Bundes-Horror-Bilder-Schau
Uni-Kabarett „Prolästerrat" mit neuem Programm – BRDigung
Da sind sie wieder, die Lästerer vom Uni-Kabarett für Studienungelegenheiten "Prolästerrat" – gewohnt satirisch, bissig, schonungslos, kritisch, hintergründig und subtil. Zum Abschluss des Wintersemesters präsentierten sie ihr neues Programm BRDigung – Eine Bundes-Horror-Bilder-Schau in der Magdeburger Feuerwache. Neu sind einige Gesichter im "Prolästerrat" – Alexandra Broneske, die Zwillinge Timm und Tino Kausmann sowie Anna Pysall – und, dass "Kugelblitz" Knut Müller die Regie für das lockere Nummernprogramm, mit Texten vorwiegend von Olaf Kirmis und Heiko Röhl, führte.
Makabere Realitätsnähe
"BRDigung", so verspricht die Vorankündigung, gibt einen Zustandsbericht zur Lage der Nation, über den sogar gelacht werden darf. Das Lachen aber blieb dem Publikum nicht selten fast im Halse stecken ob der makaberen Realitätsnähe einzelner Sketche. Die überspitzte kabarettistische Darstellung glich nur all zu oft dem täglichen Erleben, wenn es um Gesundheitsreform, Konsumverhalten, Terrorbekämpfung oder gar Arbeitsmarktdaten und Hartz IV ging.
Eine Rentnerarmee formierte sich zum Kampf gegen das stetig sinkende Rentenniveau in Deutschland. In einer Vorlesung klärte Marko Pohlodek über Rabattsysteme und Schnäppchenjagd auf – Steuerrabatt: für einen arbeiten, für drei Steuern zahlen. Im Konsumtempel ist ein neues Gesetz vollstreckt worden: Wird nicht mindestens ein Umsatz von 20 Euro beim Verlassen des Geschäfts nachgewiesen, wird ein Zwangskonsum von 200 Euro verhängt. In Husten sollte die erste deutsche Rakete auf Biodieselbasis nach nur 50 Jahren Entwicklungszeit zum Start kommen. Anscheinend aber leitete die Deutsche Bahn die Mission, denn sie hatte bereits beim Start reichlich Verspätung. Und König Böhmer, der Gynäkologische, hat die Unabhängigkeit Sachsen-Anhalts erklärt. Seine Grenzposten machen einreisenden Studenten das Leben schwer. Ohne auch nur einmal Luft zu holen (so scheint es zumindest) überzeugte Nancy Maria Brüning die Jury (und das Publikum) beim Casting für Abgeordnete im Bundestag mit ihrem Plädoyer für die Aufnahme als Frau und Akademikerin in das hohe Haus – eine hervorragende schauspielerische Leistung, mit Szenenapplaus belohnt.
Ebenso mit kräftigem Beifall honoriert wurde die beeindruckende musikalische Umsetzung brisanter Politthemen. Da schwebt Käpt'n Gerhard völlig losgelöst von der Basis, der Ramadan-Ding-Dong-Song rechnet mit Terroristen ab, wie Schmidtchen Schleicher schleicht Schmidtchen Ulla durchs Gesundheitswesen und mit einem brillanten sägerischen Solo, am Klavier begleitet von Andreas Rußbült, überzeugte Alexandra Broneseke das Publikum davon: An der Macht ist der Mensch nicht gern alleine.
Noch ein Wort zu den Kostümen und Requisiten: Zu Mikrophonen umfunktionierte Tennisbälle oder Gehhilfen, die zu Gewehren werden, lassen die Auftritte der Kabarettisten nicht nur zu einem Ohrenschmaus, sondern auch zu einem Hingucker werden.
Die aktuellen Termine für die nächsten Aufführungen sind auf der Homepage des "Prolästerrats" nachzulesen.