Musik und Theater in „panorama"-Perspektive
Das „zweite" Leben der Podiumbühne
Junge Dramaturgen, Regisseure, Regieassistenten und Künstler des Theaters haben vor einigen Monaten der als intim geltenden Podiumbühne, Spielstätte des Opernhauses, ein „zweites" Leben geschenkt. In jedem Monat verwandelt sich das Podium für „musik & mehr" in einen „panorama"-Raum. Insgesamt 67 Performances ganz unterschiedlicher Art sind geplant und sollen vor allem junge Leute an zeitgenössische Musik heranführen. Dabei sind „Entdeckungen" im Bereich der Kammeroper genauso im Visier wie Begegnungen unterschiedlicher Künste von Musik bis Architektur.
Alle Sinne angesprochen
Das alles mit hautnahem Kontakt zu einem Publikum, das sich hier ganz entspannt wohlfühlen soll und sich dabei einlässt auf akustische und visuelle Erlebnisse, die alle Sinne ansprechen sollen. Dieser Bühnenraum ist Werkstattraum und Chill-Out-Lounge, Kreativlabor und ein Ort für Installationen, Klang- und Instrumentalexperimente sowie Untersuchungen am klingenden Objekt. Junge Theatermacher inszenieren hier zeitgenössische Oper, und es wird Reihen geben wie „Lauschangriff", „Plattenteller", „Werkschau", „Flimmerkiste" und „Freistil".
Erklärtes Ziel der jungen Theatermacher ist es, Lust auf (zeitgenössisches) Musiktheater zu machen und „Schwellenängste" abzubauen. Die Podiumbühne als „panorama"-Raum hat eine eigene Szenografie, die das Spielzeitthema der Theater Magdeburg „360°" auf ganz spezielle Weise widerspiegelt. Mit Nero Sonnenkind, einer „Art Oper" von Nicolas Ramdohr, startete „panorama" erfolgreich. Inzwischen erfreuen sich die Veranstaltungen zu den einzelnen Themenreihen immer größerer Beliebtheit. Das Publikum ist immer mehr bereit, sich auf Ungewöhnliches, Provozierendes und auch Sinnliches einzulassen.
Demnächst wird im „panorama"- Raum Wolfgang Böhmers Oper Licht mit dem Text von Dea Loher, eine „Annäherung an das Leben Hannelore Kohls" aufgeführt. Licht ist ein berührendes Stück über die Einsamkeit einer Frau, die Hannelore Kohl heißt, und die das strahlende Lächeln nicht mehr erträgt und sich ihrem Schatten angleicht. Aus dem Schmerz der Lichtallergie wird ein Requiem für eine außergewöhnliche Frau. Im Rahmen von „panorama" ist auch eine Zusammenarbeit mit Studierenden und Dozenten der Hochschule für Theater und Musik Hamburg, Klasse Musiktheaterregie, vorgesehen. Unter dem Titel „Cafè Arbeit" stellen sie am 26. April 2006 ihr eigens für Magdeburg erarbeitetes Projekt vor. Die Studenten sind für den Text und die Inszenierung verantwortlich. Zwölf Komponisten sollen für „1 Euro" Passagen vertonen, die dann szenisch umgesetzt werden.
„Nickerchen" bei Musik
Etwas ganz Besonderes ist das Ein-Mann-Theater für Schauspieler und Tonband Rondeau von György Ligeti mit Wolfgang Klose, das am 29. April 2006 noch einmal aufgeführt wird. Ungewöhnlich ist in der Reihe „Plattenteller" die Veranstaltung Poppmusik als „ultimative Aufklärungsshow über die besten Pornomucken aller Zeiten". Dabei geht es um Musik in Pornofilmen und in der nächsten Folge am 24. Februar 2006 auch um die Erotik im musikalischen Schaffen von Richard Wagner. Als eine besondere Attraktion wird für alle Magdeburger eine „Business-Mittags-Schlaf-Lounge", bei der man sich ein bis zwei Stunden im „panorama"-Raum entspannen und auch ein „Nickerchen" bei Musik zum Träumen machen kann, geplant. Theater eben als ein sinnliches Erlebnis in der Welt der Künste.