Skifahren mal ganz wissenschaftlich

05.02.2007 -  

Neue Entwicklungen und Ideen bei technischen Innovationen und Skimethodik

Die Faszination des Skifahrens begründet sich vor allem auch in den technischen Neuheiten. Im Bereich des Wintersports hat es insbesondere in den letzten zehn Jahren viele Entwicklungen gegeben. Fast revolutionär war der Einzug der Carvingski und die damit verbundenen neuen Fahrtechniken, Lehrpläne, und Sinnperspektiven des Skifahrens. Der taillierte Ski, mit dem sich neben den modernen Fahrtechniken auch die klassischen Techniken problemlos realisieren lassen, gestattet ein völlig neues Fahrgefühl. Kürzere Ski, die sich leichter und besser handhaben lassen, ermöglichen ein Pistenvergnügen für jeden Geschmack und jeden Könnensstand. Rasante Abfahrten sind für alle Altersbereiche ebenso möglich wie das gelenkschonende und gemütliche Skifahren.

Sportwissenschaftler, Skilehrer, Skiverbände und vor allem die Skiindustrie bringen diese Entwicklungen immer weiter voran. Einige von ihnen nahmen Ende vergangenen Jahres am Internationalen Skikongress in Magdeburg teil. Der Kongress thematisierte die neuen Entwicklungen und Ideen in den Bereichen technische Innovation und Skimethodik. Neben Experten aus Deutschland waren auch Gäste aus der Schweiz, aus Österreich, aus Polen und Tschechien unter den fast 200 Teilnehmern des vom Institut für Sportwissenschaft und der SPORTS veranstalteten Kogresses. SPORTS ist eine Organisation, die sich vorrangig mit dem Skifahren an Hochschulen und Schulen befasst. Der Kongress wurde mit Grußworten vom Direktor des Instituts für Sportwissenschaft, Prof. Gerhard Schillack, und dem Präsidenten von SPORTS, Hubert Fehr, eröffnet.

Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des von Dr. Wolfram Streso, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sportinstitut, organisierten Skikongresses gehörten die Auseinandersetzung mit dem modernen Skifahren, die Einsatzmöglichkeit des differenziellen Lernens im Bereich der Skimethodik und die Vorstellung von Trends und Innovationen im Bereich der Sportgeräteentwicklung.

Dr. Walter Kuchler, als Skitester und Autor zahlreicher Ski- und Lehrbücher weit über die Grenzen Deutschlands bekannt, sprach über die Intentionen und die Sinnperspektiven des Skifahrens. Von der Arbeit Dr. Kuchlers, der als einer der bedeutendsten Skiexperten Deutschlands gilt, profitiert vor allem auch die SPORTS.

Der aus Polen stammende und als internationaler Skiexperte und Herausgeber des weltgrößten Skitest-journals bekannte Thomas Kurdziel stellte dem Auditorium die neusten Trends in der Entwicklung des alpinen Skilaufens vor.

Didaktisch-methodische Fragestellungen des Skifahrens standen im Mittelpunkt der Beiträge von Dr. Roland Burger, Universität Mainz, zum differenziellen Lernen im Skifahren, und von Dr. Milos Lukascek, Universität Brno, Tschechien, und Dr. Rolf Blanke, Universität Halle, zu praxisrelevanten Untersuchungsergebnissen zum Erlernen moderner Skitechniken.
Prof. Hans Zehetmayer, Mitglied der Sektion Ski des Sportinstituts der Universität Wien, erläuterte sehr anschaulich die Gesetzmäßigkeiten des Skifahrens anhand selbst gebauter Skimodelle. Diese Modelle fuhren auf einer eigens dafür gebauten schiefen Ebene unterschiedliche Schwünge. Sowohl die Ausführungen des Referenten als auch die Art und Weise des Vortragens lösten im Hörsaal mehrmals spontanen Beifall aus.

Die ehemaligen Studenten des Diplomstudiengangs Sport und Technik der Universität Frank Proksch und Andreas Krüger präsentierten eindrucksvoll eigene wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse zum Thema Skientwicklung und machten mit ihrer derzeitigen beruflichen Anstellung deutlich, dass die Absolventen dieses Studiengangs berechtigte Berufschancen in der Sportindustrie haben.

Neue Ideen und Innovationen werden von der Fachwelt oft belächelt. Und nicht selten abgelehnt, wie es anfangs auch bei den Carvingski getan wurde. Eine dieser Neuerungen im Skifahren hat jedoch durchaus Potential, sich rasant auf dem Skimarkt durchzusetzen. Die Rede ist vom so genannten Wellenschliff. Der Schweizer Erfinder Walter Stucki hat sich durch den gewellten Schliff beim Brotmesser inspirieren lassen und auf den Kanten der Ski etwa 70 cm unter der Bindung einen Wellenschliff angebracht - eine kleine Veränderung, die das Skifahren noch sicherer und leichter machen soll. Der Skifahrer driftet kaum noch auf Eisplatten oder Kunstschnee und benötigt weniger Kraft beim Richtungswechsel. Der Ski ändert dabei in keiner Weise seine Fahreigenschaften, unabhängig davon, ob man sich auf weicherem Schnee oder im Tiefschnee befindet. Der Wellenschliff lässt sich auf jedem Ski anbringen und macht häufiges Kantenschleifen überflüssig.

Über 60 Sportstudenten der Universität haben die Kante mit dem Wellenschliff im letzten Winter getestet. Juliane Jung, Studentin am Institut für Sportwissenschaft, verfasste zu diesem Thema ihre Diplomarbeit und stellte erste Ergebnisse ihrer Untersuchungen vor.

Den Abschluss des Kongresses bildete das Referat von Dr. Streso. In dem Vortrag wurde die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Fakultäten und Instituten der Universität als Motor für Innovationen in der Skiindustrie thematisierte, wobei die Entwicklung der Carvinghilfe im Mittelpunkt stand.

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