Die Pilz-Soße und die 68er
Rektor Pollmann im Kochstudio zu Gast
Alles hatte irgendwie "akademisches Flair" an diesem Abend im Kochstudio, einer der thematischen Reihen im neu gestalteten "cafè rossini" des Opernhauses am Universitätsplatz.
Christian Bo Salle und Christian Poewe, die "Maitre de Cuisine" und Moderatoren dieser Reihe, begrüßten diesmal als Prominentenkoch den Rektor der Universität Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann. Dass er eine große Universität trotz vieler (Spar-)Zwänge erfolgreich und zukunftsorientiert leiten kann, ist hinlänglich bekannt.
Tücken eines Küchenherdes
Für viele hingegen überraschend mögen an diesem launigen Abend im vollbesetzten "cafè rossini" seine Kochkünste und die Perfektion des Umgangs mit Tiegel, Töpfen, Messer und vor allem mit Gewürzen gewesen sein. Zwar wäre seine angekündigte Kreation "Unimedaillons á la Otto von Guericke auf Pilz-Sahne-Soße nach Art des Rektors" fast einem (funktionsbedingten) Aus des Hightech-Küchenherdes zum Opfer gefallen (heißes Fett führte automatisch zur Selbstabschaltung). Aber Christian Poewe und Christian Bo Salle meisterten auch diese Situation mit Charme und flotten Sprüchen. Die wenigen Angstminuten wurden temperamentvoll musikalisch überbrückt durch einen Ausschnitt aus Trouble in Tahiti mit Ulrike Baumbach, Michael Mohr und Thomas Matz, am Klavier von Christof Hilmer begleitet. Götz Baerthold hatte mit dem Saxophon und einer Tango-Etüde von Astor Piazolla den Abend musikalisch eingeleitet.
Die beiden "Küchenchefs" waren auf ihren prominenten Gast gründlich vorbereitet und so wurden die akademischen Plaudereien zwischen Zubereitung der Medaillons und des Kartoffenpürees sowie der Gemüsezutaten zu einem informativen Exkurs in die Uni-Welt. Der Rektor erklärte nicht nur die Bedeutung der Anrede "Magnifizenz" und das Procedere der Rektorwahl mit einer Findungskommission, die auf das Magdeburger Stadtrecht zurückgeht. Er nahm auch engagiert Stellung zur aktuellen Thematik der Studiengebühren, plädierte leidenschaftlich für ein Studium an der Magdeburger Universität, schwärmte von Magdeburg als Kultur- und Kunststadt und informierte über den Beitrag der Universität zum 1200-jährigen Stadtjubiläum. Als Historiker verwies er auf den Umstand, dass Magdeburg bereits im 16. Jahrhundert die Chance gehabt hat, Universitätsstadt zu werden. Damals wollte man den Weggefährten Luthers, Melanchthon, und seine Studenten in Magdeburg nicht haben.
Im Gespräch entlockten Poewe und Salle dem Rektor auch so manche Anekdote aus seiner Studentenzeit in Marburg und Berlin und wie er die 68er Studentenbewegung dort und in München selbst erlebte und wie er sie aus heutiger Sicht bewertet. Nicht nur beim Verkosten von Rotwein ("Welches ist Studenten-Fusel?"), sondern auch im fachlichen "Examen" um seine Kenntnisse in Latein und Germanistik erwies sich Prof. Pollmann als Souverän.
Die Gourmet-Kreation des Rektors wurde übrigens ergänzt von typischen studentischen Gerichten: Linsensuppe aus der Dose und Griespudding aus dem Tetrapack, beides in zwei Minuten von Poewe und Salle auf den Tisch gezaubert. Und für alle Besucher gab es passend zum Abend: Studentenfutter! Der Rektor unserer Universität hätte einen "Michelin" für seine Kochkünste verdient.
Gaumenfreuden
Wer kocht gern und hat das ein oder andere Geheimrezept in petto? Gourmetfreunde und Hobbyköche können ihre Lieblingsrezepte an die Redaktion Uni-Report schicken. In loser Folge sollen diese dann in der Uni-Zeitung veröffentlicht werden.
Schmeckt nicht, gibt's nicht!