Eine Stadt auf der Suche nach sich selbst

09.11.2005 -  

12 Vorlesungen zur Wissenschaft

Der Architekturprofessor Ralf Niebergall, Fachbereich Bauwesen der Hochschule Magdeburg-Stendal, ist ein bekannter Kritiker des Hundertwasserhauses in Magdeburg. Dennoch wagte er sich mit seinem Vortrag im Rahmen der Zwölf Vorlesungen zur Wissenschaft Eine Stadt auf der Suche nach sich selbst an genau diesen Ort. Aber nicht die Auseinandersetzung um Hundertwasser stand im Mittelpunkt. Licht und Schatten der Stadtentwicklung in Magdeburg wurden aus ganz persönlicher Sicht, mit manch ironischem Unterton, betrachtet, Ideen zur Stadtplanung vorgestellt und studentische Visionen zur Stadtgestaltung aufgezeigt.

Der Wandel in der gesellschaftlichen Wirklichkeit zieht unweigerlich ein verändertes Stadtbild und Veränderungen in der Vorstellung von Stadt nach sich. Schon bei der "Suche nach der Mitte" Magdeburgs kam Professor Niebergall ins Schleudern. Wo hat Magdeburg seine Mitte, sein Zentrum? Schließlich fand er sie im Allee Center. Öffentlicher Raum wurde dort kurzerhand ins Innere, künftig sogar auch unter die Erde verlegt. Das Draußen werde sträflich vernachlässigt, beginne in Bedeutungslosigkeit zu versinken. Im Innern aber steppt der sprichwörtliche Bär. Ganz im Gegensatz dazu ist "tote Hose" am Hasselbachplatz. Die Lösung: Eventuell ein Dach über den "Hassel" bauen?

Wie gehen wir mit historischer und zeitgenössischer Architektur um? Positiv: Die Einrichtung eines Supermarkts in den alten Hallen des ehemaligen Schlachthofes. Negativ: Die selbe Supermarktkette baute einen unansehnlichen Neubauklotz an der Lübecker Straße. Magdeburg habe noch viel mehr als nur Hundertwasser zu bieten, meinte der Redner und verwies auf die Erwähnung der Universitätsbibliothek und der Experimentellen Fabrik im Phaidon-Atlas zeitgenössischer Architektur. Nur 1250 Bauten weltweit wurde diese Ehre zuteil.

Wie leben wir in Zukunft? Wie viel Planung braucht eine Stadt? Wie mischen sich mündige Bürger ein? Mögen sie lieber das Schleinufer als Rennstrecke entlang der Elbe oder sollte es eine überdimensionale Fußgängerzone werden? Die Elbe, ein Pfund, mit dem die Stadt in Zukunft mehr wuchern sollte.

Letzte Änderung: 09.01.2006 - Ansprechpartner: Webmaster