Für Verbesserung der Studienbedingungen einsetzen

04.04.2005 -  

Bundesverfassungsgericht öffnete Studiengebühren Tür und Tor

Studiengebühren sind derzeit viel diskutiert. Über Gefahren und mögliche Vorteile von Studiengebühren sprach Uni-Report mit dem Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann.

Studiengebühren ja oder nein?

Mit einem einfachen Ja oder Nein wird man diesem komplexen Thema längst nicht mehr gerecht. Wenn nicht alle Zeichen trügen, wird es in absehbarer Zeit Studiengebühren geben. Wenn einige Bundesländer damit voran gehen, werden die anderen über kurz oder lang nachziehen. Oder aber es entsteht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft von Hochschulen.

Welche Gefahren bergen Studiengebühren?

Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Bereitschaft zur Aufnahme eines Studiums dadurch negativ beeinflusst wird. Das ist gerade in Sachsen-Anhalt sehr ernst zu nehmen, wo die Studierquote, also der Anteil der Studierenden eines Jahrgangs, deutlich unter dem Durchschnittswert in der Bundesrepublik liegt. Die abschreckende Wirkung, die Studiengebühren haben könnten, ist vor allem bei den eher bildungsfernen Schichten zu befürchten, während in Familien, in denen Eltern und Großeltern einen Hochschulabschluss haben, die Studiengebühr letzten Endes akzeptiert würde.

Welche Vorteile könnten Studiengebühren bringen?

Es ist unbestritten, dass die Hochschulen nicht über ein Budget verfügen, das für eine erstklassige Ausbildung erforderlich ist. Es fehlt an allen Ecken und Kanten: die Kursgrößen sind zu groß, es fehlt an Lehrkräften und Tutoren, an genügend Angeboten in der Sprachausbildung, für Lehraufträge, für Buchanschaffungen, Exkursionen, manchmal auch an geeigneten Räumen und an Ausstattung – obwohl wir da in Magdeburg noch recht gut sind. Wenn die aus Studiengebühren resultierenden Einnahmen in vollem Umfang in den Lehrbetrieb investiert würden, würde das die Qualität der Ausbildung signifikant verbessern. Natürlich ist dabei vorauszusetzen, dass die Länder nicht die Budgets der Hochschulen kürzen. Die Erhebung von Studiengebühren ohne nachhaltige Verbesserung der Studienbedingungen, das wäre geradezu katastrophal.

Ein weiterer unbestreitbarer Vorteil von Studiengebühren wäre ferner ein gesteigertes Qualitäts- und Effektivitätsbewusstsein der Studierenden. Wer für sein Studium bezahlen muss, wird sehr viel weniger tolerant mit Mängeln im Lehrbetrieb umgehen. Die Betreuungsintensität würde mit großer Sicherheit deutlich zunehmen.

Wenn ja zu Studiengebühren, wie sollten die Rahmenbedingungen gestaltet sein?

Die jetzt in einigen Bundesländern geplante Studiengebühr von 500 Euro pro Semester ist sicher nicht der richtige Weg. Das hat einerseits abschreckende Wirkung, hilft den Hochschulen aber nicht durchgreifend aus ihrer Finanzmisere.

Nachhaltige Wirkung kann nur von nachlaufenden Studiengebühren ausgehen, die nicht von den Eltern, sondern von den Absolventen gezahlt werden, und zwar nach Maßgabe ihres in der Regel überdurchschnittlichen Einkommens, das sie aufgrund ihres akademischen Abschlusses erzielen. Wer ein solches Einkommen nicht erzielt, wird nicht oder deutlich geringer zur Rückzahlung verpflichtet. Das macht den Aufbau eines staatlich verbürgten Kreditsystems erforderlich. Außerdem muss ein ausreichender Stipendienfonds eingerichtet werden, damit sozial Schwächere gleiche Chancen haben.

Sollten die Universitäten und Hochschulen die Höhe der Studiengebühren selbst festlegen können?

Anfangs dürfte die Tendenz eher auf gleiche Gebührensätze gehen. Wie sich das auf Dauer entwickelt, lässt sich nicht genau sagen. Es ist aber damit zu rechnen, dass für besondere Angebote auch höhere Beiträge verlangt werden. Allerdings dürfte die Bandbreite sehr viel enger als an amerikanischen Universitäten sein.

Vielen Dank für das Gespräch.

Letzte Änderung: 04.05.2005 - Ansprechpartner: Webmaster