Flexible Kitas gewünscht
Befragung zur Situation der Kinderbetreuung
Wer derzeit nicht über Familienfreundlichkeit spricht, ist selber Schuld – ist man versucht zu sagen. Vom Strudel dieser öffentlichen Debatte wird nahezu jeder erfasst, der eine Zeitung aufschlägt oder Nachrichten hört. Dabei sind die Gestaltung familienfreundlicher Arbeitsbedingungen, von Karrierewegen junger Wissenschaftlerinnen oder etwa eines Studiums mit Kind nicht erst seit dem vergangenen Bundestagswahlkampf an wissenschaftlichen Einrichtungen thematisiert.
Studierende unter Federführung von Senol Ötztürkylimaz hatten sich nach umfassender Vorbereitung im vergangenen Oktober mit Unterstützung der studentischen Organisation für Marketing STORM e.V. darangemacht, mittels einer Umfrage den Bedarf an Kinderbetreuung an unserer Universität zu ermitteln. Ende Januar nun präsentierten sie die Ergebnisse. 880 Studierende und Mitarbeiter aus allen Fakultäten und Bereichen haben ihre Meinung gesagt, besser aufgeschrieben. Die Ergebnisse können als repräsentativ betrachtet werden. Gefragt wurde nach eigenen Kindern oder dem Kinderwunsch, nach der derzeitigen Betreuung der Kinder und der Zufriedenheit mit dieser Situation. Sieben Prozent der Befragten haben Kinder im betreuungsbedürftigen Alter, 70 Prozent haben keine Kinder und auch keine in absehbarer Zeit eingeplant. Betreut werden die Kinder von den Großeltern, den Partnern, in der Kita oder dem Hort. Der Großteil der Befragten war mit der Situation recht zufrieden. Als Gründe für einen möglichen Wechsel zu einer Einrichtung an der Universität – so es denn eine gäbe – führten die Befragten die Nähe zum Arbeitsort, die an die Arbeitszeiten angepassten Öffnungszeiten und eine flexibel gestaltete Betreuung an. Knapp zwei Drittel der Befragten würden wahrscheinlich eine Kinderbetreuungseinrichtung an der Universität nutzen. Im Ergebnis der Befragung leiteten die Studierenden einen Bedarf von 144 Plätzen in Krippe und Kita ab.
Eine Zahl, die die Universitätsleitung veranlasst, einen Kindergarten einzurichten? Wohl kaum, so wünschenswert es im Wettbewerb um Studierende und qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs auch wäre, musste der Rektor, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, die Erwartungen dämpfen. Bis Anfang der 90er Jahre verfügte die Universität noch über Krippe und Kindergarten. Sie waren nicht mehr finanzierbar. Vielleicht wären sie heute nicht mal unbedingt sinnvoll, sind doch die Einrichtungen der Stadt nicht voll ausgelastet. Deshalb wären Kooperationen mit den Krippen und Kitas in Uninähe wie im Nordpark, der Weitling- oder Jakobstraße ein realisierbarer Weg. In der Stadt werden derzeit nach einigen Widerständen verschiedene Öffnungszeitenmodelle ausprobiert. Die Nachfrage reguliert das Angebot. Für Studierende ist eine Befreiung von den Kosten für die Kinderbetreuung möglich.
Die Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit und Soziales von Sachsen-Anhalt, Bärbel Freudenberg-Pilster, begrüßte, dass die Initiative für die Umfrage von den Studierenden ausgegangen war. Sie machte auf die Familienoffensive des Landes Sachsen-Anhalt aufmerksam, die 2004 ins Leben gerufen wurde und zu deren Gründungsmitgliedern die Otto-von-Guericke-Universität gehörte. Der Rektor ergänzte, dass die Universität auch im Magdeburger Bündnis für Familie Mitglied sei und sich demnächst dem „audit familiengerechte hochschule" der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und der Universität Trier für das Zertifikat „Familiengerechte Hochschule" stellen werde. Eine Arbeitsgruppe „Familienfreundliche Universität" wird sich weiterhin beispielsweise mit der Gestaltung von Prüfungsordnungen und den Kooperationen mit den Kinderbetreuungsstätten der Stadt in Universitätsnähe beschäftigen.