Systeme im Vergleich

12.06.2007 -  

Gesundheitsökonomische Fragen verschiedener Länder

Viele Industrienationen suchen derzeit Wege, um ihre Gesundheitssysteme bei hoher Qualität möglichst leistungsfähig, gerecht und zugleich bezahlbar zu gestalten. Die damit verbundenen ökonomischen Fragen standen im Zentrum des achten European Health Economics Workshops (EHEW), der Ende April 2007 an der Universität stattfand. Der Einladung nach Magdeburg folgten viele renommierte Gesundheitsökonomen aus Großbritannien, Italien, Kanada, Norwegen, der Schweiz sowie der Bundesrepublik.

Breites Themenspektrum

Der alljährlich stattfindende European Health Economics Workshop bildet ein Forum zur Diskussion von aktuellen Fragestellungen im Gesundheitswesen. Er wird traditionell an wechselnden Orten organisiert und fand bislang in Barcelona, Lissabon, Marseille, Oslo, York, Lüttich und Konstanz statt. Als Gastgeber der diesjährigen Veranstaltung konnte sich das Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Felder empfehlen.
Das breite Spektrum der Themen des internationalen Workshops spiegelt die aktuelle Diskussion um gesundheitsökonomische Fragen in verschiedenen Ländern wider. Auf der Agenda standen etwa Probleme der Finanzierung öffentlicher Krankenhäuser, der Wettbewerb zwischen öffentlichen und privaten Kliniken sowie zwischen Krankenversicherungen.
In diesem Jahr standen die drei Themen Praxisgebühr, Frühverrentung sowie die Ursachen für Wartezeiten bei medizinischen Leistungen im Fokus der Wissenschaftler. Hierbei wurde eine Reihe von Studien vorgestellt, die auch aus deutscher Sicht von besonderem Interesse sind. So stellten Forscher des RWI in Essen und des IZA in Bonn für Deutschland fest, dass die Praxisgebühr - entgegen der landläufigen Meinung - keinen nachweisbaren Einfluss auf die Zahl der Arztbesuche hatte.
Weitere überraschende Ergebnisse zeigte eine Studie, die den Zusammenhang zwischen Gesundheit, Einkommen und Frühverrentung in Deutschland und Großbritannien untersuchte. Danach ziehen es in Großbritannien vor allem Reiche vor, vorzeitig aus dem Arbeitsleben auszuscheiden, wohingegen es in Deutschland überwiegend Personen mit geringem Einkommen sind.

Früher in Rente

Hierbei nahmen Deutsche in etwa drei Mal so häufig eine Frühverrentung in Anspruch - wobei ein schlechter Gesundheitszustand die Wahrscheinlichkeit der Frühverrentung erhöhte. In Großbritannien spielt der Einkommenseffekt eine wichtige Rolle: Reiche können es sich leisten, früher in Rente zu gehen. In Deutschland war die hohe Zahl frühzeitiger Verrentung der letzten Jahre in erster Line eine Folge gezielter finanzieller Anreize durch den Staat.
Neben den Vorträgen und Diskussionen wurde den Teilnehmern des Workshops ein umfangreiches Rahmenprogramm präsentiert. Dazu gehörte ein ausführlicher Stadtrundgang im grünen Magdeburg ebenso wie abendliche Veranstaltungen und eine Opernpremiere im Theater Magdeburg. Alle Teilnehmer bekräftigten einvernehmlich, dass der diesjährige Workshop in Magdeburg einen Vergleich zu früheren Konferenzen in Barcelona, Lissabon oder Marseille keinesfalls scheuen muss.

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