Wie initiiert man wachstumsstarke Gründungen?
Hohes Gründungspotenzial an Hochschulen ist Basis für HEE-Projekt
Nach zweimonatiger Anlaufzeit fiel Ende Mai 2007 der Startschuss für das Projekt High-Expectation Entrepreneurship. Über drei Jahre hinweg unterstützt das Bundeswirtschaftsministerium im Programm EXIST (Existenzgründung aus Hochschulen) die Kooperation zwischen der Universität und dem Business Angels Netzwerk Sachsen-Anhalt. Ziel des geförderten Pilotprojekts mit dem Namen High-Expectation Entrepreneurship (HEE) ist es nicht nur, das Wertschöpfungspotenzial innovativer Unternehmensideen aus den Hochschulen des Landes Sachsen-Anhalt zu heben, sondern sie so vorzubereiten, dass sie als Unternehmen von Anfang an ein überdurchschnittliches Wachstum entwickeln.
20 Gründerteams
High-Expectation Entrepreneurship ist ein Fachbegriff der empirischen Entrepreneurship-Forschung und kennzeichnet Gründungen, von denen erwartet wird, dass sie nach fünf Jahren mindestens 20 Beschäftigte haben.
20 ausgesuchte Gründerteams werden durch Fach-, Finanzierungs- und Förderexperten bei der strategischen Gestaltung, Finanzierung und Umsetzung ihrer Projekte begleitet. Projektleiter Prof. Dr. Matthias Raith vom Interaktionszentrum Entrepreneurship der Universität: „Es lohnt sich, die Gründungsförderung gerade hier anzusetzen, denn von wachstumsstarken Unternehmensgründern werden im Schnitt 19 Mal mehr Arbeitsplätze erwartet als von nicht wachstumsstarken Jungunternehmen.“ Sachsen-Anhalt habe in den zurückliegenden Jahren mit dem ego.-Netzwerk an den Hochschulen eine beeindruckende Gründungsdynamik ermöglicht, so dass man heute von einer aktiven Gründungskultur an den Hochschulen Reden könne. „Das hohe Gründungspotenzial, welches wir im Hochschulbereich vorfinden, bildet die Basis für das HEE-Projekt“, bekräftigt Professor Raith.
Nicht einmal 17 % aller Jungunternehmer in Deutschland planen innerhalb der ersten fünf Jahre mindestens 20 Arbeitsplätze einzurichten. Von diesen wenigen, wachstumsstarken Unternehmen werden aber fast 80 Prozent aller durch Gründungen geschaffenen Arbeitsplätze erwartet. Dies belegt eine Studie des internationalen „Global Entrepreneurship Monitors“ aus dem Jahr 2005. Die Bedeutung dieser Unternehmen für die Entstehung neuer Arbeitsplätze ist in Deutschland ähnlich hoch wie in vielen anderen Industrieländern. Hinzu kommt in Ostdeutschland aber auch die Notwendigkeit, die massive Abwanderung der Hochqualifizierten – den so genannten „Brain-Drain“ – zu bremsen.
Das Projekt der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wurde bundesweit als eine von 15 unter 79 eingereichten Projektideen ausgewählt und setzt die Gründungsförderung durch das Magdeburger Interaktionszentrum Entrepreneurship konsequent fort. Unter der Leitung von Prof. Raith treibt das Interaktionszentrum seit dem Jahr 2000 die Entwicklung und Etablierung einer Gründerkultur im Umfeld der Universität voran. Über das Impuls-Netzwerk Sachsen-Anhalt, finanziert durch die EU (Europäischer Sozialfonds) und das Land Sachsen-Anhalt, wird seit einem Jahr die Gründungsbegleitung des Interaktionszentrums auch an anderen Hochschulen des Landes angeboten. Gründungsprojekte werden von der ersten Idee über die Realisierung hinaus bis hin zur erfolgreichen Etablierung in der Region begleitet.
Mit Business Angels
Mit der Förderung des HEE-Projekts wird die erfolgreiche Kooperation zwischen dem Interaktionszentrum Entrepreneurship und dem landeseigenen Business Angels Netzwerk ausgebaut. Das Business Angels Netzwerk Sachsen-Anhalt, angesiedelt bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, operiert seit Anfang 2005 mit einem Pool von derzeit über 30 Business Angels, von denen 25 aus Sachsen-Anhalt stammen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 50 Gründungsprojekte begutachtet, aus denen sich bislang acht Partnerschaften ergaben. Zwei weitere befinden sich in Vorbereitung. Gegenwärtig treffen beim Business Angels Netzwerk ca. 120 Finanzierungsanfragen im Jahr ein. Daraus werden jährlich bis zu sieben Gründungsprojekte für die HEE-Begleitung ausgewählt.