Zeuge mancher "Doktorprüfung"
Das Denkmal Otto von Guerickes wird 100 Jahre
Das Denkmal des Namensgebers unserer Universität ist schon seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein fester Bezugspunkt im akademischen Leben Magdeburgs. Seit diesen Tagen ist der bronzene Schutzpatron der Magdeburger Wissenschaftler Zeuge einer bunten Doktorprozession, welche sich traditionell an die offizielle Promotion anschließt. Zum Zwecke einer "wirklichen Prüfung" wird der frischgebackene Doktor, im traditionellen Gewande rittlings auf einem Fasse sitzend, unter großem Lärmen von Kommilitonen in historischen Kostümen herbeigekarrt und muss vor Freunden, Verwandten und Professoren die oft kniffligen Fragen eines "Echten Hohen Rathes" beantworten.
So "genugsam geprüfet" und mit einem kräftigen Schluck aus der "Doctorprobeflasche" oder dem "Doctorhumpen" gereinigt, erhält er "Doctorhut und Doctorurkunde" und erweist so ausgestattet dem Namenspatron der Universität seine Ehre.
Erste Bestrebungen zur Errichtung eines Denkmals für den berühmtesten Sohn der Elbestadt gab es bereits 1821 unter Oberbürgermeister August Wilhelm Francke. Die Stadtverordneten jedoch beschlossen erst 1897, sich, anlässlich des 300. Geburtstages Otto von Guerickes im Jahre 1902, an der Errichtung eines solchen mit 30 000 Mark zu beteiligen. Der Rest sollte von einem Denkmalskomitee über Spenden von Magdeburger Bürgern und Unternehmen eingebracht werden. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage in der Stadt kam die erforderliche Summe von 60 000 Mark erst im Jahre 1903 zusammen.
Festakt ohne weibliche Wesen
Der Stadtverwaltung schlug das Komitee vor, das Guerickedenkmal auf dem Platz vor der Hauptwache aufzustellen. Dafür musste das 1857 am selben Orte errichtete Denkmal August Wilhelm Franckes auf den Nordfriedhof umziehen.
Von den sieben eingereichten Entwürfen für das Monument wählte das Gremium ein Modell des Professors für Aktzeichnen und Modellierung an der Herzoglich Technischen Hochschule Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig Carl Echtermeier, welcher bereits 1899 das Magdeburger Bismarckdenkmal sowie das Immermanndenkmal geschaffen hatte, aus.
Der Guss des Denkmals wurde in Lauchammer durchgeführt, der granitene Sockel kam aus Wetzlar.
Die feierliche Übergabe des Ehrenmals an die Stadt, unter Teilnahme Prof. Echtermeiers, noch lebender Nachkommen Guerickes und sämtlicher Honoratioren und Offiziere der Garnison sowie eines Vertreters des Kaisers, fand am 24. September 1907 statt.
Allerdings hatten die Verantwortlichen beschlossen, dass kein weibliches Wesen auf den Festplatz zu erscheinen hatte. Selbst die Damen der Honoratioren wurden an die Fenster des Rathauses und des gerade neu erbauten Sparkassengebäudes verbannt. 2400 Schüler, jedoch keine Schülerinnen, durften die Festlichkeit umrahmen.
Die Magdeburger Obrigkeit konnte damals nicht ahnen, dass heutzutage auch so manche gestandene "Doctrix" am Fuße dieses Denkmals "höchste Weihen" entgegennimmt.