Von neun bis neun an sieben Tagen der Woche
Verlängerte Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek vor den Prüfungen
Acht Uhr morgens, der Wecker rasselt laut. Es ist doch Sonntag denkt die Psychologiestudentin Kathrin und möchte sich am liebsten noch einmal unter ihre Zudecke kuscheln. Doch sie seht auf, denn sie will in der Uni-Bibliothek einen Arbeitsplatz gleich neben dem Regal mit den Psychologiefachbüchern ergattern. Da muss sie sich zeitig auf den Weg machen. Am Sonntag? Ja, denn in der Zeit der Prüfungsvorbereitung hat die UB für einen Monat an sieben Tagen der Woche von neun bis neun geöffnet.
Konzentriert arbeiten
Kathrin geht gern sonntags in die UB. Die Atmosphäre knistert förmlich vor Arbeitseifer, alle büffeln intensiv für ihre Prüfungen. Und doch ist alles von einer inneren Ruhe getragen.
Auch Florian Muhß lernt gern in der UB: "Hier ist ein konzentriertes Arbeiten möglich. Es gibt keine Ablenkung, niemand ruft an, nichts muss ganz dringend aufgeräumt oder erledigt werden." Florian Muhß ist der Vorsitzende des Fördervereins der Universitätsbibliothek Magdeburg e.V. , der vor den Prüfungen die zusätzlichen Öffnungszeiten der Uni-Bibliothek ermöglicht. Gegründet wurde der Förderverein im Juni 2004. Sein großes Ziel ist die Erweiterung der langen Öffnungszeiten auch über die Prüfungszeit hinaus. Bereits zum Sommersemester gab es einen ersten Test, der mit Erfolg bestanden wurde. Auch zum Ende des zurückliegenden Wintersemesters nahmen die Studierenden die Gelegenheit wieder reichlich wahr, an den Wochenenden in der UB zu lernen.
"Diese Initiative ist eine wirklich gute Sache", schätzt Eckhard Blume, stellvertretender Direktor der Universitätsbibliothek, ein. "Die mit dem Bibliotheksneubau geschaffenen Rahmenbedingungen bieten beste Voraussetzungen für ein effektives Studium. In Spitzenzeiten sind die über 600 Leseplätze ausnahmslos besetzt. Bemerkenswert ist, dass allein an den vier Sonntagen während der zusätzlichen Öffnungszeit jeweils etwa 1300 Bibliotheksbenutzer registriert wurden. Auch den Mitarbeiterinnen der UB ist zu danken. Die notwendige Anzahl erklärte sich freiwillig bereit, die zusätzlichen Dienste zu übernehmen, als der Verein mit seinem Anliegen an uns herantrat." Es ist der Bibliotheksleitung sehr wichtig, dass während der zusätzlichen Öffnungszeiten Fachpersonal die Nutzer betreut. Bezahlt werden die Arbeitsstunden vom Verein. Mit ihm schließen die Mitarbeiter einen Arbeitsvertrag. "Die Mitarbeiterinnen unterstützen den Verein zudem dadurch, dass sie keine Wochenendzuschläge verlangen. Dafür sind wir sehr dankbar", ergänzt der Vereinsvorsitzende. Die Universität kommt für die Betriebskosten wie Reinigung und Strom auf.
Noch finanzieren Sponsoren, wie die Mercedes-Niederlassung Magdeburg, dieses Angebot an die Studenten. Ziel jedoch ist es, einen Großteil der Kosten über Mitgliedsbeiträge abzudecken. "Sieben Euro Beitrag müssten doch pro Jahr von jedem Studenten aufzubringen sein. So könnten die Studierenden das Angebot nicht nur aktiv nutzen, sondern auch aktiv einen Beitrag dazu leisten", meint Florian Muhß, der enttäuscht ist über die noch so geringe Zahl von studentischen Mitgliedern im Förderverein. "Auch Professoren und Mitarbeiter können Mitglied werden", ergänzt der stellvertretende Vorsitzende, Dr. Joachim Köhler. "Auf einen Brief mit Informationen zum Anliegen des Vereins reagierten ca. 20 Professoren mit einem Antrag auf Vereinsmitgliedschaft bzw. unterstützten den Verein mit einer Spende." Das sollte noch mehr Nachahmer finden.
Zudem möchte der Verein den Studierenden nicht nur etwas zum Arbeiten, sondern auch etwas zum Entspannen bieten. Zwei (Benefiz-)Partys gab es bereits, deren Erlös direkt in die Kasse des Vereins wanderte. Für den Sommer sind Lesungen geplant. Zwei Schriftsteller haben bereits ihr Interesse signalisiert. Positiver Nebeneffekt: Weitere Finanzquellen öffnen sich damit.
Die Angebote des Fördervereins der Universitätsbibliothek verbessern nicht nur die Studienbedingungen für die Studentin Kathrin und ihre 12 000 Kommilitonen an der Universität, sie lassen auch Magdeburg als Studienstandort attraktiver werden.