Familienbande - Familienschande
Neue Erkenntnisse zur Affinität von Geschlecht und Verwandtschaft
Mit dem Weg der Otto-von-Guericke-Universität zur familiengerechten Hochschule rückt die Familie um so mehr auch als Forschungsgegenstand in den Fokus wissenschaftlicher Betrachtungen. Davon zeugt der im Dezember 2007 im Böhlau-Verlag erschienene Band Familienbande - Familienschande. Geschlechterverhältnisse in Familie und Verwandtschaft, herausgegeben von Prof. Dr. Eva Labouvie und Dr. Ramona
Myrrhe. Der Band vereint die Ergebnisse der vom Institut für Geschichte unter Leitung von Prof. Labouvie in Kooperation mit der Koordinierungsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung in Sachsen-Anhalt im November 2006 durchgeführten "Fünften interdisziplinären Konferenz zur Frauen- und Geschlechtergeschichte in Sachsen-Anhalt" und des Jahrestreffens des Arbeitskreises Frauen- und Geschlechterforschung in Deutschland, Abt. Neue Bundesländer. Anliegen der an Tagung wie Buch beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Geschichtswissenschaft, den Literaturwissenschaften, der Slawistik, Volkskunde, Soziologie, Theologie, Philosophie und Pädagogik ist es, der in den Kultur-, Sozial- und Erziehungswissenschaften gerade erst beginnenden wissenschaftlichen Diskussion um Familie und Geschlecht neuartige interdisziplinäre Impulse zu verleihen. Dabei werden Familie und Verwandtschaft als Organisations- und Ordnungsgefüge verstanden, die neben der gesellschaftlichen auch die Geschlechterordnung einer jeweiligen Kultur und Zeit spiegeln.
Gegenwart und Vergangenheit
Ihren Ausgangspunkt nehmen die Beiträge von historischen und gegenwärtigen Bildern, Fiktionen und Konstruktionen in Literatur und Kunst, in denen komplexe Vorstellungen und vielschichtige Arrangements von Familie, Verwandtschaft und Genealogie ihre Wirkungsmacht entfalten. Geschlechtsspezifische verwandtschaftliche Beziehungen in Vergangenheit und Gegenwart bilden freilich nicht nur für die gesellschaftlichen, sozialen und familiären Strukturen oder Imaginationen, sondern auch für die Alltagspraxis bedeutsame Ordnungs- und Sinnfaktoren und beinhalten vielfältige Handlungsdispositionen für soziales und geschlechterabhängiges Agieren. So nimmt der Band die aktuellen Diskussionen und breiten politischen Debatten um Männer-, Frauen- und Familienarbeit, neue Mütterlichkeit und Väterlichkeit, Geburtenrückgang, geschlechtsspezifischen Kinderwunsch und Kinderbetreuung, Kinderarmut und -vernachlässigung und die Ausdifferenzierung von Familienformen zum Anlass, um den Einbezug geschlechtsspezifischer Aspekte für eine neue wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Wandel, der historischen Entwicklung und der Affinitäten von Familien-, Verwandtschafts- und Geschlechtermustern sowie konkreten familiären Lebensweisen in Geschichte und Gegenwart fruchtbar zu machen.