Große Sorge um kleine Menschen
Erster bundesweiter „Tag der Gesundheitsforschung"
"Forschung für gesunde Kinder" unter diesem Motto stand Mitte Februar 2005 der erstmals bundesweit an medizinischen Fakultäten durchgeführte "Tag der Gesundheitsforschung". Als Initiatoren hatten sich u.a. die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Medizinische Fakultätentag, interdisziplinäre Zentren für klinische Forschung und Kompetenznetze, unterstützt vom Bundesforschungsministerium, zusammengefunden. Anliegen war es, die Bedeutung der medizinischen Wissenschaft in der Wahrnehmung von Gesellschaft und Politik zu stärken.
Zum Auftakt berichtete Prof. Gerhard Jorch, Direktor der Kinderklinik, über Untersuchungen zum "Plötzlichen Kindstod" in nationalen Studien. Noch immer sterben in Deutschland in den ersten Lebensmonaten Säuglinge völlig unerwartet. 2002 wurden 359 plötzliche Kindstode registriert. Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung ist das Schlafen in Rückenlage. Zusätzlich tragen zur Risikosenkung die Verwendung eines Schlafsackes und das Schlafen im Elternschlafzimmer bei. Ebenso schützen die Säuglinge der Verzicht auf Zigarettenrauch in ihrer Umgebung sowie das Stillen mindestens bis zum 4. Lebensmonat. So konnten seit 1992 schätzungsweise 7000 Säuglinge in Deutschland vor dem plötzlichen Kindstod bewahrt werden.
Anschließend informierte Dr. Klaus Mohnike, Oberarzt der Kinderklinik, über angeborene Stoffwechselerkrankungen am Beispiel des Neugeborenenscreenings. "Gegenwärtig werden 15 angeborene Stoffwechselerkrankungen im Neugeborenenalter durch Laboruntersuchungen festgestellt. Sie betreffen Störungen, die zu bleibenden Hirnschäden und anderen schwerwiegenden Organschäden führen oder sogar tödlich verlaufen", erläuterte Dr. Mohnike. "Diese Gruppe der Erkrankungen kann erfolgreich behandelt werden, wenn sie in den ersten Lebenstagen entdeckt werden."
Wie kompliziert die Identifizierung von Krankheitsgenen ist, wurde im Vortrag von Prof. Peter F. Wieacker, Direktor des Instituts für Humangenetik, deutlich. Etwa 4 % aller Neugeborenen sind von einer erblich bedingten Erkrankung betroffen. Dabei kommen Chromosomenstörungen, Mutationen einzelner Erbanlagen sowie das Zusammenwirken von Veränderungen mehrerer Gene und Umweltfaktoren in Frage. Am Beispiel des kürzlich von den Magdeburger Forschern identifizierten Gens für das Craniofrontonasale Syndrom stellte der Referent die heute angewendeten Strategien zur Identifizierung von Krankheitsgenen vor.
Erfolgreiche Behandlung
Die "Akute lymphoblastische Leukämie (ALL) im Kindesalter" thematisierte Prof. Uwe Mittler, Direktor der Uni-Kinderkrebsklinik. Jährlich werden in Deutschland ca. 600 neu erkrankte Kinder registriert. Bis Ende der 60er Jahre bedeutete die Diagnose Leukämie ein fatales, schicksalhaftes Ereignis, das nicht zu beeinflussen war. Ohne Behandlung führten sie innerhalb von etwa vier Monaten zum Tod. Heute werden fast 80 % der Kinder mit ALL durch die Therapie dauerhaft geheilt.
Diese von den Ärzten vorgetragenen Beispiele veranschaulichten eindrucksvoll, dass die heute mögliche erfolgreiche Behandlung vieler Kinderkrankheiten zu einem hohen Anteil auf den Fortschritten medizinischer Forschung und deren Umsetzung beruhen.