Eine Ära geht zu Ende
Zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Gerald Wolf
Im Februar 2008 wird der langjährige Direktor des Instituts für Medizinische Neurobiologie an der Fakultät für Medizin, Prof. Dr. Gerald Wolf, 65 Jahre alt und geht in Pension. Zugleich hört das Institut selbst damit auf, in seiner bisherigen Form fortzuexistieren - eine Ära geht zu Ende. Das Ministerium fordert Verschlankung, und die Emeriti haben ihre Lehrstühle mit nach Hause zu nehmen.
Die Vorläufereinrichtung, das Biologische Institut, wurde 1960 an der damaligen Medizinischen Akademie Magdeburg (MAM) gegründet. Unter dem Direktorat von Prof. Alfred Dorn erfolgte 1979 seine Vereinigung mit dem Institut für Anatomie zum Institut für Anatomie und Biologie. Zeitgleich erhielt Dr. Gerald Wolf eine Dozentur für das Fachgebiet "Biologie für Mediziner" an der MAM und wurde damit auch zum Lehrstuhlbereichsleiter für Biologie am neuen Institut ernannt.
Neurobiologisches Profil
Als eines seiner Highlights galt das Wissenschaftliche Taschenbuch der Neurobiologie, das er bereits als 30-Jähriger geschrieben hatte. Gerald Wolfs Berufung als Ordentlicher Professor für Biologie erfolgte 1981, 1985 wurde er zum Direktor des nun wieder als eigenständige Einrichtung fungierenden Instituts für Biologie ernannt.
Gerald Wolf wurde 1943 in Limbach/Sachsen geboren und studierte Biologie an der Universität Leipzig und, parallel dazu, Medizin. Auf eine Approbation verzichtete er, allein die Forschung hatte es ihm angetan. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sektion Biowissenschaften in Leipzig und promovierte 1970 auf dem Gebiet der Neuro-Endokrinologie. 1979 habilitierte er sich zum Thema: Hypothalamo-neurohypophysäres System und Neurophysine (Promotion B). Mit dem neuen Chef bekam der Lehrstuhlbereich sein neurobiologisches Profil. War es in den ersten Jahren die Erforschung des Glutamat-Transmitterstoffwechsels, so wurde mit Beginn der neunziger Jahre das Stickstoffmonoxid zum Forschungsschwerpunkt der Einrichtung. 1990 sind ein Zellkultur-Labor und 1992 ein modernes molekularbiologisches Labor etabliert worden. Zur selben Zeit kamen die Elektronen- und später die Laser-Konfokal-Mikroskopie dazu.
Prof. Wolf engagierte sich nach der Wende sehr stark für die Demokratisierung der Medizinischen Akademie und übernahm - als ihr erster verbeamteter Professor - verschiedene Funktionen in der akademischen Selbstverwaltung. So war er u. a. Prorektor für Forschung an der MAM, Prodekan an der späteren Medizinischen Fakultät, Vorsitzender der Forschungskommission, Vertrauensdozent der Studienstiftung des deutschen Volkes und von 2000 bis 2002 Prorektor für Forschung.
Bereits 1992 erfolgte die Berufung auf die C4-Professur für "Medizinische Neurobiologie" und die Bestätigung im Amt des Direktors des Instituts für Biologie, das bald darauf in "Institut für Medizinische Neurobiologie" der Medizinischen Fakultät umbenannt wurde.
Professor Wolf ist Mitglied in einer Vielzahl wissenschaftlicher Gesellschaften. Etwa 250 wissenschaftliche Publikationen tragen seine Handschrift, darunter mehrere Fach- und Sachbücher. Seit der ersten Ausgabe arbeitet Prof. Wolf im Redaktionsbeirat des Magdeburger Wissenschaftsjournals der Universität mit. Auch war und ist es ihm stets ein Bedürfnis, die Biologie, vor allem die Neurowissenschaften, durch populärwissenschaftliche Artikel und Vorträge einem breiten Publikum nahe zu bringen. 2005 erschien sein Wissenschafts-Roman "Der Hirngott".
Fördern durch fordern
Gerald Wolf leitete sein Institut nach dem Prinzip: Fördern durch fordern. So konnte es sich dauerhaft in den "Top ten" des Forschungs-Rankings der Medizinischen Fakultät etablieren. Die Ausbildung im Fach "Biologie für Mediziner" wurde von ihm nachhaltig geprägt; legendär wurde seine alljährliche Weihnachtsvorlesung. Viele Doktoranden wurden von ihm betreut und konnten am Ende "ihren Hut nehmen". Vertrauen war ein Garant für die vielen Jahre einer von allen Mitarbeitern des Instituts geschriebenen Erfolgsgeschichte in einem "Kollektiv", wie es in unserer so einseitig leistungsorientierten Zeit nur noch selten zu finden ist.
Seine Mitarbeiter und Studenten wünschen Professor Wolf für die Zukunft Gesundheit, mehr Zeit für die Familie, alles Gute für den neuen (Wissenschafts-)Roman, dessen Manuskript dieser Tage fertig geworden ist, und viele neue Ideen für einen dritten Roman!