Die Ethik der Würde
Gesprächsforum des Evangelischen Hochschulbeirates
Zu einem interdisziplinären Gesprächsforum hatte Ende Februar 2006 der Evangelische Hochschulbeirat eingeladen. Das Thema Forschung für den Beginn menschlichen Lebens – Ethische Rückfragen an Medizin und Gesetzgebung diskutierten die Mediziner Professor Jürgen Kleinstein, Reproduktionsmediziner, und Professor Peter Wieacker, Humangenetiker, beide an der Magdeburger Universität, mit dem Theologen Professor Peter Dabrock vom Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg. Die Moderation lag in den Händen von Professor Harald Schultze, Geschäftsführer des Evangelischen Hochschulbeirates. In dem Gespräch wurden Möglichkeiten der medizinischen und genetischen Forschung erörtert. Weiterhin diskutierten die Referenten darüber, inwieweit in den Prozess des werdenden Lebens eingegriffen werden kann und welche ethischen Probleme bzw. juristischen Konflikte dabei auftreten können.
Fülle von Fragen
Eine Fülle von Fragen wurde erörtert. Welche Belastungen und Risiken bergen Reproduktionstechnologien für Frauen und Kinder? Ist die deutsche Rechtslage nicht zu restriktiv, so dass Frauen in Nachbarländer reisen, um dort nach ihren persönlichen Wünschen behandelt zu werden? Ist es gerechtfertigt, mehr als drei Embryonen zu erzeugen, um die Chancen auf ein Kind und die Einnistungsrate zu erhöhen sowie die Fehlgeburtenrate zu senken? Sollte man die Embryonen vor der Implantation nicht doch genetisch testen und die übrig gebliebenen für die Forschung einsetzen dürfen?
Die Gesprächspartner stimmten darin überein, dass die Ethik des Heilens eben nicht die Ethik der Würde aufhebe. Aber die Meinungen der Forscher gingen auch auseinander z. B. in Bezug auf die Nutzung von Stammzellen für die medizinische Forschung und für zukünftige Therapien. Der Theologe warnte vor einer Instrumentalisierung und erklärte, dass die Festlegung eines klaren Grundsatzes nicht von der nötigen Einzelentscheidung befreie.
Hohes fachliches Niveau
Mit dem Thema Stammzellen verbinden Forscher derzeit große Hoffnungen im Kampf gegen Krankheiten wie Krebs, Alzheimer oder Parkinson. Die Erforschung des menschlichen Genoms weckt und nährt die Hoffnung vieler kranker Menschen, Krankheiten, die bisher als nicht therapierbar gelten, könnten eines Tages geheilt oder vermieden werden.
Grundlegende ethische, aber auch rechtliche und politische Fragen und Meinungen wurden an diesem Abend auf hohem fachlichen Niveau sachlich erörtert und ein gewisser Konsens zwischen den unterschiedlich vertretenen wissenschaftlichen Auffassungen gefunden. Es war uns wichtig, so Moderator Harald Schultze nach dem zweieinhalbstündigen Forum, dass verantwortliche Forscher zu einem hoch aktuellen Thema zu Wort gekommen sind.