Nutzen und Gefahren von RFID
Wirtschaftsinformatik im Aufschwung
Sie sind kaum größer als ein halber Daumennagel und dennoch verändern sie nachhaltig unser Wirtschaftsleben: Elektronische Funketiketten (kurz RFID Chips = Radio Frequency Identification) ermöglichen das berührungslose Identifizieren von Waren und Gütern mittels Funkwellen ohne Sichtkontakt.
Der Einsatz von RFID-Technologie hilft, Waren oder Pakete zu erkennen und zu orten und so Logistikabläufe zu verbessern. In den dabei entstehenden Datenmengen lauern aber auch Gefahren. Vertrauliche Unternehmensinformationen können in falsche Hände geraten und das Vertrauen der Geschäftspartner zueinander zu Grunde richten. Daher ist es notwendig, Nutzungskonzepte für RFID-basierte Technologien zu entwickeln, die einerseits die Vorteile dieser Technologie ausschöpfen, andererseits aber auch den Sicherheitsbedürfnissen der Geschäftspartner gerecht werden. Darüber hinaus ist eine gerechte Aufteilung von Kosten, Nutzen und Risiken auf die beteiligten Partner entscheidend.
Die Arbeitsgruppe "Knowledge Management & Discovery" (Wissensmanagement und Wissensentdeckung) der Fakultät für Informatik forscht unter der Leitung von Prof. Myra Spiliopoulou zu dieser herausfordernden Thematik. Sie untersucht, welche Faktoren die Teilnahme an einer RFID-basierten Lieferkette beeinflussen und welche Data-Mining-Methoden notwendig sind, um durch eine gemeinsame Datenanalyse Einsatzmöglichkeiten zu identifizieren, ohne zugleich vertrauliche, unternehmensinterne Daten preiszugeben. Diese Arbeit ist Bestandteil des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Verbundprojektes Ko-RFID im Rahmen des Programms next generation media.
Im Ko-RFID-Projekt werden unter Leitung der GERRY WEBER International AG die effiziente Zusammenarbeit in RFID-gestützten Logistiknetzen untersucht und neue Konzepte und Vorgänge zum vertrauensbasierten ökonomischen Handel erarbeitet. Weiterhin sind die Automobil-Industrie durch die DaimlerChrysler AG und die Küchenherstellerbranche durch die Wellmann AG am Projekt beteiligt. Die IT-Herausforderungen werden von SAP Research untersucht. Die Humboldt-Universität zu Berlin geht Fragen des Vertrauens bei der Kooperation nach, während sich die Technische Universität Berlin mit der Optimierung der Lieferketten durch ein RFID-basiertes Logistik-Event-Tracking-System befasst.
Als einen zusätzlichen Baustein für die Forschungsarbeit der Magdeburger Wirtschaftsinformatiker hat das von der SAP AG Walldorf und der T-Systems GmbH Magdeburg geförderte VLBA Lab (VLBA steht für Very Large Business Applications - sehr große betriebliche Anwendungssysteme) kürzlich seinen Betrieb in der Experimentellen Fabrik an der Sandtorstraße unter der Leitung von Prof. Dr. Claus Rautenstrauch, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik an der Informatikfakultät, aufgenommen. Hier werden in den nächsten Jahren die Grundlagen und Architekturen für sehr große bzw. weltweite Informationssysteme erforscht und entwickelt. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Optimierung des Betriebs sehr großer Rechenzentren.
Das ebenfalls von Professor Rautenstrauch geleitete SAP Hochschulkompetenzzentrum an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg richtet sich nun auch weltweit aus. Nachdem mittlerweile 130 Hochschulen aus Deutschland von diesem Zentrum mit SAP Software versorgt werden, kommen demnächst auch Kunden aus Europa, Nahost und Afrika hinzu.
Damit entstehen in der Wirtschaftinformatik innerhalb der nächsten sechs Monate insgesamt 15 neue Arbeitsplätze für Nachwuchswissenschaftler und ebenso viele Stellen für studentische Hilfskräfte. "Mit dieser Entwicklung sind wir für den Wettbewerb mit den Elite-Universitäten bestens gerüstet", so Professor Rautenstrauch.