Globalisierung – Fluch oder Segen?

04.07.2005 -  

Ein Gesprächsforum des Evangelischen Hochschulbeirates

Unverhofft war das Thema der Podiumsdiskussion, zu der Evangelischer Hochschulbeirat und Evangelische Studentengemeinde Mitte Mai 2005 eingeladen hatten durch Franz Münteferings Kapitalismusschelte aktueller denn je. "Brich dem Hungrigen dein Brot – Ambivalenzen der Globalisierung", unter diesem Schwerpunkt sollte nicht nur die ökonomische Seite der Globalisierung als ein Teil des Kapitalismus betrachtet, sondern auch auf die Sozialverantwortung und Erwartungen an die Kirche eingegangen werden.

Das Hauptproblem der Globalisierung sah Oberkirchenrat Eberhard Hitzer vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland im unausgewogenen Verhältnis zwischen den Ländern, der tiefen Kluft zwischen arm und reich. Afrika beispielsweise sei völlig vom Globalisierungsprozess abgeschnitten. Viele andere Länder spielten nur eine Nebenrolle in diesem, könnten ihn nicht mitgestalten. Die Politik habe versagt, einen globalen politischen Grundkonsenz zu finden, wie mit sozial Schwachen umzugehen sei.

Klaus Dierkes, Vorstandssprecher der Wolfsburg AG, erklärte die Ursachen für die negativen Auswirkungen der Globalisierung vor allem damit, dass moderne Wirtschaftssysteme auf Länder stoßen, die noch nicht die Strukturen dafür aufgebaut hätten. Die Mechanismen des Marktes träfen sie mit voller Wucht. Zudem würden wirtschaftliche Entscheidungen zunehmend nicht mehr dort getroffen, wo sie wirken, sondern rein rational oft am anderen Ende der Welt ohne soziale Hintergründe zu berücksichtigen. Dennoch, räumte er ein, sei die Globalisierung nicht grundsätzlich schlecht.

Mit Zahlen belegte Prof. Dr. Joachim Weimann, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre/Wirtschaftspolitik an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, dass die Globalisierung nicht nur zu verteufeln sei. So hätten in den 70er Jahren nur 30 % der Weltbevölkerung Zugang zu sauberem Wasser. Inzwischen seien es 80 %. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf sei in den vergangenen 50 Jahren in den Entwicklungsländern von 500 auf 2500 Dollar angestiegen. Unter anderem Ergebnisse einer internationalen Arbeitsteilung. Auch Professor Weimann sah das Versagen in der Politik und nicht in der Globalisierung selbst. Als ganz wichtigen Faktor machte er die Lohnkosten aus.

Der Diskussion im Podium schloss sich eine zum Teil recht hitzig geführte Diskussion mit dem Auditorium an. In deren Fazit machte Professor Weimann darauf aufmerksam, dass es sehr wichtig sei, ökonomisches Grundlagenwissen einer möglichst breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.

Letzte Änderung: 04.07.2005 - Ansprechpartner: Webmaster