Ist Neuroreparatur möglich?
Tagung zu Schlaganfall-Forschung
Gut 250 Wissenschaftler aus aller Welt, die auf dem Gebiet der Schlaganfall-Forschung tätig sind, waren Anfang Mai 2006 zum Symposium Cerebral ischemia and stroke nach Magdeburg gekommen. Veranstaltet wurde es von der Medizinischen Fakultät und dem Leibniz-Institut für Neurobiologie. Die Tagung war nicht nur eine interessante Veranstaltung im Programm des Jahres der Wissenschaft der Stadt Magdeburg, sondern nach Auskunft von Prof. Georg Reiser, Direktor des Instituts für Neurobiochemie der Medizinischen Fakultät, ein Highlight der internationalen Wissenschaftskongresse.
Medikamente
Eine der bisher nur unbefriedigend gelösten Fragen bei einem Schlaganfall ist die, ob sich der Verlust von Nervenzellen bei Schädigungen des Gehirns durch Medikamente aufhalten lässt. Bisher können nur gefäßverstopfende Blutgerinnsel medikamentös beseitigt werden. Ein direkter Schutz der Nervenzellen hat bislang keinen Einzug in die klinische Praxis gehalten. Die Vorträge auf der Tagung beschäftigten sich mit der Rolle entzündlicher Mechanismen, welche durch intrazelluläre Kontrolle von Schaltproteinen Nervenzellen am Leben halten. Weitere Vorträge legten dar, dass auch die Fortschritte bei der Aufklärung des humanen Genoms neue Wege zeigt, Nervenzellen molekular schützen zu können.
Die Magdeburger Forscher stellten ihre neuesten Ergebnisse über die an Schädigung und Schutz beteiligten extra- und intrazellulären Signalwege in Nervenzellen vor, die Gegenstand ihrer Forschungsprojekte sind, die auch im Rahmen der Exzellenzinitiative des Landes Sachsen-Anhalt als Verbundprojekt Experimentelle Schlaganfallforschung gefördert werden.
Stammzellen
Ein weiterer Schwerpunkt der diesjährigen Tagung war die „Neuroreparatur" mittels Stammzellen. Hier wurde insbesondere diskutiert, ob und unter welchen Bedingungen auch endogene Stammzellen als hirneigenes „Ersatzteillager" dienen und ob sie damit Funktionsausfälle nach Nervenschädigung reparieren können. In dem im ZENIT Magdeburg angesiedelten Forschungsinstitut Angewandte Neurowissenschaften wurden neue Erkenntnisse gewonnen, wonach ein im Tierversuch simulierter Schlaganfall zur Induktion der Stammzellproliferation und Neuronen-Neubildung führt. Auch transplantierte Nervenzellvorläufer wachsen im Schädigungsgebiet an. Ein Problem stellt derzeit noch das Langzeitüberleben der neu gebildeten Zellen dar.