Ein eingreifender Denker
Ehrenpromotion für Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma
Für seine bedeutenden literatur- und sozialwissenschaftlichen Arbeiten sowie seine überragende Rolle als Mäzen verlieh die Fakultät für Geistes- Sozial- und Erziehungswissenschaften Prof. Dr. Dr. h. c. Jan Philipp Reemtsma die Würde eines Doktors der Philosophie ehrenhalber. Während eines Festaktes im Magdeburger Gesellschaftshaus überreichten ihm Mitte November 2007 der Rektor, Prof. Klaus Erich Pollmann, und der Dekan der Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Prof. Eckhard Dittrich, im Beisein des Kultusministers, Prof. Jan-Hendrik Olbertz, die Urkunde.
Ein Höhepunkt
"Wir ehren einen der herausragendsten Wissenschaftler Deutschlands, einen eingreifenden Denker, einen Anreger, der durch seine kritischen Fragestellungen oft erst den Impuls zur öffentlichen Diskussion gegeben hat", unterstrich Professor Dittrich, "aber auch einen Bürger, der sich mit seinen Stiftungen und der dort geleisten Arbeit um die Wissenschaft verdient gemacht hat." Er verbinde in seinen Arbeiten literarische, historische, politologische, soziologische und philosophische Themen miteinander. Für eine Fakultät, die Kulturwissenschaften, Sozialwissenschaften und Bildungswissenschaften umgreife, also eine geradezu ideal zu ehrende Persönlichkeit. Die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Jan Philipp Reemtsma stelle einen Höhepunkt des akademischen Lebens für die Fakultät im Jahr der Geisteswissenschaften dar, betonte der Rektor, Professor Pollmann. Es war die dritte Ehrenpromotion, die die Fakultät seit ihrer Gründung 1993 vergeben hat.
Ein Plädoyer
In seiner Laudatio Ethos der Illusionslosigkeit. Jan Philipp Reemtsma als Intellektueller würdigte Prof. Dr. Axel Honneth von der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main die brillanten Analysen des herausragenden Wissenschaftlers und Sozialforschers, mit denen er Einfluss auf Kultur, Politik und Gesellschaft nehme.
Es sei schön zu erfahren, dass das, was man tue, einer Ehrung für würdig erachtet werde, bedankte sich Professor Reemtsma. Die Frage im Titel seines Vortrages Geisteswissenschaften - würden wir sie vermissen? beantwortete es schlicht mit einem Nein. Und doch plädierte er entschieden dafür, dass sich Gesellschaften den Luxus von Geisteswissenschaften leisten sollten.
Jan Philipp Reemtsma, Jahrgang 1952, lebt und arbeitet vorwiegend in Hamburg. Er ist Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Hamburg und Vorstand des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Zu den Arbeitsbereichen des 1984 von Jan Philipp Reemtsma gegründeten Instituts zählen die Theorie und Geschichte der Gewalt und die Gesellschaft Deutschlands.
In Stiftungsvorständen
Die wissenschaftliche Aufarbeitung von Erscheinungsformen, Ursachen und Folgen individueller und institutioneller Gewalt ist Professor Reemtsma ein wichtiges Anliegen. Unter sozial- und literaturwissenschaftlichen Aspekten setzt er sich mit dem Thema Gewalt immer wieder auseinander. Zudem ist Jan Philipp Reemtsma im Vorstand der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur und Vorstand der Arno Schmidt-Stiftung. Die Universität Konstanz ehrte ihn 1999 mit einer Ehrendoktorwürde. Im kommenden Jahr erhält er die Johannes-Gutenberg-Stiftungsprofessur an der Universität Mainz. Spektakulär war 1996 die Entführung des Millionen-Erben in Hamburg. In seinem Buch Im Keller dokumentiert Jan Philipp Reemtsma die Ereignisse während der 33 Tage andauernden Entführung.
Den musikalischen Rahmen des Festaktes gestaltete der Pianist Hermann Müller vom Institut für Musik.