Hormone, Verhalten und Gehirn

10.05.2005 -  

Veröffentlichungen

In mehreren bahnbrechenden Untersuchungen der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Direktor Prof. Dr. Hendrik Lehnert, konnten neue Effekte der Hormone Insulin und Leptin auf das zentrale Nervensystem nachgewiesen werden. Diese Hormone besitzen eine ganz erhebliche Bedeutung in der Kontrolle von Stoffwechselvorgängen im Körper. Insulin ist vor allem als das Hormon bekannt, das den Blutzuckerhaushalt reguliert und bei vielen Diabetikern ersetzt werden muss. Leptin ist ein noch relativ neu entdecktes Hormon, das von Fettzellen gebildet wird und in hohem Maße den Energiehaushalt und die Nahrungsaufnahme steuert.

Neue Eigenschaften

In den neuen Untersuchungen konnten nun Effekte dieser Hormone auf das Gehirn nachgewiesen und ganz neue Eigenschaften charakterisiert werden. So führte zum Beispiel bei Nagetieren die Gabe von Leptin in die Nase zu einer direkten Beeinflussung des Körpergewichtes und der Nahrungsaufnahme. Diese Befunde sind deswegen so neu und bedeutsam, da hiermit erstmals ein unmittelbarer Effekt auf das Gehirn und bestimmte Hirnareale, wie z.B. dem Hypothalamus, erschlossen werden konnte. Diese Daten wurden von Dr. Carla Schulz als Erstautorin in Endocrinology publiziert.

In einer weiteren Untersuchung konnte von Kerstin Paulus als Erstautorin gezeigt werden, dass die Hormone Insulin und Leptin auch beim Lernen eine Rolle spielen: Gibt man Nagetieren vor einem Lerntraining Insulin in das Gehirn, so wirkt sich das auf die Rezeptoren (Andockstellen) von Leptin aus. Welche Bedeutung dies für das Gedächtnis hat, muss in weiteren Untersuchungen erforscht werden. Diese Ergebnisse werden in Kürze in Neuropsychobiology erscheinen.

In der jüngsten Arbeit, die in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie II, Direktor Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze, durchgeführt wurde, konnte mit Dr. Michael Rotte als Erstautor erstmalig beim Menschen der Nachweis geführt werden, dass die Gabe von Insulin direkt Hirnareale aktiviert, die für die Verarbeitung von Gedächtnisinhalten bedeutsam sind. Diese Arbeiten wurden mit Hilfe der so genannten funktionellen Kernspintomographie durchgeführt, die auch beim Menschen eine direkte Darstellung einer Aktivierung von Hirnregionen ermöglicht. Die Veröffentlichung erscheint im Neuroendocrinology.

Hohe Bedeutung

Bei all den genannten Zeitschriften handelt es sich um die international angesehensten in diesem Fachgebiet.

Zusammenfassend unterstreichen diese Forschungsergebnisse die hohe Bedeutung eines Forschungsansatzes, der sich mit der Wechselwirkung von Hormonen, Verhalten und Gehirn beschäftigt. Die Arbeiten zeigen gleichzeitig auch die Bedeutung einer interdisziplinären Schwerpunktbildung an der Medizinischen Fakultät in Magdeburg, wie sie vorbildlich im Bereich der Neurowissenschaften besteht.

Letzte Änderung: 10.05.2005 - Ansprechpartner: Webmaster