Spannungsreich musiziert

Universitätschor führte Johannes-Passion von Bach auf

Der Magdeburger Universitätschor sang zu Beginn des Sommersemesters unter Leitung von KMD Günter Hoff in der gut besuchten Johanniskirche die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach. Die Begleitung hatte das Mitteldeutsche Kammerorchester übernommen. Als Solisten konnten die Sopranistin Katherina Müller aus Berlin, Britta Schwarz, Alt, aus Dresden und der Bariton Egbert Junghans, Dresden, gewonnen werden. Den Jesus sang der noch sehr junge Bariton David Pichlmaier aus Weimar. Für den erkrankten Tenor Matthias Bleidorn, konnte kurzfristig Martin Krumbiegel engagiert werden.

Doppelbelastung

Die Leistung des Magdeburger Universitätschores war bemerkenswert. Alle Chöre waren von sehr guter Textverständlichkeit. Der Zuhörer konnte also das von Dr. Sigrid Hansen gestaltete Programmheft getrost zur Seite legen und sich auf die ausdrucksvollen Chöre und Arien konzentrieren.

Martin Krumbiegel hatte eine „Doppelbelastung" zu meistern. Er überzeugte in den Tenorarien und auch als Evangelist. Hier führte er die Rezitative des Evangelisten richtungweisend und mit leichter Stimme. So erhielt die Erzählung der Passionsgeschichte eine neue Dimension. Die Gestaltung der Arien erschütterte. Krumbiegel vermochte in der Arie Ach mein Sinn die Ratlosigkeit und Aufgewühltheit überzeugend zu vermitteln.

Mit herzhafter Leichtigkeit sang Katherina Müller die Arie Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten. Die Arie Zerfließe mein Herze nachdem der Höhepunkt der Passion überschritten ist, war von makelloser Reinheit.

Die Altistin Britta Schwarz ist den Besuchern der Konzerte des Magdeburger Universitätschores keine Unbekannte. Mit ihrer warmen Stimme verlieh sie dem Moment des Kreuzestodes Jesu Wärme und Würde in der Arie Es ist vollbracht. Die Begleitung durch die Viola da Gamba ergreifend.

David Pichlmaier als Jesus, darf als eine Bereicherung für das Konzertgeschehen gesehen werden. Kraft- und ausdrucksvoll interpretierte er die Worte Jesu und ließ den Zuhörer die Dramatik der Kreuzigung empfinden.

Der Bariton von Egbert Junghans als Pilatus konnte leider nicht immer überzeugen.

Günther Hoff spornte den Universitätschor zu Höchstleistungen an. Ausdrucksstark das Stimmengewirr beim Weg, weg mit ihm, kreuzige ihn! Mit dem als „verflixt" geltenden Chor Wohin? klang der Chor nicht ganz sicher. Nuancenreich und ausdrucksstark der Chor Ruht wohl. Besonders ergreifend die Choräle. Wie kaum ein anderer vermag der Chorleiter mit den Chorsängern, die Gestaltung der teilweise dramatischen Texte zu einem wahren Erlebnis werden zu lassen.

Raum zum Nachdenken

Das Orchester wurde unter Günther Hoffs Dirigat zu Höchstleistungen angespornt. Wenn er durch Blickkontakt mit dem Konzertmeister, das Besondere seiner Auffassung der Wiedergabe Bachscher Musik vermittelt, mag man sich gar nicht vorstellen, dass er die 70 schon um einige Jahre überschritten hat. Schön anzusehen auch das Verständnis zwischen Günther Hoff und Anne Hoff, Weimar, an der Orgel. Ihr Part war nicht immer leicht zu bewältigen; vor allem, wenn der Evangelist zu Gestaltungszwecken, zusätzliche Pausen einbrachte.

Die Aufführung dieser Johannes-Passion ließ Raum zum Nachdenken und konnte die Zuhörer im Innersten ergreifen.

Letzte Änderung: 26.05.2006 - Ansprechpartner: Webmaster