Variationen über "Friling"
Magdeburger Klezmer-Band Foyal mit neuer CD
Die neue CD der Magdeburger Klezmer-Band Foyal stimmt mit Vogelgezwitscher im Lied Crested Hens auf den Frühling ein. Dieser Titel des französischen Drehleier-Virtuosen Gilles Chabenat charakterisiert eindrucksvoll jene Mischung an Musik, welche die zwölf Lieder ihrer zweiten CD zu etwas Besonderem in der Musikszene machen. Geprägt wird die Musik durch die musikalischen Traditionen der Klezmorim. Diese jüdischen Wandermusiker spielten für alle Menschen ihrer osteuropäischen Heimat, spielten zum Tanz, auf Hochzeiten, zu allen Gelegenheiten. Eindrucksvoll sind die hohe Musikalität sowie das instrumentelle und vokale Können von Ulrike Baumbach, Knut Hartmann, Carlos Martinez, Carsten Apel und Eberhard Saftien. Erstmalig singen alle fünf Musiker in Jiddisch, Hebräisch, Serbokroatisch und in verschiedenen Sprachen der Roma.
Lieder des Balkans
Auf der Suche nach einem unverwechselbaren Klang im Zusammenspiel ihrer Instrumente und dem Gesang ist Foyal weiter vorangekommen. Oft von der Melodie eines der vielen Instrumente getragen, ob Violine (wunderbar Ulrike Baumbach) oder Klarinette und Flöte (Eberhard Saftien) oder Akkordeon (Carsten Apel) - der Gruppe gelingt in der Interpretation der Lieder eine sehr große emotionale Hörwirkung. Dabei verleugnet Foyal nicht die Einflüsse der Gruppe Kroke oder von Giora Feldmanns unverwechselbarem Klarinettensound. Die Klarinette - Foyal ist eine Slangbezeichnung für diese - ist es gerade, die bei den meisten der auf dieser CD zu hörenden Lieder das Unverwechselbare dieser internationalen Musik ausmacht. Auf der Suche nach Musik für diese CD ist Knut Hartmann vor allem im Liedgut des Balkans, aber auch der amerikanischen Klezmermusik fündig geworden. So sind viele neue Roma-Lieder, wie das Liebeslied Tu Jèsty Fàta der Boyash-Roma-Band Kanizsa Csillagai aus Rumänien oder Mori Shèj, Szàbià der Budapester Gruppe Kalyi Jag für diese CD ausgewählt worden. Hier beweisen alle Foyalisten im Wechsel, dass sie exzellente Vokalisten sind, deren Stimmen genau die Stimmung der Lieder treffen. Etwas ganz Besonderes ist das Instrumentalstück Flatbush Waltz von dem in New York lebenden Andy Statman mit einer wunderbaren, die Melodie dominierenden, Flöte von Eberhard Saftien. Dass Klezmer-Musik temperamentvolle Tanzmusik ist, hört man bei Drowsy Maggy, einem rhythmisch mitreißenden irischen Traditionell und auch bei Sher # 3 aus der 1916 in New York veröffentlichten Sammlung von International Hebrew Wedding Music als Beispiel für jüdische Hochzeitsmusik heraus. Hier bringen Akkordeon, Klarinette, Violine und Bass den typischen Sound, der in die Beine und ins Herz geht. Von großer emotionaler Wirkung ist das von Ulrike Baumbach gesungene jiddische Liebeslied Friling von Abraham Brudno auf den Text von Shemerke Kaszerginski. Das Lied betrauert den Tod dessen Frau 1943 im Ghetto von Wilna und ist bei aller Traurigkeit auch angesichts des Frühlings ein Bekenntnis zum Leben. Das Booklet mit den von Knut Hartmann übersetzten poetischen Liedtexten spricht für den künstlerischen Anspruch von Foyal.