Das Spendenglas
Viele Gelegenheiten, um für Kinderdorf zu sammeln
Über einen Spendenbetrag von jeweils über 1000 Euro pro Jahr kann sich seit 2002 das Erich Kästner-Kinderdorf im fränkischen Oberschwarzach freuen. Gesammelt wurde das Geld von Prof. Dr. Graham Horton und seinen Studenten an der Fakultät für Informatik (FIN).
Graham Horton ist Absolvent der Universität Erlangen und dort auch als Wissenschaftler tätig gewesen. Selbst war er mehr als 20 Jahre in Franken zu Hause und pflegt seit vielen Jahren ein freundschaftliches Verhältnis zum SOS-Kinderdorf und dessen Geschäftsführerin Gunda Fleischhauer. Von Anfang an faszinierte ihn die Arbeit der Heil- und Sozialpädagogen, Psychologen, Ergo- und Gestalttherapeuten, die sich um Kinder kümmern, die nicht bei ihrer Familie leben können. Die Kinder im Dorf haben sehr unterschiedliche Ausgangssituationen zu verkraften. Familiäre Schwierigkeiten und gesellschaftliche Umstände sind nur zwei der vielen Ursachen, die zu Verhaltens- und Entwicklungsstörungen der über fünfzig betreuten Kinder und Jugendlichen im Alter von zwei bis 21 Jahren geführt haben. Die Finanzierung erfolgt aus öffentlichen Mitteln und aus Spenden.
Die erste „Spendenkasse" Graham Hortons, ein altes Einweckglas auf seinem Bürotisch, stammt noch aus der Erlanger Zeit, wie er selber berichtet: „Ich mag es nicht, Kleingeld mit mir herumzutragen. Das kam dann und kommt jetzt immer noch jedes Mal ins Glas. Und wenn kein Platz mehr darin ist, dann zahle ich es halt auf das Spendenkonto ein."
Das „Spendenglas" hat den Umzug nach Magdeburg mitgemacht und fällt Besuchern im Büro des Informatikprofessors sofort ins Auge. Die Lust auf eine gute Tat scheint ansteckend zu sein: „Wer zu Gast bei mir ist, lässt gerne ein paar Münzen drin", freut er sich. „Und einige meiner Studenten fanden die Idee sogar so gut, dass sie 2003 T-Shirts mit einem witzigen Spruch für unseren Lehrstuhl entworfen haben, die wir dann verkauft haben. Ein Drittel des Erlöses geht direkt ans Kinderdorf, mit dem Rest decken wir die Herstellungskosten." Inzwischen, drei Jahre später, gibt es die dritte Ausgabe des Shirts, knallig gelb und verziert mit der Aussage „Brainstorming war gestern!" – eine bewusste Provokation und ein Hinweis auf Professor Hortons neues Forschungsgebiet Idea Engineering. In den vergangenen Monaten haben über fünfzig T-Shirts einen Besitzer gefunden.
Samstagsseminare
Die Veranstalter des Fakultätskonzertes „FIN the mood", bei dem Studenten und Mitarbeiter der FIN gemeinsam Musik machen, beteiligen sich am Spendenprojekt. Antje Maurer, Cheforganisatorin, meint dazu: „Wir verkaufen in der Konzertpause Getränke und Selbstgebackenes. Was wir einnehmen, geht vollständig ans Kinderdorf." Das nächste Konzert ist am 16. Juni 2006 um 19 Uhr in der FIN.
Die größten Teilbeträge hat der Informatikprofessor allerdings mit seinen „Samstagsseminaren" eingenommen. Zu ihm persönlich wichtigen, nichtfachlichen Themen aus dem Bereich der Schlüsselkompetenzen hielt Graham Horton in der Vergangenheit ganztägige Seminare am Wochenende: „Bisher hatten wir Seminare über Ziele und Kreativitätstechniken. Das Thema Ziele ist so gut angekommen, dass ich es auf vielfachen Wunsch sogar noch einmal gemacht habe." Die Teilnahmegebühr über zehn Euro wird vollständig gespendet, Unkosten für Werbung und Getränke zahlt der Professor aus der eigenen Tasche. So kamen allein beim ersten Seminar 750 Euro zusammen.
Auf die Frage, ob er auch dieses Jahr wieder einen vierstelligen Spendenbetrag zusammenbekommt, lächelt Graham Horton verschmitzt: „Ich habe inzwischen zwei Spendengläser bei mir im Büro, ich schaffe es sonst nicht oft genug zur Bank.