Der Bedarf steigt kontinuierlich

17.03.2007 -  

Psychotherapeutische Studentenberatung ist ein Standortfaktor

Das Studentenwerk Magdeburg veranstaltete Anfang Februar 2007 einen Workshop, auf dem Zielvorstellungen und Pläne für eine Erweiterung der Psychotherapeutischen Studentenberatung (PSB) entwickelt werden sollten. Auf der Grundlage zweier Impulsreferate diskutierten neben Albrecht von Bonin vom gastgebenden Studentenwerk, dem Rektor der Universität, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, Prof. Meinrad Armbruster von der Hochschule Magdeburg-Stendal und Prof. Jörg Frommer, Leiter der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität, 15 Vertreter aus Hochschulinstituten, Beratungseinrichtungen und anderen Gremien über Gestaltungsmöglichkeiten für die PSB.

Bereits 2005 auf einem Workshop bestand darüber Einigkeit, dass die Psychotherapeutische Studentenberatung als ein Standortfaktor für die Magdeburger Hochschullandschaft zu werten sei.
Dr. Evelin Ackermann gab als Vertreterin der PSB Magdeburg einen Überblick über die Entwicklung der letzten drei Jahre. Innerhalb dieser Zeit sei die Zahl der Studierenden, die die Einzelberatung der PSB in Anspruch genommen hätten, von ca. 80 auf 140 - also um 75 % - gestiegen.

Die Mehrzahl der Klienten präsentiere eine multidimensionale Problematik, die mit einem hohen Leidensdruck einhergehe und meist auch den Erfolg im Studium - zumindest vorübergehend - gefährde. Obwohl die personellen Ressourcen der PSB erweitert worden seien, bestehe nach wie vor eine eklatante Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage. Diese habe problematische Nebenfolgen: Noch immer müssten Ratsuchende - insbesondere in den Vorlesungszeiten - Wartezeiten zwischen zwei und vier Wochen in Kauf nehmen. Die damit verbundene Frustrationstoleranz könne vor allem von Ratsuchenden mit starken Vermeidungs- und Aufschiebungstendenzen nur schwer aufgebracht werden, weshalb es in dieser Gruppe im letzten Jahr häufig zu Beratungsabbrüchen gekommen sei. Aufgrund der unzureichenden personellen Kapazitäten sei eine Krisenintervention bei Studierenden in einem akuten Stadium der Beeinträchtigung nur eingeschränkt möglich. Diese Situation spitze sich permanent weiter zu, da aufgrund langer zeitlicher Distanzen zwischen den einzelnen Beratungssitzungen kontinuierlich weniger Beratungen beendet als neu begonnen würden.

Vor dem Hintergrund ihrer empirisch begründeten Prognose, dass die Zahl der Einzelberatungsklienten auch in Zukunft noch weiter ansteigen würde, stellte Dr. Ackermann ein Konzept für ein Beratungszentrum am Hochschulstandort Magdeburg vor, das einen Mindestbedarf von 93,5 Beraterstunden und zehn Sekretariatsstunden pro Woche vorsieht. Dabei wies sie darauf hin, dass man vermutlich in einigen Jahren erneut mit einem Missverhältnis von Angebot und Nachfrage - diesmal auf einem anderen quantitativen Niveau - rechnen müsse, was mit dem großen Einfluss von Mund-zu-Mund-Propaganda, dem wachsenden Bekanntheitsgrad des Angebots, der Veränderung der Studienstrukturen und einer Zunahme der Studierendenzahlen zusammenhänge. Deshalb müsse von vornherein die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Anpassung des Angebots an den Bedarf mit bedacht werden.

Die von Dr. Ackermann formulierten Desiderata wurden grundsätzlich von allen Diskussionsteilnehmern befürwortet. Es wurde auf die Entlastungsfunktion, die der Ausbau der PSB z. B. für die Allgemeine Studienberatung, die Gleichstellungsstelle oder auch das Akademische Auslandsamt haben könnte, hingewiesen. Weiter wurde u.a. die Notwendigkeit institutionalisierter Vernetzungsaktivitäten betont und der von Dr. Ackermann vorgestellte Vorschlag unterstützt, nach dem ein Councelling-Center auch für eine regelmäßige Erhebung und Berichterstattung über den psychischen Gesundheitszustand der Studierenden zuständig sein sollte. Hier sollte das wissenschaftliche Potenzial der einschlägigen Hochschulinstitute durch die Gründung eines Fachbeirates nutzbar gemacht werden, der auch eine qualitätssichernde Funktion haben könnte. Albrecht von Bonin präsentierte in diesem Zusammenhang eine Modellskizze für eine denkbare Struktur.

Prof. Pollmann erklärte seine grundsätzliche Bereitschaft, Gelder für eine Erweiterung der PSB im Rahmen der Berechnung des Haushalts 2008 einzuplanen.
Wilfried Schumann von der Psychosozialen Studentenberatung Oldenburg informierte als externer Fachreferent über das Beratungsangebot an seiner Hochschule, das sich schon seit vielen Jahren durch eine fest definierte Kooperationsstruktur zwischen Universität und Studentenwerk auszeichne. Diese schlage sich zum einen in einer paritätischen Finanzierung von insgesamt 124 Beraterwochenstunden und 39 Stunden für einen Zivildienstleistenden nieder, die für die ca. 23000 Studierenden in Oldenburg - vergleichbar mit Magdeburg - zur Verfügung stünden. Zum anderen erleichtere die institutionalisierte Kooperation auch die Zusammenarbeit mit Prüfungsämtern, Hochschullehrern und anderen Multiplikatoren.

Die Mehrzahl der Diskussionsteilnehmer begrüßte die Überlegung, die Finanzierung der Psychotherapeutischen Studentenberatung auch in Magdeburg nicht allein dem Studentenwerk zu überlassen. Durch eine Beteiligung der Hochschulen könnte am ehesten gewährleistet werden, dass dem kontinuierlich wachsenden Beratungsbedarf auch langfristig mit einem angemessenen Beratungsangebot entsprochen werden könnte.

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