Kriege und Staaten
Klaus Schlichte, Professor für Internationale Beziehungen
Snipers, Taliban, Kindersoldaten, Guerillas - der Soziologie von Kriegen und Staaten widmet sich Prof. Dr. Klaus Schlichte in seinen Forschungen. Bevor er zum 1. Oktober 2007 den Ruf auf die Professur Internationale Beziehungen am Institut für Politikwissenschaft annahm, war er sechs Jahre Leiter der Nachwuchsforschergruppe "Mikropolitik bewaffneter Gruppen" an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Seine Forschungen führten ihn und seine Doktoranden in elf Länder in Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa, um die Aktivitäten nichtstaatlicher Kriegsakteure genauer zu untersuchen. Selbst hat Klaus Schlichte in Serbien, Uganda, Mali und Senegal geforscht.
In Magdeburg wird er die Theorie und Geschichte internationaler Beziehungen zu seinem Forschungsschwerpunkt machen. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit wird die Geschichte internationaler Politik und ihrer Theoretisierung sein. Ein anderer Schwerpunkt fokussiert auf Formen und Wandlungen staatlicher Herrschaft. Da geht es um Staatszerfall und Staatsbildung nach Bürgerkriegen, beispielsweise in Afghanistan oder im Irak. "Ein weiteres Projekt über die Reaktionen der serbischen Bevölkerung auf Entscheidungen des internationalen Gerichtshofs in Den Haag ist beantragt", ergänzt Professor Schlichte.
Nach einem Promotionsstudium in Hamburg und Bordeaux schloss Klaus Schlichte 1995 seine Promotion ab. In Hamburg hatte er zuvor Politikwissenschaft, Philosophie, Afrikanistik und Volkswirtschaftslehre studiert. Nach der Promotion war er Stipendiat des "Maison des Sciences de l'Homme" in Paris, Frankreich, und Visiting Lecturer an der University of Washington in Seattle, USA. Als Hauptbearbeiter betreute Klaus Schlichte dann wiederum an der Universität Hamburg das DFG-Projekt "Staatsbildung und Staatszerfall in der Dritten Welt" bevor er an die Humboldt-Universität nach Berlin ging.
Von der Spree an die Elbe
Warum entschied er sich für den Wechsel von der Spree an die Elbe? "Da ist vor allem der Studiengang Friedens- und Konfliktforschung zu nennen. Er fügt sich inhaltlich in meine Arbeit gut ein", meint Professor Schlichte. "Der Studiengang ist sehr international und eröffnet viele Möglichkeiten, die Studenten in die Forschungsprojekte einzubeziehen." Forschende Lehre sei sehr fruchtbar, unterstreicht der neuberufene Professor. Aus ihr entwickle sich eine intensive Zusammenarbeit, die für Studenten sehr attraktiv sei. In der Sondierungsphase, wie es so schön heißt, ist die Kooperation mit einer indischen und einer norwegischen Universität. In Indien soll ein vergleichbarer Studiengang der Friedens- und Konfliktforschung nach dem Magdeburger Modell aufgebaut werden. An der Universität im norwegischen Tromsö läuft ein derartiger Studiengang bereits sehr erfolgreich. So kann ein Netzwerk für den Studentenaustausch mit der entsprechenden Anerkennung der im Ausland erbrachten Studienleistungen entstehen.
Von der Stadt hat der Neumagdeburger erst wenig gesehen, zu viel gab es zu tun, seit er im Gebäude 40 sein Büro bezog. "Ein großes Kompliment möchte ich weitergeben an den Rektor, den Dekan sowie die vielen Kollegen und Mitarbeiter. Das Berufungsverfahren und der Start hier liefen sehr unkompliziert, kollegial und offen in sehr sympathischer Atmosphäre", unterstreicht Professor Schlichte.