Komplexe Systeme
Im zurückliegenden Sommersemester beschäftigten sich Studenten des Bachelor-Studienganges Cultural Engineering (4. Semester) im Rahmen des Logistik-Moduls 4 am Lehrstuhl für Logistik (Prof. Dr. Dietrich Ziems, Dr. Elke Glistau, Daniela Düring) mit dem vernetzten Denken. Die Lehrveranstaltung vermittelt insbesondere qualitative Logistikmethoden. In diesem Semester wurde der Lehrstoff zudem durch Grundlagen des Supply Chain Managements und die Arbeit mit "4flow vista", einem Softwaretool zur Logistikplanung, durch den Lehrstuhl für Logistische Systeme (Katja Barfuss, Tobias Reggelin) angereichert.
Zu Beginn des Semesters wurden die Studenten mit der Theorie von Dietrich Dörner (Logik des Misslingens) sowie dem biokybernetischen Ansatz von Prof. Frederic Vester (Schöpfer der Sensitivitätsanalyse, † 2003) vertraut gemacht. Beide gelten als maßgebliche Begründer des so genannten vernetzten Denkens. Während Dörner in zahlreichen Simulationsexperimenten (u.a. Tanaland, Lohnhausen) die Fehler des Menschen im Umgang mit komplexen Systemen aufgedeckt hat, schuf Vester eine Vorgehensweise sowie eine Software zur Analyse komplexer Systeme. Da sich solch abstrakte Theorie am schnellsten festigen lässt, wenn sie direkt in die Praxis umgesetzt wird, wendeten die Studenten insbesondere die Sensitivitätsanalyse von Prof. Vester in selbst gewählten Projekten an. Das Applikationsgebiet beschränkte sich dabei nicht auf die Logistik, sondern ließ freien Gestaltungsraum, so dass zahlreiche Ideen entstanden. Angefangen vom doch sehr komplexen System "Partnerschaft", anhand dessen untersucht wurde, durch welche Störgrößen eine partnerschaftliche Beziehung beeinflusst wird, über die Systeme "Kaffeebar", "Gambia" und "Bandfestival" bis hin zum System "Gründung einer Ich-AG" waren viele interessante Sichten auf aktuelle konkrete (komplexe) Probleme gegeben. Auch "Star Trek"-Fans kamen auf ihre Kosten, denn die Raumstation Deep Space 9 wurde mitsamt ihren Komponenten hinsichtlich ihrer einzelnen Rollen untersucht.
Insgesamt entstand bei allen Teilnehmern der Lehrveranstaltung ein besseres Verständnis für komplexe Systeme und dafür, wie man mit diesen ganzheitlich und nachhaltig umgehen kann.