Nur Durchgangsstation?

31.03.2006 -  

Diskussionsrunde über Abwanderung aus Sachsen-Anhalt

Abwanderung und Geburtenrückgang treffen Sachsen-Anhalt schwer. Die Abwanderungsrate übertrifft die aller anderen Bundesländer. Im Zeitraum von 1991 bis 2002 entschieden sich ca. 61000, insbesondere junge, Menschen gegen Sachsen-Anhalt. Vor allem hochqualifizierte Frauen verlassen oft noch vor einer Familiengründung das Land. So wird die neue Generation potenziell Hochqualifizierter in Sachsen-Anhalt erst gar nicht geboren. Anlass für die Friedrich-Ebert-Stiftung Magdeburg dies auf einer Diskussionsveranstaltung zu thematisieren.

Mangel an guten Jobs

Viele Hochqualifizierte finden in Sachsen-Anhalt keinen für sie attraktiven Job. Die Gründe dafür sind nicht nur fehlende Arbeitsplätze oder zu niedrige Bezahlung, sondern auch mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten im Beruf. Die sachsen-anhaltischen Unternehmen seien noch sehr jung und könnten kaum „Karriereleitern" bieten, erläuterte Prof. Dr. Martin Rosenfeld vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle. Überhaupt gebe es im Lande eine große Unternehmenslücke und keine Metropolen, in denen oft die Hauptsitze von Firmen mit vielen Arbeitsplätzen eingerichtet würden. Das Image von Sachsen-Anhalt müsse unbedingt verbessert werden. Und das Land täte gut daran, so Professor Rosenfeld, die Kräfte in Hochschulen und im Forschungsbereich zu bündeln, das Gründungsklima zu verbessern, ein wirtschaftliches Leitbild zu entwickeln sowie die drei Großstädte des Landes zu vernetzen und zu stärken. Studierende sollten durchaus bereits während ihres Studiums für Erwerbsmöglickeiten im Land sensibilisiert werden, so eine Schlussfolgerung der Diskussion.

Der Engpassfaktor

Warum hochqualifizierte junge Menschen so wichtig für ein Land sind, beantwortete Prof. Dr. Joachim Weimann, Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft. Unternehmen müssen innovative, auf dem Markt gefragte Produkte herstellen. Ihre Entwicklung braucht kluge Köpfe – sogenanntes Humankapital. Ebenso das Wirtschaftswachstum in Wachstumszentren. In Sachsen-Anhalt jedoch sei das Humankapital der Engpassfaktor schlechthin, denn vor allem gutausgebildete junge Leute wanderten ab. Hochschulen jedoch können mit guten Angeboten begabte junge Menschen nach Sachsen-Anhalt holen.

Das belegt eine Studie von Prof. Dr. Christiane Dienel, Hochschule Magdeburg-Stendal, in deren Ergebnis u.a. ein Konzept zur Förderung von Rückwanderung erarbeitet wurde. Vor allem geht es darum, Netzwerke aufzubauen. Ein großes Potenzial wird auch in den Hochschulen gesehen. Eine familienfreundliche Gestaltung von Hochschulen ist ein weiterer vielversprechender Ansatz, um dringend benötigte hochqualifizierte Landeskinder zu halten oder auch Akademiker mit ihren Familien ins Land zu ziehen. Der Abwanderung müsse dringend entgegengewirkt werden, darin waren sich sowohl Redner als auch Auditorium einig.

Letzte Änderung: 31.03.2006 - Ansprechpartner: Webmaster