Eindrucksvolle Zeitreise ins Mittelalter

06.10.2006 -  

Ausstellung Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation im Kulturhistorischen Museum Magdeburg

Seit ihrer Eröffnung Ende August 2006 ist die Ausstellung Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 962-1806 - Von Otto dem Großen bis zum Ausgang des Mittelalters im Kulturhistorischen Museum ein Besuchermagnet. Diese Schatzkammer auf Zeit zeigt noch bis zum 10. Dezember 2006 wundervolle Kunstwerke, prächtige Handschriften, Textilien, Stein-, Holz- und Bronzeplastiken - 420 Originalexponate von 168 Leihgebern aus 12 europäischen Nationen und den USA. Der renommierte Kulturexperte Hellmuth Karasek beispielsweise zeigte sich nach seinem Besuch der Ausstellung von den hochmittelalterlichen Handschriften und der aufwendigen Gestaltung der Bücher aus der Reichenauer Malschule besonders angetan.

Diese 29. Ausstellung des Europarates richten das Kulturhistorische Museum Magdeburg und das Deutsche Historische Museum in Berlin, in dem zeitgleich der neuzeitliche Teil der Reichsgeschichte von 1495 bis 1806 präsentiert wird, gemeinsam aus. In dieser Komplexität die Bedeutung der Gründung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nachzuzeichnen, konnte ein Museum allein nicht schultern, erläutert Prof. Dr. Matthias Puhle, Leitender Museumsdirektor der Magdeburger Museen.

Die Ausstellung beginnt mit einem Blick auf die historischen Vorbilder. In einem chronologischen Gang durch die Geschichte und Kultur des Reiches orientieren sich die einzelnen Abteilungen an fünf der bedeutendsten Herscherdynastien des Mittelalters - den Ottonen, den Saliern, den Staufern, den Luxemburgern und den Habsburgern. Zusätzlich sind den Abteilungen ausgewählte Themenschwerpunkte zugeordnet, die wichtige Aspekte der Reichsgeschichte vorstellen, wie etwa das Römische Reich, die Verwaltung des Reiches, das Heilige Reich, die Ordnung des Reiches und das Reich Deutscher Nation. Eine letzte Abteilung widmet sich der Rückbesinnung auf die Anfänge, die bereits am Ende des Mittelalters einsetzte.

Der Glanzpunkt der Schau ist die umfangreichste, berühmteste und wohl auch schönste mittelhochdeutsche Liedersammlung, der Codex Manesse (1. Hälfte 14. Jh.). Die Sammlung enthält 5240 Strophen, die 137 Autoren zugeordnet werden. Diese wertvollste aller Mittelalterhandschriften enthält unter anderem prachtvolle Darstellungen des Minnedichters Walther von der Vogelweide, des Tannhäusers und Kaiser Heinrichs VI. Erstemals seit 15 Jahren gibt die Universitätsbibliothek Heidelberg den Codex Manesse wieder außer Haus.

Zu den hochrangigen internationalen Leihgebern zählt das Metropolitan Museum of Art in New York. Es stellt die aus der Gruppe der Magdeburger Elfenbeintäfelchen stammende Darstellung Kaiser Ottos des Großen zur Verfügung. Bereits zum zweiten Mal ist dieses kostbare und empfindliche Kleinod der mittelalterlichen Elfenbeinschnitzkunst (um 968 entstanden), nach der Europaratsausstellung Otto der Große, Magdeburg und Europa 2001, in Magdeburg zu sehen. Dargestellt ist auf ihr, wie Otto der Große Jesus Christus das Modell des Magdeburger Doms überreicht. Erinnert wird damit an die Stiftung des Doms druch den Kaiser in seiner Lieblingspfalz.
Einzigartig repräsentiert der Barbarossa-Kopf die Herscherpersönlichkeit Kaiser Friedrichs I. Barbarossa. Die kostbare Goldschmiedearbeit aus dem 3. Viertel des 12. Jahrhunderts stammt ursprünglich aus dem Besitz Graf Ottos von Cappenberg. Der Taufpate Barbarossas schenke die Büste als Johannes-Reliquiar seiner Stiftskirche. Im Schenkungsbrief wird berichtet, dass der Kopf nach dem Aussehen des Kaisers geschaffen worden sei.
Eine eindrucksvolle Exposition, deren Besuch auf keinen Fall versäumt werden darf.

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