Mutige Inszenierungen
Theaterdramaturgen beeindruckt
Theater spielen, Filme drehen, Musik machen oder Gedichte schreiben - was machen die Magdeburger Studenten in ihrer Freizeit, wo schlummern ihre Talente? Dies stärker ins Zentrum der Studententage zu rücken, hatten sich deren Organisatoren für die 12. Studententage vorgenommen. Als Wettbewerb, so war es angedacht. Auch wenn es dann letztendlich nicht der "klassische" Wettbewerb mit Jury, rotem Teppich und Preis geworden ist, so haben sich doch alle mit sehr viel Engagement ins Zeug gelegt.
Drei Aufführungen
Die Theatergruppe DER SCHRANK an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg rief an der Universität und Fachhochschule wirkende Theatergruppen auf, sich mit einer Inszenierung zu beteiligen. Den Menschenfeind von Molière führte die Amateurtheatergruppe VOLLES HAUS auf. Mit Lantana von Andrew Bovell beteiligte sich die Freie Theatergruppe FEUERWACHE und DER SCHRANK brachte Das Mandat von Nikolaj Erdman auf die Bühne des CampusTheaters. Die Schauspieldramaturgen Nadja Hess, Christopher Hanf und Helge Hübner vom Theater Magdeburg sahen sich je eine Aufführung an.
"Die studentischen Theatergruppen verdienen alle große Hochachtung", stellte Nadja Hess fest, "beachtenswert, was beispielsweise DER SCHRANK mit sparsamsten Mitteln auf die kleine Bühne des CampusTheaters brachte." Als ganz erstaunlich und mutig bemerkte sie auch, dass sich die Studenten mit einer so selten gespielten Satire aus den 20er Jahren auseinandersetzten. Natürlich müssten wir uns als Theatermacher dazu auch immer fragen, warum wir eine bestimmte Geschichte heute noch erzählen möchten und so zum Beispiel auch im Umgang mit dem Text versuchen, einen zeitgenössischen Zugriff zu finden.
Christopher Hanf beeindruckte besonders das leidenschaftliche Engagement, mit der sich die Studenten mit den Charakteren Molières beschäftigt hatten. Der Spaß, den die Akteure beim Spiel hatten, übertrug sich unmittelbar aufs Publikum. Nadja Hess bewundert die Disziplin der studentischen Schauspieler, die aus den verschiedensten Fachrichtungen kommen und sich neben dem Studium und Nebenjob nicht nur einmal in der Woche zur Probe treffen, sondern so kurz vor den Prüfungen sogar eine Premiere herausbringen. Das Engagement in studentischen Theatergruppen bringe Zusammengehörigkeitsgefühl, Gemeinschaftssinn und ist eine Bereicherung für die Stadt.
Zusammenarbeit erwünscht
Spielfreude und Bereitschaft für Neues erlebte auch Helge Hübner bei der Aufführung von Lantana der Freien Theatergruppe Feuerwache: "Hier wurde sehr stark am Text gearbeitet. Und auch intensiv mit den Schauspielern - szenische Verfremdungen, das Verhalten zum Text, das Entwickeln einer Spielidee. Der Lohn war ein eindrucksvoller Abend, der das Publikum an der rätselhaften Geschichte hat teilhaben lassen." Helge Hübner möchte allen studentischen Theatermachern Mut machen, mit den Texten auch experimentelle Wege zu gehen.
Studentisches Theater sei nur mit der nötigen Infrastruktur möglich, unterstreichen Nadja Hess und Helge Hübner. Doch auch da biete Magdeburg mittlerweile schon einiges - das CampusTheater, die FestungMark, die Feuerwache, aber auch für das Schauspielhaus könnten sich die beiden Auftritte von studentischen Theatergruppen oder andere Projekte vorstellen, beispielsweise in der Reihe nachtcafé. Die beiden betonen, dass sie sich über Initiativen, Anregungen und eine intensivere Zusammenarbeit mit den studentischen Gruppen sehr freuen würden.