ein hohes Gut ist, könnte gewahrt werden."

Letzte Änderung: 01.10.2004 - Ansprechpartner: Webmaster