Eine interkulturelle Zelle

17.03.2007 -  

Ein Auslandssemester in Argentinien

Es ist Nacht und nach einer fast 24-stündigen Reise ans andere Ende der Welt ergießt sich ein faszinierendes Lichtermeer am kleinen Bullauge des Flugzeuges - Buenos Aires. Nein, es soll sich nun kein langer Bericht über die Stadt des Tangos, das Land des Gauchos, das hochgeschätzte Rinderfleisch oder den argentinischen Fußball anschließen. Vielmehr rückt ein Vorort von Groß-Buenos Aires in den Mittelpunkt, genauer die Universidad Nacional de La Matanza. Der Bezirk La Matanza ist mit mehr als 1,8 Million Einwohner einer der größten Verwaltungsbezirke Argentiniens und nimmt daher in der politischen Landschaft Argentiniens eine besondere Stellung ein. Im sozialen Bereich eröffnet sich eine Vielzahl von Problemen, die dieses Gebiet immer wieder ins Rampenlicht rücken. Auf der einen Seite sind dort die fehlenden infrastrukturellen Einrichtungen, wie Kanalisation oder teilweise die Versorgung mit Elektrizität zu nennen, anderseits macht aber auch die hohe Arbeitslosigkeit und soziale Marginalisierung von unterschiedlichen Bevölkerungsteilen dem Bezirk zu schaffen.

Die Universität

Mit der Einrichtung der Universidad Nacional de La Matanza in einer ehemaligen Fabrik eines deutschen Automobilherstellers im Jahre 1989 sollte besonders der jungen Bevölkerung die Möglichkeit des Zugangs zu wohnortnahen Bildungseinrichtungen gegeben werden, da diese vorher meist nur in der Hauptstadt vorhanden waren und vielen Familien die Kosten für die Colectivos (Bus) zu hoch waren. Seitdem ist die junge Universität stetig am Wachsen und es haben sich bereits mehr als 30000 Studenten für die unterschiedlichen Fächer im sozialen, wirtschaftlichen, rechtlichen oder politischen Bereich immatrikuliert.

Die Zusammenarbeit mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wurde besonders im Bereich der Politikwissenschaft forciert. Durch das Engagement von Prof. Dr. K.-Peter Fritzsche und Dr. Eduardo-J. Vior haben Studenten der jeweiligen Universitäten die Möglichkeit ein Auslandssemester zu absolvieren.
Einer dieser Studenten war ich selbst. Zu Beginn meines Aufenthalts war natürlich die Sprachbarriere ein großes Problem, da ich in meiner Naivität einerseits glaubte, dass mir das Englische zur Kommunikation genügen würde und andererseits Spanisch erst noch lernen musste. Dennoch wurde mir durch Dr. Vior und sein Team ein freundlicher Empfang bereitet und bei der anfänglichen Organisation von Unterkunft und Sprachkursen geholfen. Ebenfalls wurde den Praktikanten oder Austauschstudenten ein komplettes Büro gestellt, das sich mit der Zeit als interkulturelle Zelle entpuppte, da sich hier Menschen aus Argentinien, Bolivien, Deutschland und den USA trafen und diskutierten.

Eine besondere Herausforderung wurde uns durch die Möglichkeit der Präsentation eines Beitrages auf dem VII. Nationalen Kongress für Politikwissenschaften in Córdoba eröffnet, bei dem nicht nur Kontakt zu verschiedenen argentinischen und ausländischen Politikwissenschaftlern aufgenommen werden konnte, sondern auch ein Einblick in den Ablauf von wissenschaftlichen Kongressen gegeben worden ist. Der Aufenthalt wurde durch die Mitwirkung am und durch die regelmäßigen Treffen zum gemeinsamen Forschungsprogramm Menschenrechte, Migration und Partizipation von Prof. Dr. Alcira B. Bonilla und Dr. Vior abgerundet.

Neben der Wissenschaft boten auch das Land und die Menschen eine aufregende Vielfalt an neuen Erfahrungen und Eindrücken. Besonders die unvorstellbare menschenleere Weite der Ebenen Argentiniens, die Wasserfälle im Norden oder die Gletscher des Südens hinterließen ihre Spuren und sind für Studenten relativ preiswert zu erfahren. Aber auch das Zusammenleben unterschiedlicher Menschen aus verschiedenen Ländern haben beeindruckt und darüber hinaus eine exzellente Küche entstehen lassen, so dass jedem ein Studienaufenthalt in Argentinien ans Herz gelegt sei. Studentische Interessenten wenden sich an Dr. Eduardo-J. Vior oder an mich.

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