Taschentuch am Auspuff und Gehirne untern Mikroskop
Jahr der Wissenschaft feierte weiteren Höhepunkt mit Premiere: Lange Nacht der Wissenschaft - Eine Erlebnisreise durch Forschung, Experimente und wissenschaftliche Phänomene
"Die ,Lange Nacht der Wissenschaft' ist ein voller Erfolg gewesen. Alle sind begeistert von der postitiven Resonanz bei den Besuchern", bekräftigt der Rektor, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann. Trotz Gewitter und Unwetter fanden die Besucher in Scharen auf den Campus der Universität zur Premiere der "Langen Nacht der Wissenschaft". Bis nach Mitternacht waren Labore, Vorlesungen und Versuchsvorführungen gut besucht.
Volle Hörsäle und Labore
Wie elektrische Entladung als High-Tech-Werkzeug für die Metallbearbeitung genutzt werden kann, war an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik zu beobachten und eine Amateurfunkstation dort auch zu besichtigen. Weil alle Plätze belegt waren, saßen die Zuhörer sogar auf dem Boden, um zu erfahren, wie mit Hilfe der Mathematik das Lächeln der Mona Lisa zu erklären ist. Ebenfalls gut besuchte Hörsäle brachten die Vorträge, die das Institut für Experimentelle Physik zur blauen Nano-Photonik, zu Nichtlinearität, Strukturbildung und Chaos und zu biologischen Rhythmen und Strukturbildung anbot. Üble Fälschungen aus der Geschichte Mageburgs wurden vom Institut für Geschichte aufgedeckt und die Königin Luise von Preußen vorgestellt.
Laserlicht im Windkanal
Glaskolben, Reagenzgläser, Röntgen-Photoelektronen-Spektroskopie, Helium-Atomstrahlstreuung und starke Magentfelder gab es am Institut für Chemie zu sehen und zu erfahren, was damit alles aufgedeckt, erfoscht und erkannt wird. Laserlicht machte im Windkanal am Institut für Strömungstechnik und Thermodynamik Strömungen sichtbar. Dass ein Zellstofftaschentuch nicht nur zum Naseputzen geeignet ist, sondern auch Rußpartikel aus dem Auspuff eines Dieselmotors einfangen kann, wurde am Institut für Mobile Systeme demonstriert. Im Forum Gestaltung in der Brandenburger Straße präsentierten Studierende die Ergebnisse ihrer Arbeiten zur Integrierten Produktentwicklung in einer Ausstellung.
Wie Mehl, Holz und Kohlenstaub explodieren können war am Institut für Anlagen- und Umwelttechnik zu erfahren und auch das dort entwickelte neue Notkühlsystem für Batchreaktoren wurde vorgestellt. Auf den Zahn wurde am Institut für Mechanik mit einem neuen Dentalgerät zur Entfernung von Ablagerungen gefühlt. Am Institut für Psychologie gab es Demonstrationen, in denen Hirnpotenziale abgeleitet wurden. Nicht nur die Architektur beeindruckte die Besucher bei den Führungen durch die Universitätsbibliothek.
Ein Science-Shuttle brachte sie zur nächsten Station in der Sandtorstraße. In der Experimentellen Fabrik erfuhren die Neugierigen mehr über Messungen zur elektromagnetischen Verträglichkeit und die Werkstoffsimulanten freuten sich auf ihren Besuch. In der Nachbarschaft luden auch das Max-Planck-Institut und das Fraunhofer-Institut zu spannenden Demonstrationen und Vorträgen ein.
Mit dem Shuttle-Bus ging's weiter zum Campus der Medizinischen Fakultät. Dort konnte am Institut für Anatomie an Modellen der Aufbau des menschlichen Körpers erkundet werden. Den Blick durch das Elektronenmikroskop, um in die Mikrowelt des Gehirns vorzustoßen, gestattete das Institut für Medizinische Neurobiologie. Mit ihm wurden winzigste Details in Hirnzellen sichtbar. Wie Gehirne Lernen lernen, darüber informierten Wissenschaftler des Instituts für Biologie mit ihren Kollegen vom Leibniz-Institut für Neurobiologie. Dort wurden den Nachtschwärmern zudem Gedächtnistests, optische und akustische Illusionen und spannende Versuche rund ums Gehirn geboten. Der bekannte Magdeburger Arzt Dr. Eisenbart begrüßte die Gäste im Zentrum für Neurowissenschaftliche Innovation und Technologie ZENIT. Am Infostand "Helden gesucht" wurde mit Spiel und Spaß über Blutspende informiert und wer wollte, konnte bei den Rechtsmedizinern den Atemalkoholgehalt messen lassen.
"Auf diesen großartigen Erfolg der ,Langen Nacht der Wissenschaft' können alle sehr stolz sein", unterstreicht der Rektor, Prof. Pollmann. "Er ist Ansporn, im nächsten Jahr wieder zu einem nächtlichen Streifzug durch die Wissenschaft einzuladen."
Ines Perl
Schiff ahoi für Sport und Informatik
Das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft unter der Verantwortung der Initiative "Wissenschaft im Dialog" und Partnern ist auch in diesem Jahr wieder quer durch Deutschland unterwegs. Nachdem es im vergangenen Jahr um das Wirken Albert Einsteins ging, ist das Motto in diesem Jahr Sport und Informatik.
Der erste Anlegeplatz war am Magdeburger Petriförder. Im Rahmen der Veranstaltungen auf dem Schiff konnte sich unsere Universität während der "Langen Nacht der Wissenschaft" mit einem gemeinsamen Vortrag von Kerstin Witte, Martin Hofmann und Jürgen Edelmann-Nusser zur Thematik Informationstechnologien im Sport präsentieren.
Landaktivitäten
Der Anlegeplatz Magdeburg zeichnete sich gleichzeitig dadurch aus, dass auch sogenannte "Landaktivitäten" stattfanden. Unter der Schirmherrschaft der BARMER-Ersatzkasse konnten sich das Institut für Sportwissenschaft und die Fakultät für Informatik gemäß der Thematik des Ausstellungsschiffes vorstellen. So bestand in den Zelten der Sportwissenschaft für die Besucher die Möglichkeit, sich über den Studiengang Sport und Technik, das Innenleben von Fußbällen, Anwendungen des Navigationssystems GPS im Sport und die Entwicklung eines Sportbogens informieren. An von Sportingenieur-Studierenden entwickelten Exponaten konnten die Interessierten ihre Sprungleistung testen und mit Hilfe abgeleiteter Muskelaktionspotenziale ein PC-Spiel steuern. Weiterhin war jeder dazu aufgerufen, seine Schussgeschwindigkeit mit einem Equipment, das in Kooperation zwischen dem MDR und dem Institut für Sportwissenschaft entstand, zu messen.
Studiengänge vorgestellt
Die Fakultät für Informatik gab einen Einblick in ihre Aktivitäten und informierte über ihre neuen Bachelorstudiengänge Informatik, Wirtschaftsinformatik, Computervisualistik und Computer Systems in Engineering zum Wintersemester 2006/07. Außerdem wurde demonstriert, wie man kleine Roboter aus Legosteinen programmieren kann. Dies machte nicht nur den Kindern große Freude.
Kerstin Witte
Dank des Rektors
Die "Lange Nacht der Wissenschaft" am 20. Mai 2006 hat eine unerwartet große Resonanz gefunden. Bis in die späten Abendstunden drängten die Interessenten in die Hörsäle und Labors, um Einblicke in den Forschungsbetrieb und Informationen aus erster Hand zu erhalten.
Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Professorinnen und Professoren sowie Studierende haben zu diesem großen Erfolg beigetragen. Nicht nur, dass Sie einen Teil des Wochenendes dafür eingesetzt haben, sondern Sie haben mit Ihrem Engagement eine Stimmung erzeugt, die sich auf die Gäste übertragen hat. Der Abend war für die Otto-von-Guericke-Universität und den Wissenschaftsstandort Magdeburg ein großer Erfolg.
Ich möchte mich ausdrücklich bei Ihnen allen bedanken.
Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann
Rektor
Am Rande
Zahlen
8000 Magdeburger und Gäste haben in der "Langen Nacht der Wissenschaft" 154 Experimente, Aktionen und Vorträge an 42 Wissenschafts- und Kultureinrichtungen der Landeshauptstadt erlebt.
Museen
Die "Lange Nacht der Wissenschaft" war auch eine "Internationale Nacht der Museen". So konnten die Magdeburger und Gäste bis Mitternacht auch noch auf museale Entdeckungstour durch das Kulturhistorische Museum, das Museum für Naturkunde, das Kunstmuseum im Kloster Unser Lieben Frauen und das Technikmuseum gehen.
Bus-Shuttle
Auf vier Routen mit 19 Haltepunkten verkehrten während der "Langen Nacht der Wissenschaft" im 20-Minuten-Takt zehn Science-Shuttles. Aufgrund der großen Nachfrage auf der Herman-Gruson-Route musste gegen 21.30 Uhr der eingesetzte Bus durch einen größeren Gelenkbus ausgetauscht werden.
Science People
Die "Science People", junge Leute mit wissenschaftlichem Interesse, dirigierten die Besucherströme während der "Langen Nacht der Wissenschaft" durch die Hörsäle, Labore, Flure, Werkstätten, Technika, Kliniken und Hallen der Wissenschafts- und Kultureinrichtungen.
Showtanz
Zum Auftritt der Tanzgruppe des Instituts für Sportwissenschaft "Black Angels" waren einige der Mitglieder direkt vom Flughafen auf die Ersatzbühne im Gebäude 16 gekommen. Sie hatten an einem einwöchigen Spezialkurs für Lehramtsstudenten aus ganz Europa am Telemark University College im norwegischen Notodden teilgenommen.
In der Kiste
Etwas Entspannung mit studentischem Flair auf der Wissenschaftstour gab es zwischendurch oder zum Ausklang in der "Kiste", dem Studentenclub der Medizinischen Fakultät, bei Lounge-Musik, Drinks und lecker Gegrilltem. Schutzschuhe
Im Mikrostrukturzentrum wurden über 800 Paar Laborschutzschuhe aus blauer Plastikfolie an die Besucher ausgegeben. Dennoch war am Tag danach auf den Mikroskopen und Anlaysegeräten Staubwischen angesetzt.
Elbe-Brücken-Lauf
Während der Eröffnung der "Langen Nacht der Wissenschaft" konnten die Teilnehmer des Elbe-Brücken-Laufs im Port of Science am Petriförder begrüßt werden.
Unwetter
Gegen 18.15 Uhr tobte über Magdeburg ein heftiges Unwetter. Es dauerte nur wenige Minuten, richtete aber doch erhebliche Schäden an, in der Mehrzahl abgeknickte Bäume und Äste. In Mitleidenschaft gezogen wurde auch die Veranstaltungsbühne vor der Universitätsbibliothek, so dass das unterhaltsame Bühnenprogramm kurzerhand in das Treppenhaus des Gebäudes 16 verlegt werden musste. Die Berufs- und freiwillige Feuerwehr Magdeburg musste in dieser Nacht 88 Einsätze fahren.
Fußball
Kurz nach der Eröffnung der "Langen Nacht der Wissenschaft" riss der Sturm den Riesenfußball (siehe nebenstehndes Bild) von der MS Wissenschaft, dem Forschungsschiff der Initiative "Wissenschaft im Dialog". Er wurde erst am Tag darauf um 7.30 Uhr zwischen Eisenbahnbrücke und Herrenkrugsteg an Land gefunden.
Programmhefte
Rund 3000 Programmhefte mit Tipps zu den Veranstaltungen an der Uni, einem übersichtlichen Zeitplan, einem Campusplan und dem Routenplan der Science-Shuttles wurden an Besucher der "Langen Nacht der Wissenschaft" ausgegeben.
Unerwähnt
Viele fleißige Helfer und gute Geister hinter den Kulissen mussten auf dieser Seite aus Platzgründen unerwähnt bleiben. Ihnen allen gebührt ebenso Dank und Anerkennung für ihr Engagement und ihren Einsatz.