Damit die Weste weiß bleibt
Kooperationsvertrag zur Korruptionsprävention zwischen Stadt und Universität
Mit ihren Unterschriften besiegelten Magdeburgs Beigeordneter für Kommunales, Umwelt und Allgemeine Verwaltung, Holger Platz, und Prof. Dr. Birgitta Wolff, Lehrstuhl Internationales Management an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, Ende Januar 2006 eine Kooperationsvereinbarung zur Korruptionsprävention. „Das Jahr der Wissenschaft ist ein guter Anlass, Theorie und Praxis zum gegenseitigen Vorteil enger zu verknüpfen", bekräftigt der Beigeordnete.
„In der deutschen Wirtschaft führte Korruption im Jahr 2003 zu einem geschätzten Schaden von ca. 6,8 Milliarden Euro. Ca. 80 Prozent dieses Schadens entsteht durch Korruptionsfälle in der allgemeinen öffentlichen Verwaltung, davon ca. 63 Prozent auf kommunaler Ebene", informiert Prof. Wolff über die Statistik. „Die Landeshauptstadt Magdeburg bildet nach unseren Erkenntnissen bei der Bekämpfung und Prävention von Korruption eine der wenigen Ausnahmen im Bundesgebiet."
Doch wo fängt Korruption an, wo hört sie auf? Eine gesetzliche Definition gibt es nicht. „Nun soll ja aber auch niemand, der sich einfach mal für gute Zusammenarbeit mit einer Behörde bedanken will, vor den Kopf gestoßen fühlen, indem eine Flasche Wein oder ein Blumenstrauß gleich als Bestechung ausgelegt wird", meint Holger Platz. Doch wie ist damit umzugehen? Bereits 1996 richtete die Stadtverwaltung eine interne Kontrollstelle zur Korruptionsvorbeugung ein. Sie überwacht nicht nur die Rechtmäßigkeit der städtischen Vergabeverfahren, sondern hat z. B. auch Weiterbildungsveranstaltungen für die Mitarbeiter organisiert und einen Handlungsleitfaden für den Umgang mit den „kleinen Geschenken, die die Freundschaft erhalten sollen" erarbeitet, berichtet die Leiterin der Stelle, Brigitte Perlbach-Stengel. „Auf die Transparenz kommt es an", unterstreicht der Beigeordnete. Eine Situation, die Korruption befördere, dürfe gar nicht erst entstehen. So würden Führungskräfte geschult, Warnsignale zu erkennen, Mitarbeiter in besonders sensiblen Bereichen unterliegen einer gewissen Einsatzrotation, Nebentätigkeiten der Mitarbeiter werden genauestens überwacht, die Leistungen von Sponsoren offengelegt.
Mit der jetzt unterzeichneten Kooperationsvereinbarung soll die Korruptionsprävention eine neue Qualität erreichen. Die Idee dazu kam, als ein Student für seine Diplomarbeit zum Thema Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung im öffentlichen Dienst aus Sicht der Neuen Institutionenökonomie durch die Kontrollstelle unterstützt wurde. Ziel der Vereinbarung ist es, die Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung zu optimieren, die Arbeit der Kontrollstelle mit Techniken, Methoden und Analyseverfahren aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive zu unterstützen und eine überregionale Vergleichbarkeit zu erreichen. Die Sensibilisierung von Nachwuchsführungskräften für das Thema Korruption und die Entwicklung und Vermittlung von Instrumenten zur systematischen Prävention sind deshalb zentrale Anliegen der vereinbarten Zusammenarbeit.
Kosten-Nutzen-Rechnung
Dabei soll einerseits universitäres Know-how in die Praxis übertragen werden, andererseits werden ausgewählte Fragestellungen untersucht. In einem der anlaufenden Projekte, in welches das studentische SIEFE-Team eingebunden ist, sollen Kosten und Nutzen von Korruptionspräventionsmaßnahmen quantitativ ermittelt werden, so dass knappe Mittel noch zielorientierter eingesetzt werden können („Maßnahmencontrolling"). Aber auch Anreizwirkungen von Maßnahmen zur Korruptionsprävention und -bekämpfung oder die Messung der Wirksamkeit und Effektivität von Korruptionspräventions- und
-bekämpfungsmaßnahmen werden untersucht. Die Landeshauptstadt Magdeburg bietet dazu Praktika für Studierende an.
„Diese Form der Zusammenarbeit von Stadt und Universität in diesem sensiblen Bereich der Korruptionsprävention ist nach unseren Kenntnissen einmalig in der Bundesrepublik", unterstreicht Holger Platz die neue Qualität der Korruptionsprävention. „Unter dem Motto ,Wehret den Anfängen' wollen wir ähnliche Vereinbarungen auch mit Unternehmen der Stadt und Region abschließen."