Keine Entwicklungshilfe
Vorträge in China und Peru zu Menschenrechten
In China und Peru über Menschenrechte zu sprechen, ist nicht unbedingt ein einfaches Unterfangen. Prof. Dr. Georg Lohmann und Dr. Arnd Pollmann vom Institut für Philosophie waren eingeladen, an den Universitäten in Nanjing und Shanghai sowie in Lima Vorträge über Menschenrechte und Globalisierung zu halten.
In der Verfassung
Georg Lohmann besuchte bereits zum zweiten Mal die Volksrepublik China. Auf Tagungen der Akademie der Sozialwissenschaften Chinas und der Konrad-Adenauer-Stiftung diskutierten 60 chinesische Wissenschaftler und vier deutsche Kollegen Menschenrechte im Kontext von Wissenschafts- und Technik-Ethik. Angesichts der sich rasant entwickelnden Industrie, Wirtschaft und Wissenschaft in China und der wachsenden Bedeutung Chinas in der Welt brisante Themen.
"Im wissenschaftlichen Rahmen kann in China die Diskussion um Menschenrechte durchaus frei geführt werden", schätzt Professor Lohmann ein. "China hat in seiner neuesten Verfassung die Menschenrechte zum Teil akzeptiert. Aber es fehlt noch viel, um sie auch in der Gesellschaft zu verwirklichen. In der chinesischen Kultur gibt es dazu Ansätze." Erstaunlich im Vergleich zu seinem Besuch vor zwei Jahren sei, wie intensiv sich inzwischen die Wissenschaftler mit dem Thema auseinandersetzen, z. B. mit der Stellung der Frau in der chinesischen Gesellschaft, wie viel Fachliteratur sie studiert haben und wie fundiert sie diskutieren. "Und", merkt Professor Lohmann an "die Verwirklichung von Menschenrechten war auch in Europa und Amerika ein sehr langer, über Jahrhunderte dauernder Prozess. Sie können nicht oktroyiert werden, sondern mussten immer auch erkämpft werden. Die sozialen Probleme aber zeigen, dass Menschenrechte unumgänglich sind."
Aufarbeitung von Unrecht
Die Philosophie der Menschenrechte stand im Mittelpunkt der drei Vorträge von Dr. Arnd Pollmann an der Katholischen Universität von Lima. Er hielt sie vor Studenten während einer Menschenrechtskonferenz, die das Goethe-Institut Lima mit veranstaltete. "Für mich war es schwierig, von Magdeburg aus einzuschätzen, was für die Studierenden in Peru interessant und wichtig ist", erzählt Arnd Pollmann. "Schließlich wollten wir nicht belehren oder Entwicklungshilfe in Sachen Menschenrechte geben. Das Menschenrechtsverständnis muss sich aus der eigenen Kultur der Länder entwickeln."
Peru war gezeichnet durch einen 20 Jahre währenden Bürgerkrieg, in dem die Guerillas vom "Leuchtenden Pfad" seit 1970 das Land terrorisierten. Zur Bekämpfung dieser Terrororganisation wurden erhebliche Menschenrechtsverletzungen begangen. 2000 richtete die peruanische Regierung eine "Wahrheitskommission" ein, um das Unrecht aufzuarbeiten. So spielten die Aufarbeitung von Unrecht und die globale Gerechtigkeit in den Vorträgen von Arnd Pollmann eine wesentliche Rolle.
Die beiden Wissenschaftler arbeiten gemeinsam mit Dr. Thomas Hoffmann, Institut für Philosophie, und mit dem Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Menschenrechtsbildung am Institut für Politikwissenschaft, Prof. Dr. Karl-Peter Fritzsche, und seinem Mitarbeiter Dr. Reinhard Wesel in der Arbeitsstelle Menschenrechte der Universität Magdeburg. Sie bündelt und koordiniert menschenrechtsbezogene Aktivitäten in Forschung und Lehre sowie außeruniversitäre Projekte und Veranstaltungen. Die Wissenschaftler arbeiten in einer DFG-Forschergruppe (Antragsverfahren) zu Menschenwürde und Menschenrechten mit, bieten Weiterbildungen zum Thema an, ermöglichen Promovenden und jüngeren Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland Kontakte und Diskussionen, haben zahlreiche Bücher und Aufsätze veröffentlicht und Tagungen durchgeführt. Die nächste, zusammen mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, am 11. Dezember 2007: "Menschenrechtsschutz für Frauen: Internationale Standards und nationale Ansätze".