Experimentelle Strategie und interaktiver Ansatz

06.10.2006 -  

Abschlusssymposium des Sonderforschungsbereichs "Limbische Strukturen und Funktionen"

Auf dem Abschlusssymposium des Sonderforschungsbereichs (SFB) 426 "Limbische Strukturen und Funktionen" konnte im Sommer 2006 ein erfolgreiches Resümee gezogen werden. Organisiert wurde es gemeinsam mit der Klinischen Forschergruppe 163 "Die kognitive Kontrolle von Gedächtnisfunktionen". Vertreter aller Teilprojekte, die im Verlauf der insgesamt neunjährigen Förderung an dem SFB mitgewirkt haben, berichteten über ihre Untersuchungen. Zudem nahmen auch international renommierte Wissenschaftler dieses Forschungsgebietes als Referenten an der Veranstaltung teil.

Schaltkreise des Gehirns

Der SFB 426 wurde seit 1997 an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Im SFB kooperieren Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät und der Fakultät für Naturwissenschaften der Magdeburger Universität sowie des Leibniz-Instituts für Neurobiologie. Nach einer positiven Begutachtung war ab dem Jahr 2003 eine weitere Förderperiode bewilligt worden.
Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs untersuchten Wissenschaftler die Grundlagen von Funktionen und Dysfunktionen der limbischen Strukturen des Gehirns. Die limbischen Schaltkreise des Gehirns übernehmen eine wichtige Vermittlerrolle, zum Beispiel zwischen bewussten und unbewussten Aktivitäten oder zwischen rationalen und emotionalen Komponenten bei bestimmten Verhaltensreaktionen.
"Tatsächlich haben sich die Hinweise darauf verdichtet, dass Schädigungen oder Störungen des limbischen Systems häufig eine Störung dieser Vermittlerfunktion zur Folge haben. Angst, Wahn, Zwang, aber auch Realitätsverlust, Gedächtnisstörungen und Epilepsie können die Folge sein", bestätigte Tagungsleiter Professor Eckart Gundelfinger und stellvertretender Sprecher des SFB.

Diagnose schwierig

Bis zu 20 Prozent der Bevölkerung erkranken im Verlauf des Lebens an einer behandlungsbedürftigen neurologischen oder psychischen Erkrankung, bei der strukturelle oder funktionelle Beeinträchtigungen des limbischen Systems oder damit in engem Funktionszusammenhang stehender Hirnbereiche nachgewiesen sind oder vermutet werden. Hierzu gehören die sogenannten Neurosen (z.B. Angst- oder Zwangskrankheiten), Suchterkrankungen (z.B. Alkoholismus), Schizophrenien, depressive Syndrome, bestimmte Formen von Epilepsie und Hirnabbauerkrankungen wie die Alzheimersche Krankheit. Fast allen Formen von Gedächtnisstörungen, von emotionalen Störungen, psychotischen Syndromen mit Realitätsverlust, Wahnideen und Halluzination liegen Störungen in einem oder mehreren Teilbereichen des limbischen Systems zugrunde.

Diese Krankheiten sind von außerordentlich großer volkswirtschaftlicher und gesundheitspolitischer Bedeutung. Prof. Hans-Christian Pape, langjähriger Sprecher des SFB, wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass allein die Behandlung der Schizophrenien zwei bis drei Prozent der gesamten Kosten unseres Gesundheitswesens in Anspruch nimmt. "Dabei bleibt die Diagnose und Therapie dieser Erkrankungen wegen des Fehlens grundlegender Kenntnisse über die hirnbiologischen Grundlagen von Emotionalität, Gedächtnis, Wahrnehmungsbewertung und Verhaltenssteuerung außerordentlich schwierig", betont der Neurowissenschaftler.

Demzufolge waren die Entwicklung einer experimentellen Strategie und eines interaktiven Ansatzes erforderlich, die sich den Fragen der neuronalen Grundlagen der internen Kontrolle von Verhalten nicht nur punktuell, sondern konzeptuell widmen, um damit ein verbessertes Verständnis dieser Krankheiten zu entwickeln.
Für eine interaktive Vorgehensweise im Sinne der Aufklärung limbischer Strukturen, Funktionen und Dysfunktionen bietet Magdeburg den besonders günstigen Umstand einer inhaltlich wie methodisch sehr breiten Ansammlung interdisziplinärer Komponenten.

Im SFB 426 vertreten waren vorklinische, klinisch-theoretische und klinische Einrichtungen der Medizinischen Fakultät sowie Institute der Biologie und der Psychologie der Fakultät für Naturwissenschaften in Verbindung mit Abteilungen und Forschergruppen des Leibniz-Institutes für Neurobiologie.

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