Wie viel Würde hat der Mensch?
Die WÜRDE ist unter uns - Ein TRITT frei! im Kabarett "Die Zwickmühle"
Der Satz aus dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland: "Die Würde des Menschen ist unantastbar" gerät im neuen Programm des "Zwickmühlen"-Duos Marion Bach und Hans-Günther Pölitz immer wieder auf den (kabarettistischen) Prüfstand. Sie behaupten im Titel des aktuellen Programms "Die WÜRDE ist unter uns …" und beschreiben gleichzeitig gesellschaftliche Zu- und Umstände des Umgangs mit ihr:
"… Ein TRITT frei!"
Pointen, Kalauer, Lieder
In einem satirischen Feuerwerk mit Kaskaden von Pointen, Kalauern, Liedern, Couplets, in Spielszenen und Solonummern thematisieren die beiden Kabarettisten den vom Grundgesetz garantierten Grundwert der (Menschen-)Würde aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln und in immer neuen Zusammenhängen. Was sie mit satirischem Biss und schonungsloser Direktheit hierbei offenbaren, ist nicht immer zum Lachen, mehr zum Nachdenken und kann manchmal auch ganz schön betroffen machen.
Mit diesem Programm haben Marion Bach und Hans-Günther Pölitz eine ganz neue Qualität auf die Bühne gebracht. Schon im furiosen Entree wird klar, dass Marion Bach ihr "Muttilein"-Image aus den beiden vorangegangenen Programmen gänzlich abgelegt hat. Mit Schlagkraft, Witz und Charme begegnet sie ihrem Partner von Anfang an auf (kabarettistischer) Augenhöhe. Wie sie den "Belehrungen" von Hans-Günther Pölitz selbstbewusst mit Pro- und Kontra-Argumenten begegnet und dabei mit dem Charme einer Frau "spielt", macht das Nummernprogramm, durch das sich das Thema WÜRDE (in unzähligen Variationen) wie ein roter Faden zieht, zu einem brillant inszenierten Kabarettabend (Regie: Regina Pölitz).
Am Puls der Zeit
Man zitiert Friedrich Schiller, Karl Kraus, Blaise Pascal, nimmt Anleihen bei Goethes Faust und immer wieder bei Politiker-"Bekenntnissen"; kalauert, witzelt und überrascht in diesem Programm wieder einmal mit ganz besonders wirkungsvollen musikalischen "Kommentaren" zum Thema. Mit Franz Lehàrs Das Land des Lächelns singt man über das Thema: Würde ist nicht gleich Würde ("Meine Würde, Deine Würde, die sind beide gleich …"). Hans-Günther Pölitz singt sich mit Otto Reutters berühmtem Couplet In 50 Jahren ist alles vorbei querbeet durch die aktuelle deutsche Politik. Marion Bach mobilisiert das "Rollkommando Wolfgang Schäuble" zur totalen Überwachung (Mach uns platt Wolfgang Schäuble, mach uns platt).
Immer wieder überraschen die beiden Kabarettisten durch neue szenische Einfälle, um ihre satirischen "Botschaften" mitzuteilen: Der Frage "Wo ist eigentlich die Würde der Demonstranten?" gehen sie nach, indem Marion Bach versucht, einen Polizeiübergriff anzuzeigen und damit keinen Erfolg hat. "Volltrunken" begibt sich Hans-Günther Pölitz mittendrin im Publikum auf die Suche nach seinem SPD-Ortsverein und sorgt für Lachsalven, wenn er lallend bekennt Ich bin der letzte Sozi! Kabarett-Kunst im wahrsten Sinne des Wortes ist der Versuch, ein türkisches Kind zu taufen, damit ihm eine bessere Zukunft sicher ist. Wie hier im Dialog zwischen der türkischen Mutter und einem Kirchenmann die "Würdelosigkeit" mancher gesellschaftlicher Umstände auf den Punkt gebracht wird, geht unter die Haut. Und wenn Marion Bach als "Schlapphut-Überwacher" von der STASY ("Schäubles Anti-Terror-System") die totale Überwachung und Ausspähung des Menschen propagiert, dann erlebt der Zuschauer aktuelle Politik ganz hautnah. Politisches Kabarett am "Puls" der Zeit!
Hans-Günther Pölitz und Marion Bach setzen in ihr Publikum großes Vertrauen, wenn sie ihr Programm mit einem Lied von Rosenstolz enden lassen, dass auf eine ganz besondere Art und Weise, angesichts der täglich erlebbaren "Hartz IV-Realität" betroffen macht: Marion Bach singt mit der Verzweiflung der Hoffnungslosigkeit und aus dem Bewusstsein heraus Ich bin ich, ich bin jetzt, ich bin hier. Bekenntnis und Mahnung, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Aber wissen das auch die Politiker? Eine Antwort darauf findet man bei Pölitz & Bach in der "Magdeburger Zwickmühle".