Internationale Perspektiven
Online-Kurs zur Menschenrechtsbildung
Der erste deutschsprachige Online-Kurs zur Menschenrechtsbildung (MRB) ist erfolgreich zu Ende gegangen. Der Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Menschenrechtsbildung an der Universität Magdeburg, Prof. Peter Fritzsche, hat ihn in Zusammenarbeit mit der internationalen Nicht-Regierungsorganisation Human Rights Education Associates durchgeführt, die weltweit ca. 4000 Menschenrechtsbildner vernetzt (www.menschenrechtserziehung.de).
Größeres Gewicht
MRB zielt auf die Vermittlung von Wissen, Werten und Handlungskompetenzen im Bereich der Menschenrechte. Sie ist ein unverzichtbares Element der Stärkung und Entwicklung der Menschenrechte. Jüngste nationale wie internationale Studien belegen verbreitet ein mangelhaftes Menschrechtswissen und -verständnis und unterstreichen damit die Wichtigkeit von MRB. Trotz der Defizite gibt es gleichwohl einen positiven Trend, der den Menschenrechten als Inhalt wie auch als Prinzip von Bildungsprozessen ein zunehmend größeres Gewicht beimisst.
Der Online-Kurs, der bereits im Frühjahr 2007 wiederholt wird, richtet sich an Bildner und Trainer im schulischen wie außerschulischen Bereich, die menschenrechtsorientierte Bildung praktizieren (wollen). Die Kursteilnehmer werden sowohl lernen, die Menschenrechte zum Querschnittsthema in ihren Bildungsbereichen zu machen, als auch ihre Bildungsprozesse selbst menschenrechtlich zu gestalten und die Lernenden zu menschenrechtsorientiertem Handeln zu befähigen. Der deutschsprachige Kurs richtet sich vorrangig an Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Am Anfang des Kurses stehen grundlegende Verständnisfragen und Informationen zur Entstehung und Konzeption der Menschenrechte, es folgt ein Überblick über die wesentlichen Institutionen und Akteure des internationalen Menschenrechtsschutzes und der Menschenrechtspolitik. Daran schließt eine Darstellung der MRB als unverzichtbarer Teil der Entwicklung der Menschenrechte an. Es folgt eine Differenzierung der MRB entsprechend unterschiedlich verletzlicher Gruppen: MRB für Kinder, für Frauen und für Flüchtlinge.
Als nächster Schritt wird die MRB in ihrer präventiven Kraft gegen Rassismus, Extremismus und Fundamentalismus vorgestellt. Welche Ansätze und welche Materialien der MRB helfen beim Ziel des "Empowerment" der Lernenden?
Mit einem Zertifikat
In den anschließenden Folgen wird versucht, Antworten auf die Fragen zu geben: Wie lässt sich trotz der weit verbreiteten Menschenrechtsverletzungen die Idee der Macht der Menschenrechte vermitteln? Welche besonderen Aufgaben hat die MRB nach dem 11. September? Was ist eigentlich das Neue und der Mehrwert der MRB im Verhältnis zu benachbarten Ansätzen wie der Friedenserziehung und der interkulturellen Bildung?
Der Kurs erfordert mindestens einen Zeitaufwand von 60 Stunden und erstreckt sich auf einen Zeitraum von zwölf Wochen. Die Teilnehmer erhalten als Input wöchentlich ein online verfügbares Lektüreangebot wie einen strukturierenden Begleittext vom Kursleiter. Auf dieser Grundlage sind sie gehalten, zwei Fragen im Diskussions- und Lernforum auf der Website des Kurses zu beantworten und untereinander zu diskutieren. Die Beiträge der Teilnehmer werden anschließend vom Kursleiter kommentiert. Weiterhin erarbeiten die Teilnehmer - einzeln oder in Gruppenarbeit - zwei Bildungsangebote ihrer Wahl, sei es in Form von Schulbuchkapiteln, von Weiterbildungsworkshops oder Aufklärungskampagnen. Nach Absprache mit den Teilnehmern gibt es Chatmöglichkeiten untereinander wie auch mit Menschenrechtsexperten.
Der gebührenpflichtige Kurs kann mit einem Zertifikat abgeschlossen werden und über den UNESCO-Lehrstuhl für Menschenrechtsbildung der Universität Magdeburg können für den Kurs auch entsprechende Creditpoints erworben werden.
Die Erfahrung des ersten Kurses zeigte, dass trotz der Ausrichtung in deutscher Sprache eine Vielfalt internationaler Perspektiven vertreten war. Zum einen besaßen viele Teilnehmer bereits internationale Erfahrungen als Weiterbildner, zum anderen waren einige Teilnehmerinnen aktuell in Kambodscha, im Jemen und in Bosnien-Herzegowina tätig. Der universelle Geltungsanspruch der Menschenrechte und die kulturspezifischen Möglichkeiten ihrer Verankerung und Umsetzung waren somit ein die Diskussionen begleitendes Dauerthema.