Ein Tag der Ingenieure
Erlebnis Technik
Der Beitrag unserer Universität zum Jahr der Technik, zu dem das Jahr 2004 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgerufen wurde, war Anfang November der "Tag der Ingenieure". Organisiert hatte das Event die Universität gemeinsam mit der Landesvertretung und dem Bezirksverein des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI). Vorgestellt haben sich die ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten unserer Universität, die Fakultäten für Maschinenbau, Verfahrens- und Systemtechnik, Elektrotechnik und Informationstechnik sowie Informatik.
Es sei eine Binsenweisheit, dass es in deutschen Unternehmen einen gewaltigen Bedarf an Ingenieuren gebe, eröffnete der Rektor, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, die nachmittagfüllende Veranstaltung. An unserer Universität gäbe es inzwischen zwar einen deutlichen Aufschwung an Einschreibungen in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern, immerhin kamen in diesem Semester 1000 Studienanfänger hinzu, jedoch die Absolventenquote entspräche derzeit noch nicht den Erwartungen.
Eine Liebeserklärung
Die Grüße des Innovationsbeauftragten der Landesregierung, Wirtschaftsminister Horst Rehberger, überbrachte Staatssekretär Rudolf Bohm und verwies auf die lange Ingenieur-Tradition Sachsen-Anhalts. Zudem machte er auf die veränderte Wettbewerbssituation, besonders auch für die ingenieurtechnischen Bereiche der Industrie, aufmerksam, die durch die EU-Osterweiterung entstanden sei.
Mit einer "uneingeschränkten Liebeserklärung für den Ingenieurberuf" wandte sich Prof. Dr. Klaus Hoppe, Präsident der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt und Landesvertreter des VDI, an die Studierenden der Ingenieurwissenschaften und an die Studieninteressierten. Dies sei ein Beruf, der großen Spaß mache und viel Freude bereite.
Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher, Leiter des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung an der Universität Ulm und Mitglied des Club of Rome, betrachtete den Ingenieurstand aus gesellschaftspolitischer Sicht. Die vier Millionen Jahre der Menschheitsentwicklung seien gekennzeichnet durch eine unglaubliche Dynamik – zum einen in der Anzahl der Menschen selbst, zum anderen in ihren technischen Entwicklungen. Ingenieure fänden immer neue Lösungen für technische Probleme, gleichzeitig produzierten sie damit aber immer noch größere Probleme. Was bei den Erfindungen der Ingenieure letztendlich herauskomme und wie es eingesetzt werde, ist nicht nur die Frage nach dem technisch Machbaren, sondern auch eine Frage nach gesellschaftlicher Verantwortung. Dennoch verteufelte Prof. Radermacher den Beruf des Ingenieurs keineswegs. Vielmehr sei das dauernde Ringen der Ingenieure um die Zusammenarbeit mit anderen in schwierigen Fragen das Spannendste an dieser Profession.
Eine Definitionsfalle
Die Definitionsfalle "Was ist ein Ingenieur?" betrachtete Dr. Heiko Mell, Geschäftsführer der MMC Personalberatung Sexauer & Mell in Köln. Studierende erhalten an der Universität eine bestimmte fachliche Qualifikation, werden mit fachlichem Wissen und Können ausgerüstet. Die Industrie sucht Menschen mit bestimmten fachlichen Qualifikationen, die als Mitarbeiter einsetzbar sind. Genau in der Einsetzbarkeit liege die Falle, so Dr. Mell. Erst wenn die Studierenden zusätzliche Fähigkeiten, wie Teamarbeit, Flexibilität, Zuverlässigkeit ..., erhielten, seien sie für die Industrie interessant und brauchbar.
Im Anschluss an die Vorträge luden junge Unternehmen, wie die METOP GmbH, MOLISA und Computerfirmen von Informatikabsolventen der Universität, zu einem Forum und zum Erfahrungsaustausch in das Foyer des Gebäudes 16 ein. Zur gleichen Zeit boten die vier Fakultäten ein umfangreiches Programm in ihren Laboren und Technika, das aber leider nur von sehr Wenigen besucht wurde.
Studenten, Mitarbeiter und Besucher konnten auf der Abschlussparty in der Mensa auf dem Campus am Universitätsplatz den "Tag der Ingenieure" ausklingen lassen. Gesponsert wurde er durch den Verein der Ingenieure, die Magdeburger Sparkasse, die Vereins- und Westbank sowie die Heidebrauerei Colbitz.