Pathomechanismen von Epilepsien entschlüsseln

01.10.2004 -  

Weitere Förderung für transregionalen Sonderforschungsbereich mit Magdeburger Beteiligung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert den transregionalen Sonderforschungsbereich (SFB) "Mesiale Temporallappen-Epilepsien" für weitere vier Jahre mit insgesamt 8,75 Millionen Euro. Neben den Instituten für Physiologie und Anatomie, der Klinik für Neurologie II sowie der Abteilung für Neuropsychologie der Medizinischen Fakultät sind an diesem interdisziplinären Forschungsprojekt Wissenschaftler der Universitäten Bonn, Freiburg und der Humboldt-Universität Berlin beteiligt.

Bei den Epilepsien, den so genannten "Anfallsleiden", handelt es sich um Erkrankungen, die durch episodisch auftretende anfallsartige Erscheinungen gekennzeichnet sind. Mit etwa 800000 Betroffenen in Deutschland zählen sie zu den häufigsten neurologischen Krankheiten. "Die in dieser Krankheitsgruppe besonders häufigen mesialen Temporallappen-Epilepsien nehmen eine Sonderstellung ein: Zum einen liegt

der Anfallsursprung häufig lokal begrenzt im Bereich des Temporallappens des Gehirns; zum anderen erweist sich die mesiale Temporallappen-Epilepsie häufig als resistent gegenüber antiepileptischer Medikation", erklärt Prof. Dr. Hans-Christian Pape, Direktor des Institutes für Physiologie in Magdeburg.

Chirurgische Eingriffe

Bei Patienten mit mesialer Temporallappen-Epilepsie sind epilepsiechirurgische Eingriffe, bei denen nach eingehender prächirurgischer Diagnostik das erkrankte Gewebe operativ entfernt wird, besonders erfolgreich. Eine solche Operation führt bei ca. 70 Prozent der Patienten zu einer dauerhaften Anfallsfreiheit. Das bei diesen Patienten entnommene vitale Gehirngewebe wird nicht nur einer Suche nach pathologischen Veränderungen unterworfen, sondern es steht auch für umfangreiche molekulare und zellulare Analysen zur Verfügung. Solche Studien bieten eine einmalige Gelegenheit, Pathomechanismen fokaler menschlicher Epilepsien zu entschlüsseln.

Darüber hinaus sind diese Studien auch deswegen von besonderem Interesse, da die Strukturen des mesialen Temporallappens Sitz komplexer zentralnervöser Leistungen sind, wie z.B. Gedächtnis, Plastizität und Emotion.

Diese Ansätze werden im transregionalen SFB verfolgt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Magdeburg bringen ihre Kenntnisse auf den Gebieten der hochauflösenden Bildgebung sowie der Strukturen und Funktionen der relevanten Areale des Temporallappens ein. Diese Areale zählen zu den Kerngebieten des so genannten limbischen Systems des Gehirns, zu dessen Erforschung am Standort Magdeburg, vor allem im Rahmen des SFB "Limbische Strukturen und Funktionen", hervorragende Bedingungen gegeben sind.

Transregionale Sonderforschungsbereiche haben abweichend von der weiterhin bestehenden Form des ortsgebundenen Sonderforschungsbereichs die Besonderheit, dass mehrere, in der Regel zwei bis drei Standorte, an den Projekten beteiligt sind. Hier werden Kooperationspartner zusammengeführt, deren Beiträge sich auf hohem wissenschaftlichem Niveau zwingend ergänzen.

Letzte Änderung: 01.10.2004 - Ansprechpartner: Webmaster