Was sind Naturgesetze?

14.09.2007 -  

Otto-von-Guericke-Vorlesung von Prof. Harald Lesch

Wissenschaft kennt weder Sinn noch Werte. Sinn und Werte werden von Menschen bestimmt. Also könnte Wissenschaft als sinn- und wertlos definiert werden? Und schon ist Harald Lesch in seinem Element, als er Mitte Juni 2007 den 22. Vortrag in der Otto-von-Guericke-Vorlesung hält, bei über 30 °C im brechend vollen und fast sauerstoffleeren Hörsaal 3. Der Astrophysiker von der Universität München spricht über Naturgesetze, was sie sind und warum sie gelten.

Naturgesetze sind vom Menschen formulierte Zusammenhänge, ihre Sprache ist die Mathematik. Sie erklären die Naturordnung, die Struktur der Welt und letztlich den Aufbau des Kosmos, definieren Leben, Zeit, Raum, Materie, Energie. Wäre die Natur ein Text, wäre die Physik zuständig für die Grammatik, bei der Deutung des Textes jedoch ist sie nicht mehr gefragt. Subjektive und objektive Erkenntnis bestimmen das Ich und die Welt. Über die Welt erfahren wir nur etwas, wenn wir mit der Welt und der Natur in Wechselwirkung treten. Naturgesetze beschreiben die Welt, beschreiben, wie sich reale Systeme verhalten würden, wenn gewisse Bedingungen erfüllt werden. Dem wunderschönen, an die Wand projizierten Landschaftsbild folgt die nüchterne Feststellung: "Das kann Ihnen jeder Physiker kaputt machen".

Überall im Universum

Doch was sind Gesetze eigentlich? Von Menschen oder Göttern "gemacht": Du sollst nicht! Während dessen Du kannst nicht! für Naturgesetze zutrifft, die ohne Ausnahme gelten, und für Regeln, die mit Ausnahmen gelten. Naturgesetze gelten überall im Universum. Und so wird uns Erdenmenschen nie ein Außerirdischer begegnen, der mit seinem Raumschiff von einem Planeten kommt, auf dem es nur Wasser gibt, ist sich Professor Lesch sicher. Denn, für den Betrieb von Raumschiffen wird Hochspannungstechnologie benötigt. Versuche mit Hochspannung im Wasser, mache man nur einmal ...

Einem breiteren Publikum bekannt geworden ist der Münchner Professor durch seine Fähigkeit, komplexe wissenschaftliche Themen öffentlichkeitswirksam zu vermitteln. So hat die Sendereihe alpha Centaur auf dem Bildungskanal BR-alpha, in der Harald Lesch seit 1998 verständliche Antworten auf Fragen wie "Was ist Zeit?" oder "Wie alt ist die Erde?" gibt, unter Wissenschaftsfans längst Kultstatus erreicht. Gespräche über philosophische und theologische Fragen stehen hingegen im Mittelpunkt der ebenfalls auf BR-alpha ausgestrahlten Sendereihen Lesch & Co., Denker des Abendlandes und Alpha bis Omega. Daneben hat der Astrophysiker eine Reihe populärwissenschaftlicher Bücher veröffentlicht. Für die Vermittlung seiner wissenschaftlichen Arbeit in die breite Öffentlichkeit wurde Prof. Dr. Lesch 2005 mit dem Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.
Gefördert wurde diese Otto-von-Guericke-Vorlesung durch die NORD/LB Mitteldeutsche Landesbank.

Letzte Änderung: 21.09.2023 - Ansprechpartner: Webmaster