Magdeburger Namenkundetagung zum Stadtjubiläum 2005
Namen sind nicht Schall und Rauch
Dass Namen und ihre Bedeutung faszinieren können, und mit deren korrekter Kenntnis auch eine gewisse Magie verbunden wird, wissen wir nicht nur aus dem Märchen vom Rumpelstilzchen. Entsprechende Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erfuhr daher auch eine Tagung zur Namenlandschaft, zu den Orts- und Personennamen der Stadt und Region Magdeburg, die Ende November 2004 an der Universität stattfand. Zu der Veranstaltung, welche bereits im Zeichen der 1200-Jahrfeier der Stadt stand, hatten die Internationale Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen, der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V. und das Institut für Germanistik der Universität geladen.
Der Einladung gefolgt waren namhafte Namenforscher, wie Prof. Dr. Ernst Eichler, erster Eike-von-Repgow-Preisträger (1998), Prof. Dr. Albrecht Greule aus Regensburg, Prof. Dr. Peter Wiesinger aus Wien, Prof. Dr. Konrad Kunze, Freiburg, und Prof. Dr. Jürgen Udolph, Leipzig, welcher die einzige Professur für das Fach Onomastik (Namenkunde) in Deutschland inne hat. Prof. Udolph war den Magdeburgern kein Unbekannter, hat er sich doch mit seiner Arbeitsgruppe seit längerem mit den Ortsnamen der Magdeburger Region beschäftigt. So hielt er bereits im Juni 2001 einem Vortrag zum Thema "Was bedeutet der Name ,Magdeburg' – Ortsnamen der Region Magdeburg" an unserer Universität.
Eine mächtige Siedlung
Dem gleichen Thema widmete er auch seinen öffentlichen Festvortrag zur Tagung. Fazit: Der Name "magadoburg", so erstmals urkundlich im Jahr 805 im Diedenhofener Kapitular Karls des Großen erwähnt, hat nichts mit einer Magd und einer Burg zu tun. Die für das 1200-jährige Stadtjubiläum im nächsten Jahr grundlegende Namensnennung geht auf die vorgermanischen Vorsilbe "magado", was soviel wie bedeutsam, groß, oder mächtig heißt, zurück. Und mit Burg wird zu dieser Zeit eher eine Siedlung bezeichnet. Eine große oder mächtige Siedlung also. Die mußte sich natürlich erst entwickeln, ehe sie diesen Namen verdiente. Und das dauerte sicher. Die Lokalzeitung Volksstimme wähnte dadurch aber bereits vorab die Stadtgeschichte auf den Kopf gestellt, sah gar Jubiläum und Stadtwappen in Gefahr. Dem ist zum Glück nicht so. Wohl nur wenige alte Städte besitzen eine Gründungsurkunde, die meisten sind aus weitaus älteren Siedlungen hervorgegangen, selbst Orginalurkunden zur Verleihung des Stadtrechtes sind recht rar. Da musste man sich bei der Festlegung von Stadt- und Ortsjubiläen, die übrigens als Bestandteil der Kommunalpolitik erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts begangen werden, auf die erste schriftliche Erwähnung berufen, und deren Datierung war oft von vielen historischen Zufällen abhängig. Auch die Übernahme volksetymologischer Namensdeutungen in die so genannten redenden Ortswappen sind uralt und mehr als häufig, sonst müssten auch die Berliner ihren Bären abgeben. Wie die anschließende Diskussion in der Volksstimme und auch der Zuspruch zu der in der gleichen Zeitung seit Geraumen laufenden und von Dr. Saskia Luther und Dr. Ursula Föllner gestalteten Serie zu Familiennamen der Region zeigen – die Namenkunde bleibt spannend. Für Interessierte: Die Tagung wird gleich zweimal dokumentiert werden, in einer Veröffentlichung des Landesheimatbundes und in einer Publikation des Peter Lang Verlages.