Vom Spielplatz und Erwachsenwerden

04.04.2005 -  

Entwicklungspsychologen Mitteldeutschlands trafen sich in Magdeburg

Das 12. Regionaltreffen der mitteldeutschen Entwicklungspsychologen fand im Februar dieses Jahres in Magdeburg statt. Der nunmehr zehnjährigen Tradition folgend, ist in regelmäßigen Abständen die Abteilung für Entwicklungspsychologie des psychologischen Instituts einer der teilnehmenden Universitäten Mitteldeutschlands Gastgeber des Regionaltreffens. Der Einladung in das Interkulturelle Begegnungszentrum nach Magdeburg waren Prof. Dr. Werner Greve aus Hildesheim, Prof. Dr. Werner Deutsch aus Braunschweig und Prof. Dr. Siegfried Hoppe-Graff aus Leipzig mit ihren Mitarbeitern sowie Doktoranden und Diplomanden der Universitäten Halle und Dresden gefolgt.

Nach begrüßenden Worten von Prof. Dr. Urs Fuhrer, Inhaber des Lehrstuhls für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie am Institut für Psychologie, erhielten die Gäste einen Einblick in das breite Spektrum entwicklungspsychologischer Forschung in Magdeburg.

Dr. Haci-Halil Uslucan berichtete über Gewalt und Erziehung in verschiedenen ethnischen Kontexten. In seinem Vortrag ging er zunächst auf kulturgeschichtliche Aspekte von Gewalt ein. Anschließend stellte er eine in Berlin durchgeführte Untersuchung vor, in der deutsche und türkische Jugendliche und deren Eltern zu den interessierenden Themenbereichen befragt wurden. Es konnten deutliche Unterschiede im Erziehungsverhalten zwischen beiden Ethnien nachgewiesen werden. Bezüglich der häuslichen Gewalterfahrung und der eigenen Gewaltausübung jedoch unterschieden sich deutsche und türkische Jugendliche, entgegen früheren Befunden, kaum voneinander.

Gestaltungshinweise

Mareen Eisenblätter untersuchte im Rahmen ihrer Diplomarbeit die Spielraumnutzung durch Grundschulkinder in einem Magdeburger Sanierungsgebiet. Sowohl Eltern als auch Kinder bewerteten die Spielplatzsituation in ihrem Wohngebiet wenig positiv, wobei der Grad der Unzufriedenheit bei den Eltern höher war als bei den Kindern. Praktische Handlungsempfehlungen für die Gestaltung der Spielräume sollen abgeleitet werden.

Über verschiedene Aspekte des Übergangs ins Erwachsenenalter referierte Dr. Aristi Born. Sie berichtete, dass junge Erwachsene heutzutage das Zurechtfinden in Studium und Beruf als wichtigste Entwicklungsaufgabe einschätzten, gefolgt vom Eingehen einer Partnerschaft und dem Streben nach Unabhängigkeit von den Eltern. Zudem stellte sie die potenzielle Krisenhaftigkeit dieser Lebensphase heraus. Studierende schätzen ihr Wohlbefinden geringer ein als gleichaltrige Berufstätige. Sie fühlen sich nur zum Teil erwachsen und probieren verstärkt verschiedene Alternativen bezüglich ihrer Lebenseinstellungen aus. Künftig sollen die Wege zum Wohlbefinden der 18- bis 30-Jährigen differenziert und längerfristig untersucht werden.

Über ein Forschungsprojekt, in dem die Wirksamkeit eines Programms zur Förderung mathematischer und allgemeiner intellektueller Fähigkeiten im Vorschulalter überprüft wurde, berichteten Antje Günther und Nicole Trautewig. In mehreren Fördereinheiten wurden Kindergartenkindern auf spielerische Art u.a. naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Vorstellungen über Zahlen nähergebracht. Die Untersuchungsergebnisse sprechen für die Wirksamkeit des Förderprogramms in verschiedenen Entwicklungsbereichen. Eine Weiterentwicklung und Optimierung des Programms ist angedacht.

DIEZ vorgestellt

Das Diagnostik-, Interventions- und Evaluationszentrum (DIEZ), welches an das psychologische Institut angebunden ist, wurde von Dr. Jeanne Rademacher vorgestellt. Als gemeinnütziger Verein an der Universität engagiert sich das DIEZ für einen optimalen Wissenstransfer zwischen Universität und Öffentlichkeit sowie eine stärkere Verknüpfung von Forschung, Lehre und Praxis im Bereich der Psychologie.

Zum Abschluss der Zusammenkunft dankte Prof. Dr. Werner Deutsch den Gastgebern und äußerte sich sehr positiv über die Vielfältigkeit der wissenschaftlichen Beiträge und die Atmosphäre und lud die Anwesenden zum 13. Regionaltreffen im Juli nach Braunschweig ein.

Letzte Änderung: 04.05.2005 - Ansprechpartner: Webmaster