Eine Zeitreise durch die Bildungslandschaft
12 Vorlesungen zur Wissenschaft I
Die Landeshauptstadt feiert ein Jubiläum. Vor zwölfhundert Jahren wird sie erstmals in einer Urkunde erwähnt. Der symbolischen Zahl zwölf folgend, machen ihr die wissenschaftlichen Einrichtungen zwölf Vorlesungen zum Geschenk. In jedem Monat dieses Jahres stellen an ganz unterschiedlichen Orten in der Stadt renommierte Wissenschaftler ihre Forschungsarbeiten vor. Den Auftakt gab Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann mit seinem Vortrag Magdeburg als Wissenschaftsstadt im Schinkel-Saal des Gesellschaftshauses.
Eine Chance verpasst
Der Rektor nimmt die Zuhörer mit auf eine Zeitreise. Am Moritzkloster gibt es bereits im 10. Jahrhundert eine höhere Schule, die später eine Domschule wird. Im 13./14. Jahrhundert unterhalten Bettelorden hohe Schulen in Magdeburg. In der Reformationszeit verpasst die Stadt eine Chance, eine Universität zu gründen. Vor den anrückenden Truppen des sächsischen Herzogs Moritz auf Wittenberg fliehen die dortigen Professoren mit einem Teil ihrer Studenten nach Magdeburg. Der Rat jedoch ist nicht geneigt, die Genehmigung zu erteilen, Vorlesungen abzuhalten. Die Ratsherren fürchten, dass sich eine zu große Schar junger Leute in der Stadt sammle. Um 1550 macht Flacius Illyricus mit den "Magdeburger Centurien" auf die Stadt an der Elbe aufmerksam. Geschrieben ohne jeden institutionellen Rückhalt, sind sie der Beginn der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung. Als im 17. Jahrhundert Otto von Guericke seinen Forschungen nachgeht sind in Magdeburg hervorragende Handwerker ansässig, die ihm Instrumente nach seinen Vorstellungen bauen, und ein durch Fernhandel offenes Bürgertum.
Schulen höherer Bildung, wie die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule oder die Pädagogien am Klosterberge, entstehen im 18. Jahrhundert. Die erste medizinisch-chirurgische Lehranstalt wird im 19. Jahrhundert gegründet. Die erste Maschinenbauschule gibt es ab 1897, doch erst nach dem II. Weltkrieg wird aus ihr eine Hochschule und später Technische Universität. Sie sowie die Pädagogische Hochschule und die Medizinische Akademie schließen sich 1993 zur Otto-von-Guericke-Universität zusammen.
Ausblick
Zwei Szenarien für die Zukunft zeigte der Rektor den Zuhörern auf. Das Pessimistische geht von einem Universitätssterben durch Unterfinanzierung, verknüpft mit der demographischen Entwicklung, aus. Das Optimistische sieht die Chancen der Hochschulen, sich selbst ein schärferes Profil zu geben, Schwerpunkte zu wählen. Dem sich verschärfenden Wettbewerb sei die Universität nicht hilflos ausgeliefert. Sie müsse durch attraktive Studienangebote und exzellente Studienbedingungen auf sich aufmerksam machen und Studierende auch aus fernen Ländern nach Magdeburg holen.